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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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Anfang?«
    Harriet sah sie ratlos an.
    »Die Zusammensetzung des Frauenkränzchens?«, verdeutlichte Louise.
    »Ach so. Charlotte hatte an einem dieser kreativen Kurse bei Alena Dvorska, die bereits in unserer Gruppe war, teilgenommen. Sie hat dann Charlotte eingeladen. Offenbar waren sie sich auf Anhieb sympathisch. Dann ging es einfach immer so weiter«, sagte Harriet.
    Sie hatte aufgehört zu weinen. Louise Jasinski schaltete das Tonband aus. Es war draußen beunruhigend dunkel geworden.
     
    Mein Gott, was für ein Tag!, dachte Louise, als sie wenig später die Treppe hinunterging. Ihr Pullover kratzte unter der Jacke. In der Ferne donnerte es so stark, dass die Erde fast bebte.
    Bald würden die Blitze näher kommen, aber noch regnete es nicht einmal. Sie eilte auf den Parkplatz und verspürte plötzlich Lust auf ein Glas Wein. Vorzugsweise roten. Und ein Steak, mürbe und saftig. Ihre Magenverstimmung hatte sie offenbar hinter sich.
    Regentropfen trafen ihr Gesicht. Sie schaute in den Himmel, wo die Gewitterwolken immer größer wurden.
    Ein Gewitter können wir jetzt wirklich gebrauchen, dachte sie, als sie Richtung Zentrum fuhr. Ich schaffe es noch, eine Flasche Wein zu kaufen, bevor der Laden schließt, stellte sie fest.
    Sie passierte die Tennishallen und den Sportplatz, und die gerade verstorbene Charlotte Eriksson und der Witwer Harald Eriksson waren vollkommen aus ihren Gedanken verschwunden. Vor allem Letzterer. Mit ihm wollte sie erst am nächsten Tag nähere Bekanntschaft schließen.
     
    Daniel Skotte kam spät nach Hause. Er hatte rasende Kopfschmerzen. Gerade an diesem Abend wollte das Gewitter kein Ende nehmen.
    Trotzdem zog er sich um. Er zog seinen Trainingsanzug an und rannte hinaus in den Regen.
    Der Begriff reinigendes Bad erhält eine vollkommen neue Bedeutung, dachte er.

8
    Als sei es ein Tag wie jeder andere, stand Veronika auf, zog sich an, frühstückte und bürstete sich die Zähne.
    Sie hätte genauso gut zu Hause bleiben und sich krankschreiben lassen können. Schließlich hatte man rasch mal etwas am Magen. Sie hätte die Decke bis ans Kinn hochziehen, an die Decke starren und am Nachmittag versuchen können, bei einem Waldspaziergang auf andere Gedanken zu kommen. In ihr kribbelte es.
    Aber sie gehörte nicht zu den Menschen, die vor Problemen davonliefen. Sie krempelte die Ärmel hoch und packte an. Sonst wäre sie im Leben auch nicht so weit gekommen. Denn es gab ihrer Meinung nach nur einen Ausweg. Sie musste das Unbegreifliche zu fassen kriegen. Diesen unwahrscheinlichen und fundamentalen Fehler, dessen sie sich eventuell schuldig gemacht hatte.
    Sie küsste Claes und Klara, nahm ihr Fahrrad und fuhr an diesem betrüblichen Dienstag die idyllische Wohnstraße entlang. Sie grüßte einen Nachbarn mit einem raschen Kopfnicken und bog dann auf den Kolbergavägen ein.
    Wie an jedem anderen Tag auch.
    Sie wollte sich verausgaben und stieg deswegen wütend in die Pedale. Rasch wurde ihr warm. Sie keuchte wie ein Hund an einem heißen Sommertag. Die Luft war nach dem Wolkenbruch des Vortages ganz sauber. Die Erde war feucht und wartete auf den Frost, der noch nicht kam, obwohl die Äste immer kahler wurden und die Wiesen nicht mehr wuchsen.
    Die Reifen sausten über den Asphalt. Sie näherte sich dem Hafen und sah das graue Meer aufblitzen, ehe sie den Kais und Lagerschuppen den Rücken kehrte und gerade nach Westen zum Krankenhaus am Stadtrand fuhr. Der Wind kühlte ihre Wangen. Sie schwitzte unter dem Fahrradhelm. Sie versuchte, sich auf die Empfindung des Alltäglichen zu konzentrieren, um so dem Unbegreiflichen auszuweichen. In den Senken hing noch der Frühnebel, und der Verkehr ließ darauf schließen, dass auch ohne sie alles weiterging. Eine Welt in ständiger Veränderung. Sie war nur eine Ameise im All, nicht mehr.
    Redete sie sich ein.
    Bereits am Vorabend, als sie sich durch die Lokalnachrichten im Fernsehen gequält hatte, hatte sie ihren Beschluss gefasst. Sie musste in die Klinik. Einige Stunden zuvor hatte sie Ronny Alexandersson angerufen und erzählt, was gegen alle Wahrscheinlichkeit eingetreten war. »Sorry«, hatte er gesagt. Das konnte man laut sagen.
    Sorry, sorry, sorry!
    Aber erst als sie sich abends aufs Sofa gesetzt hatte, hatten sich Schuldgefühle gemeldet. Sie würde wohl nie vergessen, wie Claes auf dem Weg in die Küche erstarrt war, als er die Stimme des Nachrichtensprechers im Fernsehen gehört hatte. Sie hatten beide kaum zu atmen gewagt. »Die Frau,

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