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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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physischen und psychischen Stress nicht standgehalten? Vielleicht gab es Herz- und Gefäßkrankheiten in ihrer Familie?
    Nein, das war unwahrscheinlich. Niemand hatte erwähnt, dass sie eine Risikopatientin war. Der Ehemann hätte sie sicher davon in Kenntnis gesetzt.
    Sie hatten die anderen Patienten so weit informiert, dass sie sich nicht beunruhigen mussten, indem sie ihnen erläutert hatten, dass keine Gefahr bestand und dass sie nicht betroffen waren. Es handelte sich weder um eine Epidemie, einen Giftgasanschlag oder einen Irren, der irgendwo ausgebrochen war.
    »Vielleicht wurde sie vergiftet«, meinte ein alter Mann aus Fårbo. »Kann man es überhaupt noch wagen, hier etwas zu essen?«
    Daniel Skotte überließ es den Beamten, sich um solche Fragen zu kümmern. Was hätte er schon antworten sollen?
    Sie hatten ein Besuchsverbot über die Station verhängt und einen dementsprechenden Zettel an der Tür angebracht, um zu verhindern, dass unnötig viele Leute auf der Station herumliefen.
    »Die Station ist im Augenblick zumindest teilweise als Tatort zu betrachten«, meinte eine Polizistin, die Louise hieß und einen ausländisch klingenden Nachnamen trug.
    Charlotte Eriksson lag immer noch im Behandlungszimmer. Aber bald würde man sie in die Gerichtsmedizin nach Linköping bringen.
    Daniel Skotte führte den Ehemann ins Zimmer.
    Er brach vollkommen zusammen. Schluchzte wie ein Kind neben seiner toten Ehefrau.
     
    Harriet Rot hatte rote Augen und fleckige Wangen. Sie schnäuzte sich andauernd und saß zusammengesunken auf einem Stuhl im Kaffeezimmer, das als provisorisches Verhörzimmer diente.
    Zum zweiten Mal in ihrem Leben und noch dazu innerhalb kürzester Zeit wurde sie vernommen. Sie fand das nicht die Spur aufregend.
    Gestern hatte sie ein Kommissar namens Claesson vernommen. Veronikas Mann. Das wusste sie natürlich. Sie hatten einen Überblick über die Doktoren und ihre Familien.
    Jetzt saß sie einer Polizistin gegenüber. Zweifelsohne eine nette Person, sie hatte gutmütige Augen.
    »Also, ich war am Vormittag gegen halb elf eine Weile bei Charlotte Eriksson. Sie war recht müde, sagte nicht viel, ich saß einfach nur da, um ihr das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein, aber auch nicht viel reden zu müssen. Wir kannten uns recht gut.«
    »Was für einen Eindruck hatten Sie von ihr?«
    »Sie wirkte nur müde, aber sonst war nichts Besonderes.«
    Harriet hatte am Schluss etwas gezögert.
    »Erinnern Sie sich an ihre genauen Worte?«
    »Dass sie Glück gehabt hätte.«
    Sie verstummte und dachte nach.
    »›Ich habe Glück gehabt‹, genau das hat sie gesagt«, führte Harriet Rot weiter aus. »›Ich habe das Leben zurückbekommen‹ oder etwas in dieser Art. ›Jetzt muss ich sehen, dass ich auch etwas damit anfange‹, das hat sie auch noch gesagt.«
    »Hat sie gesagt, wie?«
    Harriet Rot schüttelte den Kopf.
    »Nein, das sind so die Dinge, die Patienten sagen, die einen Schicksalsschlag erlitten haben. Aber meist geht das Leben dann nach einiger Zeit doch wie immer weiter.«
    »Sie hatten also nicht den Eindruck, dass sie etwas Konkretes meinte?«, beharrte die Polizistin.
    »Doch, in der Tat. Ich begann wirklich, mir zu überlegen, ob sie etwas Besonderes meinen könnte. Nachdem ich eine Weile bei ihr gesessen und sie die meiste Zeit geschwiegen hatte, sie brauchte schließlich Ruhe, hatte ich noch deutlicher das Gefühl, dass sie etwas auf dem Herzen hatte, aber irgendwie brachte sie es nicht über die Lippen. Ich kann mir das natürlich auch eingebildet haben. Aber ich dachte mir, sie wird es mir schon irgendwann erzählen, wenn es wirklich wichtig sein sollte. Schließlich haben wir alle Zeit der Welt, dachte ich. Ich sagte also zu ihr, dass ich morgen wiederkommen würde. Ich wollte mich auch nicht aufdrängen. Das hätte auch keinen guten Eindruck gemacht, müssen Sie wissen«, sagte Harriet und sah Louise an, als müsste die Polizistin automatisch begreifen, was sie meinte.
    Louise glaubte tatsächlich zu verstehen, denn sie hatte in der Krankenpflege gearbeitet, was sie aber nicht verriet. Sie war gelernte Krankenschwester und hatte diesen Beruf fast ein Jahr mit Unlust ausgeübt, ehe sie sich auf die Polizeihochschule gerettet hatte. Nie zuvor war sie sich so eingesperrt vorgekommen wie damals, als sie Vollzeit auf einer Station gearbeitet hatte. Das war definitiv nichts für sie gewesen. Aber das verschwieg sie natürlich.
    »Was meinten Sie, als Sie sagten, es mache keinen guten

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