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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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ergeben. Trotzdem kann schließlich noch einiges passieren. Polizeiliche Ermittlungen sind langwierig.«
    Veronika nickte. Sie war bleich geworden.
    »Hast du denn keinen Anhaltspunkt? Ich meine, dein Mann muss doch schließlich etwas wissen«, sagte Ronny.
    »Doch. Offenbar hat die Obduktion keine Klärung ergeben.«
    Sie starrten sich an.
    »Das ist aber ungewöhnlich«, meinte er. »Kein Herzversagen, keine Lungenembolie?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, nichts dergleichen. Nichts, was irgendwie schlüssig wäre. Aber das bleibt unter uns. Ich habe den Bericht der Gerichtsmedizin nicht gelesen. Das waren nur gewisse Vorabindikationen, die darauf schließen ließen.«
    Sie legte den Zeigefinger an die Lippen.
    »Natürlich sage ich kein Wort.«
    »Ich habe natürlich x-mal überlegt, was ich übersehen haben könnte.«
    Er nickte und sah sie mit seinen sanften, grünen Augen fragend an.
    »Zwei Tage auf der Intensiv kommen mir nicht zu kurz vor«, meinte er und kratzte sich am Kopf. »Ich habe sie selbst bei der Visite gesehen. Sie sah recht munter aus, etwa so, wie zu erwarten. Schließlich war sie auf dem Weg der Genesung. Diese Sache werden sie dir nicht anhängen können.«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    »Es ist merkwürdig, dass es ihrem Ehemann so wichtig ist, wann sie verlegt wurde. Die Operation stellt er überhaupt nicht in Frage. Eigentlich verlief alles nach Plan. Ich war sogar relativ zufrieden, wenn ich das so sagen darf.«
    »Gegen die Operation lässt sich auch nichts einwenden. Das weiß er sicher.«
    »Aber wann man Patienten verlegt, ist schließlich eine Frage der persönlichen Einschätzung. Wir haben beide schon tausend Mal irgendwelche Patienten verlegt, gelegentlich auch grenzwertige Fälle, aber so war es ja hier nicht einmal.«
    »Natürlich. Aber eine Einschätzung ist schließlich auch nicht aus der Luft gegriffen.«
    »Ich werde natürlich auf die Laborwerte hinweisen, die Temperaturkurven, die Aufzeichnungen, die ihren klinischen Status betreffen – glücklicherweise habe ich genaue Aufzeichnungen. Die Notizen im Pflegeplan der Schwester liegen mir ebenfalls vor. Aber es hängt trotzdem alles von den Personen ab, die in dieser Sache urteilen.«
    »Wir dürfen nicht vergessen, dass die erst nachträglich urteilen. Sie wissen, wie es ausgegangen ist. Das ist psychologisch heikel. Wäre sie nicht gestorben, hätte niemand einen Gedanken daran verschwendet.«
    »Wir verlegen die Patienten, wenn wir den Eindruck haben, dass sie kein Intensivbett mehr benötigen. Das kann sehr unterschiedlich sein, das weißt du genauso gut wie ich. Es kann passieren, dass wir gezwungen sind, Patienten früher, als optimal gewesen wäre, auf die normale Station zu verlegen, weil andere den Intensivplatz nötiger brauchen. Meistens geht das auch gut. Das ist dem Ehemann sicher auch klar«, meinte Veronika. »Dieses Mal muss etwas mit der Kommunikation schiefgegangen sein.«
    »Du hast also nicht mit ihm gesprochen?«
    »Habe ich nicht. Aber ich sehe jetzt ein, dass ich das hätte tun sollen. Nicht, weil die Angehörigen diktieren sollen, wer welche Betten bekommt, sondern um ihnen das Gefühl zu geben, in die Entscheidung mit einbezogen worden zu sein. Einem anderen Angehörigen wäre das vielleicht egal gewesen, aber die meisten finden es positiv, wenn Patienten auf die normale Station verlegt werden, schließlich ist das ein Indiz dafür, dass es ihnen besser geht. Aber dieser Mann ist mir mit seiner Unruhe ziemlich auf die Nerven gegangen, das Übliche, du weißt schon, und ich habe ihm auch zugehört, das habe ich wirklich. Aber offenbar nicht aufmerksam genug … Ich hätte ihn vor der Vormittagsvisite auf der Intensivstation anrufen sollen, aber es war Montag, und nach dem Wochenende hatten wir alle Hände voll zu tun.« Sie seufzte betrübt.
    »Es gibt so viel, was man hätte tun sollen. Zumindest im Nachhinein«, tröstete Ronny sie.
    »Es reicht nicht immer für alles.«
    Ihre Stimme war belegt, sie war den Tränen nahe.
    »Und ich dachte, auf der Station ist dann immer noch genug Zeit, um mit ihm zu reden. Wenn der Vormittag erst einmal abgehakt ist, können wir uns in aller Ruhe hinsetzen. Aber …«
    Daraus war nichts geworden.
    »Warum hat Charlotte Eriksson ein Einzelzimmer bekommen?«
    »Das war nur nett gemeint, weil der Mann so verdammt anspruchsvoll war. Ein richtiger Wichtigtuer. Außerdem dachte ich, dass die Polizei sie vielleicht mehrmals verhören will. Man soll nie etwas außer

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