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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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häufig telefoniert.«
    »Sie haben gesagt, dass Sie noch am Tag, bevor auf sie geschossen wurde, mit ihr gesprochen haben?«
    »Ja. Sie rief von ihrem Arbeitsplatz an. Also bei mir im Büro … es war aber nichts Besonderes.«
    »Sie hat Sie nicht aus dem Krankenhaus angerufen? Als sie dort lag?«
    Kristina Luna schüttelte den Kopf.
    »Aber ich habe mit Harald gesprochen. Charlotte befinde sich auf dem Wege der Besserung, sagte er. Ich hatte vor, sie diesen Montag zu besuchen, aber da war sie bereits …«
    Mit traurigem Blick sah sie auf.
    »Wie klang sie, als sie das letzte Mal mit ihr gesprochen haben?«
    »Wie immer … so wie sie in den letzten Jahren immer geklungen hat«, meinte Kristina Luna und zuckte leicht mit den Achseln.
    »Können Sie das näher erläutern?«
    »Tja, sie wurde immer gleichgültiger, könnte man sagen. Ich schämte mich fast, um ehrlich zu sein. Denn bei mir kam ein Kind nach dem anderen, wie die Orgelpfeifen, sagt mein Mann.«
    Sie lachte zufrieden.
    »Aber jetzt reicht es«, meinte sie mit Nachdruck. »Mehr werden es nicht.«
    »Und Charlotte …?«
    »Eben. Sie bekam keine. Ich habe keine Ahnung, woran das lag, sie und ihr Mann haben sich untersuchen lassen und alle erdenklichen Methoden ausprobiert, aber … Wirklich jammerschade. Denn beide sind so kinderlieb. Meine lieben sie.«
    Kristina Luna hatte eine Tüte Zwieback auf den Tisch gestellt. Louise nahm keinen, aber Kristina Luna aß einen nach dem anderen. Sie fuchtelte mit den Händen und hatte den Kopf ständig in Bewegung. Lebhaft, deswegen ist sie so mager, dachte Louise. Sie setzt einfach kein Fett an.
    »Ich war dabei, als sie Harald in Lund kennenlernte«, fuhr Kristina Luna fort. »Ich habe noch nicht gefrühstückt«, entschuldigte sie sich, sprang auf, nahm die Milch aus dem Kühlschrank und goss sich ein großes Glas ein. Sie fragte Louise, ob sie auch ein Glas wolle, aber sie lehnte ab. Dann setzte sie sich wieder.
    »Charlotte hatte sich über beide Ohren verliebt«, fuhr sie fort. »Wir hatten Oskarshamn, man könnte sagen, die Provinz, verlassen und waren in die große Universitätsstadt Lund gekommen. Das fanden wir beide wahnsinnig aufregend. Gleichzeitig waren wir etwas nervös und auch manchmal etwas einsam … es war also eine Ironie des Schicksals, dass der erste Mann, dem Charlotte begegnete, ein Mann von zuhause war … Aber vielleicht ist das gar nicht so merkwürdig«, meinte sie und fuhr sich durchs Haar, »denn es geschah auf einem Ball für Studenten aus Oskarshamn und Kalmar. Dort haben sie sich kennengelernt. Sie kannten sich nicht aus der Schule, denn Harald ist vier Jahre älter. Sie war vermutlich etwas schüchtern und ließ sich anfänglich nicht so leicht erobern … er musste sich also anstrengen, der gute Harald … Aber Beharrlichkeit führt zum Ziel! Ich war natürlich auf der Hochzeit, eine Riesenhochzeit in Påskallavik mit Dinner in der Påskallavik Gästgiveri. An nichts wurde gespart. Charlotte trug ein schlichtes Kleid, das wunderschön war. Maßgeschneidert natürlich … Meine Güte, das waren Zeiten!«, sagte sie von den Erinnerungen beflügelt.
    »Und das ganze Leben lag vor uns …«
    Ihre Augen funkelten. Die Wimperntusche war nicht ganz exakt aufgetragen, das sah man, wenn sie nach draußen ins graue Wetter schaute.
    »Um ehrlich zu sein, glaube ich, dass sich Harald auf dieser Hochzeit recht klein vorkam.«
    Ihre Tonlage war jetzt gedämpfter. Sie schaute auf ihre Finger und spielte mit einem Zopfband mit zwei Kirschen in der Mitte.
    »Sie wissen schon, die große und reiche Verwandtschaft Charlottes und von ihm nur Mutter und Schwester. Sie kommen aus Figeholm, daran ist an sich nichts auszusetzen, aber man unterscheidet sich ja doch. Die Drotts sind ursprünglich aus Stockholm … Haralds kleine Familie muss sich recht armselig vorgekommen sein. Daran habe ich manchmal gedacht. Er wollte so viel, war motiviert und voller Begeisterung, musste anfänglich aber recht oft zu Kreuze kriechen, wie man sich vorstellen kann. Als er in die Firma eintreten wollte … sich mit dem alten Drott zusammenraufen musste … also mit Charlottes Papa. Harald mit seinen modernen Ideen. Er hatte schließlich im Unterschied zu Ernst, Charlottes Vater, eine lange Ausbildung absolviert. Harald ist Ingenieur. Es kam zu etlichen Auseinandersetzungen zwischen ihnen, das kann man sich ja denken … bis sich dann der Unfall ereignete und Harald die Firma übernehmen konnte. Endlich, könnte er gesagt

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