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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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stöhnte er mitten im Vulkanausbruch.
    Er wird mich nicht verlassen, dachte sie. Er wird mich in seinen Armen halten, egal, was passiert. Er wird auch nicht lauter Geheimnisse haben wie Hänschen.
     
    Veronika kam nach Hause. Claes hatte ihr die Tür geöffnet. Er hatte das Auto in der Einfahrt gehört.
    Er pflegte doch nicht auf sie zu warten? Sie ahnte bereits die Katastrophe.
    »Wir setzen uns«, sagte er und ging in die Küche.
    »Was ist los?«
    Sie legte die Stirn in tiefe Falten und hatte nur rasch die Jacke abgelegt.
    »Ist jemand gestorben?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ein Verrückter hat angerufen«, erwiderte er.
    Jetzt saßen sie sich gegenüber, und er erzählte.
    Sie regte sich nicht einmal auf, spürte nur, wie sich in ihr eine Kälte ausbreitete.
    »Ich habe so etwas geahnt«, sagte sie leise. »Irgendwann weiß man, dass alles geschehen kann.«
    In dieser Nacht schmiegte sie sich eng an ihn.
    Zumindest bin ich nicht allein, dachte sie. Gott sei Dank!

13
    Nach der Röntgenvisite am Morgen begaben sich Veronika und Fresia Gabrielsson auf die Station, um dort die Visite zu machen. Die Stimmung war gelöst und heiter. Sie wurden von Schwester Lisbeth begleitet.
    Die Tage vergingen quälend langsam. Es war Dienstag, die Woche hatte erst ihren Anfang genommen. Veronika hatte eine Nacht mit fürchterlichen Träumen hinter sich. Keine Alpträume, aber ihr Organismus war auf eine Katastrophe eingestellt, und ihre Nackenmuskeln waren verspannt.
    Sie kreiste mit den Schultern und gähnte hinter vorgehaltener Hand.
    »Schlecht geschlafen?«, wollte Lisbeth wissen.
    Sie standen neben dem Rollwagen für die Visite und warteten darauf, dass Fresia ihr Telefonat mit einem Psychiater beenden würde.
    »Allerdings. Mit kleinen Kindern ist das so.«
    »Geistert sie nachts herum?«, wollte Lisbeth wissen. Veronika nickte. »Ich kann mich auch noch daran erinnern.« Lisbeth lächelte.
    »Unsere Klara wird immer gegen drei munter und ruft nach uns. Mein Mann holt sie dann«, erzählte Veronika.
    Veronika dachte daran, wie zufrieden ihre Tochter immer im Bett war. Sie legte sich zufrieden zwischen ihnen zurecht und schlief ein. Das Leben der Anpassung, der Mühe und der Liebe, dachte sie. Sie liebte die Kleine so sehr, dass es schmerzte.
    Erst am frühen Morgen war sie endlich eingeschlafen. In einem Schlitten mit Glöckchenklang, die Kufen tief im Schnee, war sie davongefahren. Sie hatte sich unter die Felle gekuschelt und in den tiefschwarzen Himmel geschaut. Es war immer schneller gegangen, bis der Schlitten abgehoben hatte. Er war geradewegs ins All gefahren.
    Dann war der Radiowecker angegangen, mit den Nachrichten. Sie war wie erschlagen gewesen und hatte eine Weile gebraucht, um zu sich zu kommen.
    Niemand weiß etwas, hatte sie gedacht, noch nicht.
     
    Die Visite war beendet. Sie ließ die vormittägliche Kaffeepause aus und begann, die Entlassungsscheine auszustellen. Anschließend wusch sie sich die Hände und betrachtete sich im Spiegel über dem Waschbecken. Oberärztin Veronika Lundborg stand auf ihrem Namensschild, weiße Buchstaben auf blauem Grund. Es steckte etwas schief am Kragen ihres Kittels.
    Wie mein ganzes Leben, dachte sie und rückte das Schildchen zurecht, ehe sie sich wieder an den Schreibtisch setzte.
    Auf dem Korridor rollte scheppernd der Essenswagen vorbei. Sie sah auf die Uhr. Gleich elf. Sie musste sich ranhalten. Weitere Patienten warteten. Taxis waren vorbestellt.
    Veronikas Gedanken drehten sich im Kreis. Eine weitere Patientin war ihr in ihr Sprechzimmer gefolgt. Sie hatte ihr ihre Fragen beantwortet, und sie war mit einem Rezept und einer Krankschreibung wieder gegangen. In einem Monat würden sie sich bei der Nachuntersuchung wiedersehen. Mit vorsichtigen Schritten, aber guter Dinge war die Frau nach Hause gegangen.
    Veronika war allein. Die Schreibtischlampe leuchtete gelb und freundlich. Die Worte fielen ihr mühelos ein. Sie fasste den Krankenhausaufenthalt zusammen, gab den Grund an, warum die Patientin hatte stationär behandelt werden müssen, nannte die Art der Operation, ihr Ergebnis, beschrieb die beginnende Genesung und dass sie damit rechne, dass dieser Prozess zu Hause abgeschlossen und bei der Nachuntersuchung überprüft werde. Alles Routine. Ihre Lippen bewegten sich automatisch am Mikrofon. Ihre Gedanken schweiften ab.
    Sie hatte es sich sehr zu Herzen genommen. Alle nahmen sich eine Anzeige sehr zu Herzen. Ärzte, Schwestern, Hebammen. Natürlich war das so. Ihr

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