Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
war früher schon dort gewesen, aber Claesson war überwältigt. Der gesamte Basar war überdacht, blaue und weiße Mosaike zierten die Wände, ein Laden löste den anderen ab, wie ein bunter Reigen aus Seide, Wolle, Glas und funkelnden Steinen. Ein historisches Einkaufszentrum, das viel angenehmer war als die gleichförmigen Neubauten, die wie Pilze vor den meisten schwedischen Städten aus dem Boden schossen.
Merve übernahm das Kommando. Sie durchpflügten eine der breiteren Basarstraßen, bogen dann in eine schmalere ein und passierten ein kleineres Gebäude, das mitten in einer Fußgängerzeile lag, den orientalischen Kiosk. Dahinter gelangten sie durch die nächste schmale Gasse auf einen kleineren Platz unter freiem Himmel. Das war der Zincirli Hanı, ein berühmter Platz mit einigen Handelshäusern, unter anderem einem bekannten Teppichgeschäft, das es dort schon lange gab. Der Regen schlug mit solcher Wucht auf die Pflastersteine, dass es spritzte. Merve rannte an einer rosaroten Hauswand und an ein paar verschlossenen grünen Türen entlang zu einem offenen Tor. Ein Schild darüber verriet, dass man zu Şişko Oman gekommen war und dass hier »TAPIS – KILIMS – CARPETS« feilgeboten wurden.
Mit anderen Worten ein ordentliches Teppichgeschäft. Und kein x-beliebiges, wie Claesson erkannte, als er in dem großen Raum mit unzähligen Teppichen auf dem Fußboden und an den Wänden stand. Der Teppichhandel wurde von einer Familie in fünfter Generation betrieben. Das ließ sich in einem Zeitungsausschnitt nachlesen, der an der Tür hing. Laut dem Teppichhändler aus Kalmar handelte es sich um ein sehr seriöses Unternehmen.
Ein jüngerer Mann empfing sie etwas erstaunt, als sie mit ihren regennassen Kleidern in den Laden traten. Er verbeugte sich und griff sofort nach seinem Handy, um seinen Vater, vielleicht war es auch sein Onkel, zu rufen, der den Teppichhändler Olsson aus Schweden sehr gut kannte.
Während sie warteten, nahmen sie auf bunten Kissen Platz. Es wurde Tee serviert, wieder in tulpenförmigen Gläsern. Der freundliche Mann verbeugte sich ein weiteres Mal und bedauerte das Schicksal des Teppichhändlers Olsson. Er runzelte die Stirn und sah geradezu verzweifelt aus.
Claesson hielt sein Teeglas in der Hand und betrachtete den Mann. Er erinnerte ihn an Herrn Omar. Teppiche besaß er ebenfalls genug. Möglicherweise fehlte ihm das Sahnemandelgebäck, das in dem Kinderbuch immer verspeist wurde.
Er fragte sich, ob Teppiche nach Kamel rochen. Er erinnerte sich daran, dass Ture Sventon versucht hatte, den Preis des fliegenden Teppichs zu drücken, weil er nach Kamel roch und in der Mitte ganz abgenutzt war.
War es nicht Tante Hilda gewesen, die Sventon das Geld zum Kauf des fliegenden Teppichs gegeben hatte? Sie brauche ihn, weil es auf dem Fußboden ziehe, und mit Zugluft kannte sich Tante Hilda aus. Dann feierten sie den Kauf bei Kaffee und Sahnemandelgebäck. Ture Sventon hatte es schockiert, dass in Herrn Omars Heimat in der arabischen Wüste kein Sahnemandelgebäck gegessen wurde. »Was isst man dann?«, fragte er. »Manchmal essen wir Chepchouka, ein leckeres und leichtes Gemüsegericht, das sich besonders für heiße Tage eignet, wenn der Wüstenwind weht, und das ist fast immer der Fall«, antwortete Herr Omar.
Claesson konnte das Buch fast auswendig.
Aber jetzt war er nicht in der arabischen Wüste, sondern bei einem verängstigten Teppichhändler in der Türkei. Er lächelte den Mann höflich an und befeuchtete die Lippen mit etwas Tee.
Vielleicht war der freundlich lächelnde Mann ja ein Schurke, der sich als Teppichhändler verkleidet hatte? »Immer dieser Vessla«, hätte Ture Svensson gesagt, der in allen Lebenslagen die Machenschaften seines Widersachers witterte.
Er wurde aus seinen Erinnerungen gerissen, als ein distinguierter Herr mit vollem grauem Haar und wachen Augen den Laden betrat. Er war sehr betroffen, als er hörte, Teppichhändler Olsson habe das Zeitliche gesegnet. Und dann noch auf diese makabre Art! Er brauchte einige Sekunden, um die Fassung wiederzugewinnen. Was ihn so erschütterte, war der Umstand, dass es in seiner eigenen Stadt, in Istanbul, passiert war.
»Das einzig Tröstliche, das sich erwähnen ließe, ist die Tatsache, dass Herr Olsson unsere Stadt sehr geschätzt hat. Aber hier zu sterben …« Er schüttelte den Kopf und sah noch düsterer aus.
Mehr muss nicht gesagt werden, dachte Claesson.
Der Mann sprach wie sein jüngerer Verwandter
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