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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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verwahrte. Sie nahm eine ungeöffnete Rolle Kekse, aß sie auf und stellte fest, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie befand sich in einer Sackgasse.
    Alles war trocken gewesen und hatte wunderbar ausgesehen, als sie den Bauch zugenäht hatten. Die Patientin hatte Antibiotika bekommen, und auf der Intensivstation war es ihr immer besser gegangen.
    Daniel Skotte war ebenso schleierhaft wie ihr, was passiert war. Mit seiner ruhigen Art war er ein guter Zuhörer und ein hervorragender Tröster gewesen. Das galt auch für Ronny Alexandersson und Else-Britt Ek.
    Hatte die Patientin eine Überdosis erhalten? Oder hatte es sich um einen allergischen Schock gehandelt? Oder war Gift im Spiel gewesen? Aber Charlotte Eriksson hatte noch der Schweiß auf der Stirn gestanden, das hatte die Pflegehelferin, die die Vertretung machte, berichtet. Sie hatte sich den Vorfall sehr zu Herzen genommen. Außerdem schien sie ein Auge auf Daniel Skotte geworfen zu haben. Sie glaubte sicher, dass niemand etwas gemerkt hatte, aber sie strahlte ihn unentwegt an.
    Und der Obduktionsbericht ließ auf sich warten.
    Sie würde ohnehin nichts erfahren, jedenfalls nicht solange die Polizei ermittelte. Verdacht auf Mord. Aber niemand glaubte, dass sie die Mörderin war. Niemand, außer der Ehemann, soweit sie wusste.
     
    Es hatte sich während ihrer ersten Wochen im Gullregnet ereignet, als die Arbeit noch neu für sie gewesen war. Sara-Ida musste in letzter Zeit öfter daran denken.
    Sie hatte einem Mann geholfen, eine Tablette zu schlucken, die auf dem Nachttisch gelegen hatte. Das war nach Gertruds Predigt gewesen, sie stelle zu viele Fragen. Ein Wasserglas hatte auch dort gestanden. Sie hatte dem alten Mann das Glas gereicht, er hatte selbst die Tablette genommen, die wie eine Kapsel ausgesehen hatte. Der Mann hatte ganz augenscheinlich gewusst, was er schluckte.
    Eine andere Pflegehelferin hatte sie später gefragt, ob sie dem Mann sein Zäpfchen gegeben habe, weil es nicht mehr auf dem Nachttisch liege. Sie hatte genickt. Ein Zäpfchen! Sara-Ida hatte sich in Grund und Boden geschämt. Es hätte rektal und nicht oral verabreicht werden müssen.
    Aber der Mann war am nächsten Tag wie immer gewesen, genauso verwirrt und genauso fröhlich.
    Sie hatte die Angelegenheit für sich behalten, denn sie hatte niemandem, am allerwenigsten Gertrud, die Gelegenheit geben wollen, auf ihr herumzuhacken.
    Jetzt befürchtete sie, dass etwas Schreckliches geschehen würde. Sie dachte an die Ärztin. Sara-Ida hatte das Getuschel gehört. Gewisse Schwestern und Ärzte hegten den Verdacht, sie hätte bei der Operation gepfuscht.
    Andere hingegen nahmen sie in Schutz.
     
    Es schüttete. Sara-Ida stand hinter den Türen im Haupteingang und überlegte. Sollte sie sich ins Unwetter wagen oder warten? Der Himmel war vollkommen schwarz.
    Plötzlich tauchte neben ihr ein Schatten auf.
    Es war Jörn.
    »Hallo«, sagte sie überrascht.
    Er stellte sich etwas zu dicht neben sie. Man hätte glauben können, dass sie sich nicht nur flüchtig, sondern sehr gut kannten.
    »Was machst du hier?«, fragte sie ihn mit beherrschter, aber freundlicher Stimme.
    »Ich fahre jetzt nach Hause. Ich habe meine Mutter besucht.«
    Er trug private Kleidung, nicht die graugrüne Hose mit den vielen Taschen und die robuste Jacke der Hausmeister. Sie waren nicht die Einzigen, die darauf warteten, dass der Regen nachließ. Der Karpfen stand in einem durchsichtigen Regenmantel über dem Kostüm und einem lächerlichen, spießigen Hütchen aus dunkelblauem Wachstuch auf dem Kopf schräg hinter ihr.
    »Was hat deine Mutter denn?«, fragte Sara-Ida, mehr um überhaupt etwas zu sagen.
    »Ihr ist schwindlig. Sie ist zur Beobachtung auf der Inneren. Vielleicht ist es was mit dem Herzen«, meinte er ausweichend und zuckte mit den Achseln. »Sie untersuchen das noch.«
    »Also nichts Ernstes«, meinte sie und war erleichtert, nicht über Krankheit und Tod sprechen zu müssen.
    Davon sah sie genug. Am liebsten wollte sie nur kerngesunde Leute treffen.
    »Nein«, erwiderte er nach kurzem Zögern.
    Draußen war es heller geworden, aber es goss noch immer. Sara-Ida und Jörn gingen durch die Glastür.
    Sara-Ida trat unter dem Vordach hervor, und die kühle Herbstluft schlug ihr ins Gesicht. Sie dachte, dass sie jetzt den weiten Weg bis nach Kristineberg im Regen zurückradeln musste, da räusperte sich Jörn.
    »Du kannst bei mir mitfahren«, meinte er und warf den Kopf in den Nacken, wie er es immer

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