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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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tat.
    Wunderbar!, dachte sie sofort.
    Zögerte aber dennoch.
    »Und das Fahrrad? Ich habe morgen Frühdienst.«
    »Das lege ich in den Kofferraum.«
    Das klang ganz einfach. Sie konnte nicht widerstehen. Sie schloss ihr altes Monark-Fahrrad auf und schob es zum Auto. Er öffnete den Kofferraum. Sehr aufgeräumt und abgesehen von einer zusammengeknüllten gelben Frotteedecke in einer Ecke vollkommen leer. Eine typische Krankenhausdecke, hat er geklaut, dachte Sara-Ida, während Jörn ihr Fahrrad in den Kofferraum hob. Das Vorderrad ragte aus der Klappe hervor. Er band es so fest, dass das Schutzblech nicht den Lack zerkratzte.
    Dann stiegen sie ein und fuhren vom Parkplatz.
    »Aber ist das nicht ein Umweg für dich? Musst du nicht in die entgegengesetzte Richtung?«, fragte sie aus Höflichkeit.
    »Das macht nichts«, murmelte Jörn und bog statt nach Westen nach Bockara Richtung Zentrum ab.
    Er hielt mit beiden Händen das Lenkrad. In der Mitte prangte das blauweiße Markenzeichen: BMW.
    »Neu?«, fragte sie.
    »Nein, gebraucht. Aber wie neu«, antwortete er grinsend und tätschelte liebevoll das Armaturenbrett.

12
    Es war halb zehn Uhr abends, der Montag nach Allerheiligen. Auf allen Friedhöfen hatten Kerzen gebrannt. Claes spähte vom Sofa aus durchs Fenster in die Dunkelheit. Im Wohnzimmer war es gemütlich warm. Klara schlief. Das alte Holzhaus knarrte vertraut bei dem Wind.
    Die Stille wurde unterbrochen, als ein Handy irgendwo in der Diele zu klingeln begann. Seins war es nicht, und er blieb liegen, bis die Melodie verklungen war.
    Er hatte gerade die Nachrichten gesehen und wartete auf die Sportschau.
    Veronika vergaß ihr Handy recht oft. Oder sie vergaß, den Akku aufzuladen. Das sei ihr stiller Protest gegen die Arbeit, behauptete sie. Sie hielt es für eine Freiheit, unerreichbar zu sein. Auch wenn es sich nur um eine scheinbare Freiheit handelte, denn heutzutage erreichte man immer jeden, wenn man es wirklich darauf anlegte.
    Claes wusste, dass Veronika bei einer Kollegin war, bei Else-Britt Ek, die er auch kannte. Sie lebte außerhalb, auf einem Bauernhof, ihr Mann war Landwirt. Sie trafen sich häufiger.
    Ein paar Kollegen aus der Klinik hatten sich bei Else-Britt Ek verabredet. Er kannte nicht alle und hatte auch nur mit halbem Ohr zugehört. Veronika hatte den Wagen genommen und die anderen abgeholt. Sie hatte ohnehin nicht vor, Wein zu trinken, würde den Grund dafür aber vermutlich nicht verraten.
    Aber wer weiß, überlegte er, ging in die Küche, öffnete den Kühlschrank und griff nach der zweiten Dose Bier an diesem einsamen Abend.
    Vielleicht erzählt sie es ja doch, dachte er zerstreut. Er stellte sich näher an das Küchenfenster und schaute in die Dunkelheit. Matschwetter. Der Halbmond war jedoch zu sehen. Dann würde es Dezember werden, und sie würden Santa Lucia und Weihnachten feiern, überall würden Kerzen brennen, und man würde Glögg trinken. Die Zeit verging rasch, bald war es so weit.
    Auf Strümpfen ging er zurück zur Wohnzimmercouch und legte die Füße auf den Glastisch mit den tausend winzigen Fingerabdrücken von Klara. Wirklich verrückt, mit kleinen Kindern einen Glastisch zu haben, aber diesen Tisch hatte er aus seiner Wohnung mitgenommen, irgendein Designguru hatte ihn entworfen, und er war verdammt schick. Weder Kratzer noch Fingerabdrücke machten ihm so viel aus wie früher.
    Was ihm nach seinem vierzigsten noch alles geschenkt worden war. Unglaublich eigentlich. Erst Klara, und jetzt noch ein Geschwisterchen!
    Er trank ein paar Schluck Bier. Sie hatten sich mit dem Arzt über die Risiken unterhalten. Sie hatten lange in seinem Sprechzimmer gesessen. Sie waren alles andere als durchschnittlich, vor allem war Veronika das nicht, sie fiel wirklich ganz und gar aus dem Rahmen. Dadurch war nichts einfach und selbstverständlich.
    Als sie anschließend auf dem Gang gestanden hatten und er die anderen Paare im Wartezimmer angeschaut hatte, war er von den ganzen Statistiken und Entscheidungen, die zu treffen waren, wie erschlagen gewesen.
    Jetzt konnten sie nur noch warten.
    In gewisser Weise war es jedoch auch einfach: Veronika und er waren sich einig, die Untersuchung durchführen zu lassen. Sie waren sich auch einig, was zu tun war, wenn das Resultat nicht wie gewünscht ausfiel.
    Die Termine für die Untersuchungen standen bereits fest. Frauen in Veronikas Alter empfahlen die Ärzte sofort eine invasive Untersuchungsmethode. Eine dünne Nadel wurde durch die

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