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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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flog. »Jedenfalls kann ich mich an nichts erinnern. Zumindest nichts, was mit Pistolen und Schüssen zu tun haben könnte. Mit so was beschäftigen wir uns nicht«, meinte sie mit leiser Ironie.
    Sie schaute diskret auf die Armbanduhr. Draußen war ein Auto zu hören. Ihr Mann wollte sie abholen. Ihre Enkel waren wichtiger als alles andere, das war ganz deutlich.
    »Vielleicht wissen die anderen ja mehr, sie sind schließlich zusammen aufgebrochen«, meinte Harriet Rot.
    Claesson hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Der Ehemann trat ein. Er trug ein kariertes Hemd und Hosenträger, hatte einen Bierbauch und erinnerte ein wenig an Karlsson vom Dach.
    »Es ist unbegreiflich«, meinte Harriet Rot und runzelte die Stirn. »Sie müssen die Falsche niedergeschossen haben. Vielleicht handelte es sich um einen verrückten Patienten?« Sie schien sich zu freuen, dass ihr endlich etwas eingefallen war.
    »Hat sie mit Ihnen über ihre Patienten gesprochen?«
    »O nein, nie! Charlotte war sehr diskret. Sie nimmt es mit der Schweigepflicht sehr genau.«
    »Es wäre doch denkbar, dass sie Ärger mit einem Patienten hatte und jemandem ihr Herz ausschütten wollte. Schließlich sind wir alle nur Menschen«, meinte Claesson und beobachtete ihre Reaktion.
    Harriet Rot schüttelte jedoch energisch den Kopf.
    »Nein. Sie müssen die anderen fragen. Mir fällt dazu absolut nichts ein. Oder fragen Sie sie selbst.«
    Sie sah ihn an, ohne seinem Blick auszuweichen, schien aber gleichzeitig über etwas nachzudenken.
    »Vielleicht war sie ja gestern Abend etwas still«, meinte sie zum Schluss.
    »Können Sie das näher erklären? Ist sie sonst gesprächiger, meineich.«
    »Schwer zu sagen. Sie ist wohl normal gesprächig. Aber gestern war sie ungewöhnlich schweigsam.«
    »Ist Ihnen das bereits da aufgefallen?«
    Harriet Rot setzte die Brille mit rotschwarzem Gestell auf, die an einer Kette um ihren Hals gebaumelt hatte, was ihr das Aussehen eines Waschbären verlieh.
    »Ja. Ich glaube, dass ich mir schon gestern Gedanken darüber gemacht habe, warum sie wohl so schweigsam war. Aber dann verging der Abend einfach. Wenn es etwas Ernstes ist, dann werde ich es wohl früher oder später erfahren, dachte ich. Obwohl Charlotte – der es doch so gut geht …«, meinte sie nach einer Pause.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Nun, die Firma floriert. Ihr Vater hat sie gegründet. Aber Geld ist schließlich nicht alles«, meinte sie mit einem leichten Lächeln.
    Claesson runzelte die Stirn.
    »Woran denken Sie genau?«, wollte er wissen.
    Harriets Blick fiel auf die Fotos im Wohnzimmer.
    »Meine Kinder und Enkel sind mir eine große Freude«, sagte sie als Antwort auf seine Frage. »Enkel sind sozusagen das Sahnehäubchen, der letzte Pfiff des Lebens.«
    Der Ehemann trat ins Wohnzimmer. Er wirkte ungeduldig. Harriet Rot erhob sich und strich ihren Pullover glatt. Claesson verstand den Wink. Er hatte keine weiteren Fragen und brach auf.
    Als er sein Auto aufschloss, war ihm so trostlos zumute wie bei seiner Ankunft. Als würde das Leben einfach nutzlos verstreichen. Ein langweiliger Fall, dachte er voller Selbstmitleid, nichts, was einen anspornt.
    Inzwischen hatte er keine Lust mehr, schwimmen zu gehen. Jetzt brauchte er einen Kaffee. Er rief Veronika an. Diese war auf dem Weg zu Mona Lundin, um Klara abzuholen. Ich hoffe wirklich, dass sich Mona nicht überanstrengt hat, dachte er.
     
    Sara-Ida focht einen inneren Streit aus, blieb dann aber doch mit dem Idioten Jörn auf der Bank sitzen.
    Immerhin betrug der Abstand zwischen ihnen einen Meter, mindestens. Niemand hatte den geringsten Grund anzunehmen, dass sie etwas miteinander zu tun hatten. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie er am Vortag das Hefegebäck, das sie ihm spendiert hatte, verschlungen hatte.
    Aber jetzt hielt er ausnahmsweise einmal den Mund.
    Schließlich hatte sie sich für einen großen Hefekranz von Nilssons entschieden. Klar, dass er dem nicht hatte widerstehen können. Manche waren mit wenig zufrieden. Sie selbst hatte nur eine dünne Scheibe genommen, und die anderen am Tisch hatten ihm den Kuchenteller immer wieder zugeschoben. Als würden sie ein Ferkel füttern. Grunz, grunz. Obwohl sie das Hefegebäck gekauft hatte und nicht die Weiber.
    Verstohlen warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Verdammt!
    In ihrem Übereifer, den Diamantring vorzuführen, hatte sie sich um eine ganze Stunde vertan. Jessan würde frühestens in zwanzig Minuten auftauchen.
    Sollte sie sich so weit

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