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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Beschwerdestelle der Gesundheitsbehörde eingeht, wird sie öffentlich einsehbar«, fuhr Claes unverdrossen fort. »Wenn also eine Anzeige von der Kanzlei angenommen wird … Es wird überprüft, ob der angezeigte Vorfall nicht länger als zwei Jahre zurückliegt, die Verjährungsfrist beträgt nämlich zwei Jahre. Außerdem muss der Beschwerdeführer ein Patient oder sein Angehöriger sein. Man kann auch keine eventuellen Kunstfehler anzeigen, die nach dem Tod aufgetreten sind. Kannst du folgen?«
    »Natürlich.«
    »Jedenfalls schickt man dem Beklagten die Anzeige mit der Aufforderung, dazu innerhalb von drei Wochen Stellung zu nehmen.«
    »Ich weiß! Das ist häufig zu wenig Zeit, um alle Unterlagen zusammenzubekommen. Oft muss man um Verlängerung der Frist ersuchen.«
    »Jetzt komme ich zum springenden Punkt. Wenn der Brief abgeschickt wird, legt man den Vorgang in einen Korb am Empfang der Beschwerdestelle der Gesundheitsbehörde. Und diesen Korb haben die Leute der Nachrichtenagenturen im Auge. Die machen daraus sofort eine Meldung, und zwar noch bevor der Betroffene etwas weiß. Schließlich dauert es auf dem normalen Postweg mindestens einen Tag lang, bis der Brief ankommt.«
    Veronika sagte kein Sterbenswort.
    »Und genau das ist jetzt passiert«, sagte Claes. »Und es handelt sich natürlich um einen besonders spannenden Fall, an dem viele Details verlockend sind. Erst einmal die Schießerei …«
    »Schießerei? Du übertreibst!«
    »Dann diese komplizierte Operation.«
    »Die war nicht besonders kompliziert«, versuchte Veronika ihn zu bremsen.
    »Aber die Zeitungen werden es so darstellen. Sie lieben Katastrophen, genau wie ihre Leser. Davon leben sie schließlich. Sie sehen dich als jemanden mit Einfluss, und solche Leute müssen sich eine kritische Prüfung gefallen lassen. Das solltest du am besten gleich einsehen.«
    »Das tue ich auch.«
    »Außerdem war das Opfer mit einem einflussreichen Mann aus der Stadt verheiratet und noch recht jung. Da gibt es viele Saiten, auf denen sie spielen können. Bedenklich ist auch, dass die Medien die Betroffenen bereits bezichtigen dürfen, ehe das Verfahren in Gang gekommen ist, aber so funktioniert offenbar unsere gläserne Gesellschaft. Außerdem wird nur in wenigen Fällen gegen die Beklagten entschieden, nur in etwa zehn Prozent, ich habe das nachgesehen.«
    »Es gibt Menschen, die sich schon die Anzeige an sich sehr zu Herzen nehmen«, meinte Veronika.
    »Das ist klar. Und zu einer Schlagzeile gehört auch immer ein Foto.«
    »Du meinst, meines?«
    »Ich habe mich jedenfalls mit Louise Jasinski unterhalten, da sie mit diesem Fall betraut ist«, meinte er. »Wir haben den Bericht der Gerichtsmedizin, und wir haben ihn uns heute Vormittag zusammen angesehen, aber wie du weißt, unterliegt dieser Bericht der Geheimhaltung, da es sich um eine polizeiliche Ermittlung handelt. Ist die Beschwerdestelle der Gesundheitsbehörde an dem Obduktionsbericht interessiert, dann muss sie ihn direkt von der Gerichtsmedizin in Linköping anfordern. Aber ich kann so viel sagen«, meinte er und überlegte, »du hast keinen Grund, die Hoffnung aufzugeben!«
    Sie legten auf.
    Sie setzte sich an ihren Computer und googelte die Beschwerdestelle der Gesundheitsbehörde.
    Die Stelle dieser Einrichtung verhängte Disziplinarstrafen. Eine Ermahnung war die geringste Strafe, eine Verwarnung war schon ernster. Die meisten Beklagten wurden freigesprochen. Die Beschwerdestelle zahlte keine Entschädigungen. Das war ein weit verbreitetes Missverständnis. Für eine Entschädigung mussten sich die Patienten an die Gesellschaft zur Regulierung von Personenschäden wenden. Wenn es um Schadensersatz ging, war der Rechtsweg zu beschreiten. Die Beschwerdestelle konnte allerdings das Recht widerrufen, Rezepte auszustellen. Sie konnte Ärzten auch ihre Approbation entziehen, dann mussten die Vorwürfe allerdings von der Behörde kommen. Etwa zwanzig Personen pro Jahr wurden ihre Approbation los, las sie. Sowohl Ärzte als auch Krankenschwestern.
    Sie wandte sich vom Monitor ab und schaute auf die Uhr. Ihr Magen knurrte, sie musste etwas essen, ehe die Sprechstunde am Nachmittag begann.
    In diesem Augenblick hörte sie ein leises Klopfen, und die Tür wurde geöffnet. Gunilla Åhman wedelte mit einem großen weißen Umschlag. Mit hochroten Wangen streckte sie die Hand aus und nahm den Umschlag entgegen.
    Die Sekretärin nickte freundlich und ließ sie allein. Sie riss den Umschlag auf. Oben links

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