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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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flüsterte sie.
    »Doch«, antwortete er leise, während sich der Intensivpfleger auf das Telefon konzentrierte.
    Claesson war es wichtig, dass alles mit rechten Dingen zuging. Er wollte seine Beziehungen nicht ausnutzen, das konnte zu Missverständnissen führen.
    »Kein Problem«, sagte Pfleger Peter, »aber der Ehemann ist im Augenblick nicht da.«
    »Wir würden auch lieber mit ihr allein sprechen. Es ist also ein Vorteil, dass er nicht da ist«, meinte Claesson und versuchte, sich dumm zu stellen.
    Dem Pfleger schien die Situation jedoch Unbehagen zu bereiten.
    »Ich weiß nicht, wann er kommt. Er war nicht sonderlich angetan von dem Gedanken, dass sie verhört wird, bevor sie wieder richtig munter ist und weiß, was sie sagt.«
    »Ach so«, meinte Claesson. »Wir werden sie schon nicht ermüden, das können Sie dem Ehemann ausrichten.«
    Charlotte Eriksson war bleich, wirkte sonst aber den Umständen entsprechend recht munter. Ein durchsichtiger Plastikschlauch führte von ihrem Unterarm zu einer Infusionsflasche. Ein paar Gläser mit verschiedenfarbigen Flüssigkeiten standen auf dem Nachttisch. Wasser, Saft und noch etwas.
    »Wir wollen uns nur ganz kurz mit Ihnen unterhalten«, begann Claesson, nachdem er Erika Ljung und sich vorgestellt hatte.
    »Kein Problem«, erwiderte Charlotte Eriksson.
    Sie klang alles andere als schwach.
    »Erzählen Sie uns doch bitte, woran Sie sich erinnern«, sagte Claesson. »Glauben Sie, dass Sie das können?«
    Sie hatte einen trockenen Mund und blinzelte, als bereite ihr das Tageslicht Kopfschmerzen.
    »Ich erinnere mich hauptsächlich an das Geräusch. Den Schuss. Es klang fürchterlich. Kurz und durchdringend und fürchterlich.«
    »Sie erinnern sich nur daran?«
    »Und an so ein tiefergelegtes Auto, das an mir vorbeifuhr, aber das war eine ganze Weile, bevor auf mich geschossen wurde. Und dann war da noch ein Auto in einer hellen Farbe, das Krach gemacht hat.«
    »Wie das?«
    »Es dröhnte. Der Schalldämpfer oder der Auspuff war kaputt oder was auch immer. Es fuhr nur wenige Augenblicke, bevor auf mich geschossen wurde, an mir vorbei, und hielt dann auf der Stengatan, glaube ich zumindest, abrupt an. Ich dachte mir nichts dabei, da es nichts mit mir zu tun hatte.«
    Sie versuchte zu husten, unterdrückte diesen Impuls aber.
    »Das tut im Bauch so verdammt weh«, sagte sie stöhnend und schnappte nach Luft. »Jedenfalls erinnere ich mich, dass ich gerade den Friedhof verlassen hatte, als es knallte.«
    »Den Friedhof?«
    »Ja, ich war dort reingegangen. Dann knallte es und tat im Bauch weh. Ich krümmte mich und …«
    Sie schluckte und verzerrte erneut vor Schmerzen das Gesicht.
    »Was haben Sie auf dem Friedhof gemacht?«
    »Ich hatte etwas gehört, aber …«
    Es war ihr anzusehen, dass sie sich zu erinnern versuchte.
    »Ich erinnere mich im Augenblick nicht so genau.«
    »Sie sind also auf den Friedhof gegangen?«
    »Ja, aber nicht sonderlich weit. Jetzt erinnere ich mich, ich glaubte, da wäre was. Ein Tier oder so, oder ein Mensch, der heulte. Ich war neugierig, aber hatte natürlich auch Angst.«
    Claesson wartete vergeblich auf eine Fortsetzung.
    »Das klingt interessant. Erzählen Sie weiter.«
    Sie sah plötzlich gequält und müde aus.
    »Das ist merkwürdig, aber ich weiß nicht mehr genau. Es war so dunkel, ich sah fast nichts mehr außer …«
    Ihre Stimme wurde leiser. Sie starrte ins Leere.
    »Alles war ein einziges Durcheinander«, sagte sie. »Ja … und dann knallte es.«
    Er nickte leicht.
    »Das ist alles, was Ihnen dazu einfällt?«
    Sie starrte einen Augenblick an die Decke.
    »Nein … wirklich nicht. Vielleicht fällt mir ja noch etwas ein, wenn ich nicht mehr so müde bin.«
    »Aber können Sie noch etwas über dieses Auto sagen, das an Ihnen vorbeigefahren ist, kurz bevor auf Sie geschossen wurde? Also nicht dieses tiefergelegte Auto, sondern das andere, das so einen Lärm machte?«
    »Nein. Doch, es hatte eine helle Farbe … Rostlaube … vermutlich ein Volvo, so ein normaler Kombi.«
    »Ein V 70?«
    »Ja, vielleicht. Ich glaube aber, es war ein älteres Modell. Die heißen doch anders, oder?«
    »Stimmt«, erwiderte Claesson, »Volvo 850.«
    »Aha.«
    Sie sah ihn desinteressiert an, als sei sie in Gedanken irgendwo anders.
    »Einmal habe ich mich auch umgedreht, und da sah ich ein Auto, das nicht an mir vorbeifuhr, sondern in die Södra Fabriksgatan einbog. Das war ein kleiner grüner Wagen.«
    »Also zusammengenommen drei Fahrzeuge«, sagte

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