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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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besonders wenn sie der Meeresluft ausgesetzt waren.
    Dann tauchte ein bekanntes Gesicht auf dem Bildschirm auf. Heute Abend schon wieder, dachte er. Der zuverlässige und tadellose Sprecher der Polizei von Oskarshamn, Janne Lundin.
    Lundin sah noch genauso aus wie vor fünfzehn Jahren, als Claesson ihn bei seinem Dienstantritt in Oskarshamn nach einer kurzen Zeit in Stockholm kennengelernt hatte. Gewisse Menschen alterten nicht, sie wurden nur etwas diffuser.
    »Die Polizei kann weiterhin keine näheren Angaben zu der Schießerei machen, bei der eine Frau schwer verletzt wurde«, sagte Lundin.
    »Könnte es sich um eine Abrechnung der Unterweltskreise handeln?«, wollte der Reporter wissen.
    Auch dazu wollte sich Lundin nicht äußern, aber Claesson meinte zu sehen, dass sein Mundwinkel leicht zuckte. Sie hatten glücklicherweise mit kriminellen Banden seit einiger Zeit in Oskarshamn nichts mehr zu tun gehabt, und Charlotte Eriksson verkehrte vermutlich genauso wenig in Fixerkreisen oder unter Kleinkriminellen und Schießwütigen wie Veronika.
    Claesson trank einen Schluck Bier.
    Jetzt hatten sie zumindest den Tatort gründlich abgesucht, die Nachbarn befragt und Zeugen verhört. Damit wurden rasch viele Aktenordner gefüllt, mit deren Hilfe sie dann weiterermitteln mussten.
    Aber so weit waren sie noch nicht.
    Sie hatten ein Opfer, das ansprechbar war, aber das hatte ihnen bislang nicht weitergeholfen. Vielleicht würde sich das ja ändern, wenn sie sich etwas erholt hatte.
    Jedenfalls waren es nicht Charlotte Erikssons Schuhabdrücke gewesen, die sie vor dem Grabstein auf dem Friedhof gesichert hatten. So viel wusste Benny Grahn bereits. Sie hatten sich im Verlauf des Tages kurz im Präsidium gesprochen. Wie immer hatte Benny einen Adepten im Gefolge gehabt, einen jungen Polizisten von der Spurensicherung in Kalmar, der eine Art erweitertes Praktikum absolvierte. Er war mager wie ein Windhund und hatte ein schmales, spitzes Gesicht. Ungewöhnlich für einen Polizisten, dachte Claesson. Die meisten seiner Kollegen waren grobschlächtig, meist muskulös.
    Benny Grahn war arbeitssüchtig. Claesson hoffte, dass er sich nicht zu sehr verausgabte. Die Kriminaltechnik war in letzter Zeit förmlich explodiert, nicht zuletzt was die zahllosen DNA-Proben betraf, die zur Analyse ins Staatliche Kriminaltechnische Labor nach Linköping geschickt wurden. Benny arbeitete mit dem SKL eng zusammen, nach Linköping war es im Übrigen auch nicht weit.
    Claes versuchte auszurechnen, wann Benny in Rente gehen würde, während er sich uninteressiert die Sportergebnisse anschaute. In acht Jahren vielleicht.
    Für sich selbst sah er keine großen Krisen voraus, höchstens den Umzug.
    Aber praktische Probleme lassen sich lösen, dachte er, um sich Mut zu machen. Er haderte nur selten mit seiner Lebenssituation. Die Jahre, in denen sein Dasein ein einziges Durcheinander gewesen war, lagen hinter ihm, aber das Leben hatte trotzdem nicht seinen Reiz verloren. Ihm gefiel der Alltag. Es hatte allerdings lange gedauert, bis er soweit gewesen war.
    Lange hatte er in dem Glauben gelebt, dass man das Zusammenleben ohne größere Anstrengungen erlernen konnte, wenn man nur die Richtige fand. Jetzt hatte er die Richtige, musste sich aber trotzdem ziemlich anstrengen. Es hatte lange gedauert, bis er das begriffen hatte. Er hatte wirklich Glück gehabt, dass er Veronika begegnet war. Er hatte sich noch nie so wenig über jemanden geärgert, und es war ihm noch nie so wichtig gewesen, was eine andere Person von ihm dachte.
    Auch nicht das, was ihnen in ihrem Privatleben im Augenblick bevorstand, konnte ihn aus der Ruhe bringen. Wenn sie noch ein Kind bekamen, dann hatte es eben so sein sollen.
    Und wenn nicht … Nun denn! Schließlich hatten sie Klara.
    Er hörte ihr Auto die Einfahrt hochfahren. Der Motor wurde abgestellt. Wenig später trat Veronika über die Schwelle.
    »Hallo«, sagte sie und hängte ihre Jacke auf. »Schläft sie?«
    »Ja«, antwortete er mit leiser Stimme.
    Er hörte sie auf die Toilette gehen. Dann kam sie zu ihm ins Wohnzimmer.
    »Wie war es bei dir?«, fragte sie.
    Er hatte immer noch keine Lust, über die Vorfälle des Tages zu berichten, weil er seinen Kopf nicht anstrengen wollte.
    »Gut«, sagte er nur.
    Das Parkett knarrte. Veronika kam auf ihn zu und küsste ihn auf den Scheitel. Begann sich sein Haar etwa zu lichten?
    Er wollte sie lieber nicht fragen.
     
    Peter Berg würde nie vergessen, was dann passierte.
    Um

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