Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster
lieber rasende Kopfschmerzen, die ließen sich zumindest mit Hilfe von Tabletten kurieren.
Aber jetzt gab es keine Mittel, und es war nur noch eine Frage von Minuten, bis es nicht mehr rumorte, sondern explodierte.
Sie schluckte wiederholte Male, wartete und krümmte sich. Dann nahm sie plötzlich einen Geruch wahr. Tatsächlich! Ihr Nachbar briet Speck. Dieser Sadist! Der Essensgeruch drang durch alle Ritzen, und sie hatte keine Chance zu entkommen. Das ist der große Unterschied zwischen einer Wohnung und einem Haus, dachte sie.
Ihr Magen krampfte sich zusammen. Rasch schlug sie die Decke zurück und rannte auf die Toilette. Ein Sturzbach. Pfui Teufel …
Dann betätigte sie schwankend die Wasserspülung, behielt aber den Kopf über der Kloschüssel. Sie fror, wartete darauf, dass es wieder losgehen würde, und verschwendete keinen Gedanken an ihre Arbeit. Niedergeschossene Frauen, Einbrüche, Körperverletzungen und Diebstähle waren ihr komplett egal. Umso mehr machte es ihr jedoch zu schaffen, dass sie jetzt den Fußboden im Badezimmer putzen musste. Ihr saurer Mageninhalt war in alle Richtungen gespritzt.
Wenn man doch nur einen zuverlässigen Mann gehabt hätte, der sich um einen kümmerte! Wie angenehm wäre das doch gewesen, aber wie beschaffte man sich so einen?
Fast wäre sie vor Sehnsucht in Tränen ausgebrochen. Ein Paar starke Arme. Eine Umarmung. Gelassenheit und Verständnis. Ein Mann, der jetzt den Boden gewischt hätte.
Janos hätte das garantiert nicht getan. Er hätte sich rausgeredet, und sie hätte nur mit den Achseln gezuckt und es selbst erledigt. Wie alles andere.
Sie war allein zu Hause. Beide Töchter waren mit Janos unterwegs, schließlich hätte sie dieses Wochenende arbeiten sollen. Inzwischen fand sie es in Ordnung, dass sie bei ihm waren. Vielleicht hatte sie die Scheidung mittlerweile tatsächlich verwunden. Sie wollte ihn jedenfalls nicht zurück. Nicht mehr.
Trotzdem konnte es seltsamerweise immer noch vorkommen, dass ihre Wut aufflammte. Gefühlsneutral war sie noch lange nicht. Optimal wäre es, weder zu hassen noch zu lieben. Wenn es ihr einfach egal wäre. Dieser Tag musste noch kommen.
Und wenn nicht? Wenn sie nun bis an ihr Lebensende Energie darauf verschwendete, die gekränkte Exfrau zu sein? Dafür gab es in ihrer nächsten Umgebung genügend betrübliche Beispiele. Sobald sich eine Gelegenheit bot, legten sie los, insbesondere nach ein paar Gläsern Wein. Den Tag, an dem mir aufging, dass er eine andere hatte, werde ich nie vergessen. Er schloss sich auf dem Klo ein und murmelte in sein Handy.
So war es gewesen. Janos hatte nie so viel Zeit auf der Toilette verbracht wie damals.
Glücklicherweise gelang es ihr mittlerweile sich zu beherrschen und gemeine Bemerkungen, die sie anschließend doch nur bereute, zu unterlassen. Er war es einfach nicht wert, und sie fand ein solches Verhalten entwürdigend. Außerdem ließ es ihn ohnehin kalt.
Sie fühlte sich erbärmlich. Sie fror, und ihr Magen schmerzte, obwohl sie sich jetzt etwas besser fühlte. Sie stellte den gelben Eimer in die Wanne und ließ Wasser einlaufen.
Zugegebenermaßen hatte es sie mit einer gewissen Schadenfreude erfüllt, als Janos von seiner jungen Geliebten verlassen worden war. Geschah ihm recht! Jetzt merkte er wenigstens mal, wie das war. Sie hatte ihre eigene Zufriedenheit auch nicht ganz verbergen können, als sie ihm schließlich endgültig den Laufpass gegeben hatte, nachdem er zum x-ten Mal zu ihr zurückgekehrt war. Dieses ewige Hin und Her. Er konnte sich nicht entscheiden. Wollte sie beide. Er habe es so schwer, hatte er gejammert, Tränen vergossen und sie damit sehr verwirrt. Sie hatte sich Hoffnungen gemacht und Strategien ersonnen, wie alles wieder gut werden könnte. So wie vorher. Gemütliche Abendessen, herrliche Strandspaziergänge Hand in Hand, kuschelige Abende im Doppelbett, Lächeln und Aufmunterung, kein Genörgel, keine Mühen, nur ein freundliches, versöhnliches kleines Lächeln. Hoppla! Hatte die Wäsche wirklich zwei Tage in der Maschine gelegen? Das macht nichts, Liebes. Wir waschen sie eben noch einmal! Ihr war natürlich auch klar, zumindest anschließend, dass das lächerlich war und dass sie sich etwas vorgemacht hatte.
Die Plastikflasche enthielt noch einen Rest Schmierseife, und sie war froh, dass sie so umsichtig gewesen war, Gummihandschuhe zu kaufen. Glücklicherweise lagen sie auch im Badezimmer, sodass sie sich nicht mit dem ekligen Gestank, der ihr in
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