Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 06 - Der Tröster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
Vom Netzwerk:
und Harriet Rots Teamarbeit.
    »Sie machen gemeinsam weiter, solange Sie es wünschen«, meinte sie.
    Sie tut nur so freundlich, dachte Sara-Ida und schwieg.
    »Wir möchten, dass Sie sich bei uns wohl fühlen«, sagte sie. Dann erhob sie sich und entließ Sara-Ida.
     
    Im Team arbeiten.
    Das klang gut, aber Sara-Ida wusste, wie es in der Praxis aussah. Die Zusammenarbeit verlief im Sande, weil es niemand aushielt, unentwegt jemand anderen auf den Fersen zu haben. Sie wusste aus dem Pflegeheim Gullregnet, wie das war.
    Aber Harriet beruhigte sie. Sie habe nicht das Geringste dagegen, mit ihr im Team zu arbeiten.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte sie zu Sara-Ida, die noch skeptisch war.
    Und sie entspannte sich mit der Zeit tatsächlich. Harriets Worte waren aufrichtig gewesen, und Sara-Ida hatte wahrhaftig keinen Grund zur Klage. Harriet war nett und hilfsbereit. Alle waren so wahnsinnig nett auf der Station, dass sie dem Frieden nicht recht trauen mochte.
    Das hatte sie auch schon im Gullregnet erlebt. Dass es die Alten nicht ertrugen, dass sie jung und hübsch war.
    Aber hier war das etwas anderes. Auf der gesamten Chirurgie schwebte das Wort Wertesystem durch die Luft.
    Sie begriff zwar nicht hundertprozentig, was damit gemeint war, nur dass die gesamte Belegschaft viel besser miteinander kommunizierte, seit alle eine Fortbildung absolviert hatten. Auf einem Internat in Blankaholm hatte man gut gegessen und abends mit den Ärzten Wein getrunken. Es war gemütlich gewesen. Man hatte gescherzt und gelacht und war in die Sauna gegangen. Sogar in die gemischte. Das erzählte ihr Harriet, die sonst nicht übertrieben gesprächig war. Selbst war sie kein Saunamensch, was sie auch betont hatte. Es war also nicht wie sonst immer nur das Personal in leitender Stellung gewesen, das sich mit dem neuen Wertesystem befasst hatte, wie Harriet berichtete. Dieses Mal hätten alle fahren dürfen. Fast alle jedenfalls, denn einige hätten schließlich noch auf der Station arbeiten müssen.
    Beim Morgenkaffee hatte der Karpfen von dieser neuen Initiative, vom Wertesystem, berichtet. Dann wurde Sara-Ida gefragt, wie es denn so im Gullregnet gewesen sei. Mit dem Wertesystem, und darüber hatte Sara-Ida nicht so ohne weiteres Auskunft geben können.
    Alle am Tisch waren verstummt.
    »Ganz okay«, hatte sie ausweichend gemeint.
    Das kann dir scheißegal sein, hatte sie noch im selben Atemzug gedacht, denn langsam war sie diesen Karpfen leid gewesen, obwohl sie eingesehen hatte, dass die Pflegedienstleiterin sie gefragt hatte, um sie in die Unterhaltung mit einzubeziehen, um nett zu sein.
    »Dieses ganze Gerede über das Wertesystem, da ist nicht viel dahinter«, hatte Harriet anschließend gemeint. »Es geht eigentlich nur darum, dass man andere so behandelt, wie man selbst behandelt werden möchte. Das habe ich bereits in der ersten Klasse gelernt. Man soll nicht gemein sein und die ganze Zeit daran denken, dass alle gleich viel wert sind. Es ist nur schwer, das auch zu beherzigen.«
    Sara-Ida war erleichtert gewesen. Also das war mit Wertesystem gemeint! Nichts weiter.
    Im Übrigen war sie hin und her gerissen, was die Arbeit auf der Station anging. Die Arbeit hatte ihre Höhen und Tiefen, was natürlich aufregend war, aber manchmal auch unangenehm sein konnte.
    Seit dem Todesfall hatte sie sich nicht mehr mit Sophie unterhalten. Sie wurde mit jedem Tag blasser. Sie hatte es sich offenbar sehr zu Herzen genommen, als kontrolliert worden war, was sie der Patientin verabreicht hatte. Sie war doch immer so gewissenhaft! Würde man ihre Kompetenz jetzt in Frage stellen?
    Trotzdem wollte Sophie, dass die Ordinationen und ihre Namenskürzel überprüft würden. Wollte, dass alles mit rechten Dingen zuging. Das erzählte Harriet.
    Da war Sara-Ida ihr alter Arbeitsplatz im Gullregnet lieber, obwohl sie wusste, dass der nicht das Paradies auf Erden gewesen war. Aber so etwas blieb einem dort jedenfalls erspart.
    Hier wie dort war es entscheidend, mit wem man sich verbündete.
     
    Der Vormittag war im Nu vergangen, jetzt war die Mittagszeit vorbei, und sie wollte mit Harriet einen Patienten duschen, weil sie am Vormittag nicht dazu gekommen waren. Sie bezogen gerade das Bett frisch, da sah sie den Kittel, nach dem sie den ganzen Vormittag Ausschau gehalten hatte, im Schwesternzimmer verschwinden. Selbst ging sie nur dorthin, wenn es ihr ausdrücklich aufgetragen worden war. Ihr Herz begann rascher zu klopfen. Sie überlegte, wie sie ihn treffen

Weitere Kostenlose Bücher