Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Adresse, Stadt, eilig.
Man würde einen Wagen schicken.
Als sie auflegte, hörte sie, wie es in der Diele krachte. Sie nahm ihre ängstliche Tochter auf den Schoß und fragte sich, was wohl dort draußen geschehen war.
»Und wo haben Sie den Teppich her?«, hörte sie Claes fragen.
»Was? Der? Der stammt von meiner Mutter.«
»Unsinn. Ich weiß, dass Sie lügen.«
Veronika nahm einen Bamse-Comic vom Couchtisch und begann vorzulesen. Aber das hatte keinen Sinn, denn ihre verängstigte Tochter konzentrierte sich vollkommen auf die Geschehnisse in der Diele und Küche.
»Ist Papa wütend?«, fragte Klara mit kindlich erkämpfter Gelassenheit.
Das konnte man wirklich sagen. Veronika strich Klara beruhigend übers Haar, hielt sie in den Armen. »Das ist nicht gefährlich. Papa wartet nur darauf, dass jemand kommt und diesen Mann abholt, der plötzlich aufgetaucht ist.«
»Warum das? Ist er gemein?«
»Ja, ein bisschen.«
»Aber nicht gefährlich«, sagte Klara mit Nachdruck.
»Nein, nicht gefährlich. Alles wird gut, glaub mir.«
Der Streifenwagen kam, und zwei Beamte in Uniform traten in die Diele. Sie kannten den Gauner natürlich. Er hieß Andreas Gustavsson.
»Jetzt bist du wirklich an die falsche Adresse geraten«, scherzte Lennie Ludvigsson, ein korpulenter, rothaariger Typ, dessen größtes Interesse, wie Veronika wusste, das Kochen war. Das war seiner Körperfülle anzusehen.
»Komm schon, Andreas«, meinte sein Kollege. Er hieß Conny Larsson und stammte aus Värmland. Neben ihm hatte Veronika einmal auf einem Fest gesessen. Er klang väterlich und nahm den Spitzbuben am Arm. »Es hat keinen Sinn, Ärger zu machen, das weißt du … vermutlich ist es genauso gut, wenn wir den Lumpen mitnehmen«, hörte Veronika ihn sagen. »Hör mal, Andreas, hättest du nicht einen hübscheren finden können?«, scherzte er.
»Der Teppich kommt dann zu mir zurück«, sagte Claes. »Er gehört uns.«
Ein fast lautloser Pfiff war zu hören.
»Hast du jetzt auch noch angefangen, alte Teppiche zu sammeln?«, scherzte Conny Larsson unbeeindruckt.
Dann gingen sie.
49
Claes stieg aus seinem warmen Bett. Die Luft war stickig, obwohl das Fenster die ganze Nacht weit aufgestanden hatte. Er musste auf die Toilette. Es war kurz vor sieben.
Mustafa Özen und er hatten beschlossen, sich am Wochenende zu erholen. Nach der schönen, aber anstrengenden Reise mussten sie viele Eindrücke verarbeiten. Am Montag würden sie bei der Morgenbesprechung referieren, was sie in Istanbul erlebt hatten. Dann würden sie überlegen, welche Fäden sie ziehen wollten.
Er kam ins Schlafzimmer zurück und betrachtete die Schlafenden in dem breiten Doppelbett. Veronika hatte den Rücken der Bettmitte zugekehrt, als bitte sie darum, zumindest noch eine Weile in Ruhe gelassen zu werden. Klara trug das Nachthemd mit den rosa Herzen, ihre Stirn war verschwitzt, und sie hatte die Beine in seine Hälfte des Bettes gestreckt. Sie hatte ihn im Laufe der Nacht getreten. Ihr Kopf ruhte an Veronikas Kreuz. Die kleine Nora hatte sich ebenfalls einen Platz im Kreis der Familie erobert und schlummerte ein Stück über ihrer Schwester hinter ihrer Mutter, die Decke hatte sie abgestrampelt. Claes fasste an ihre Beine, sie waren warm.
Er ging nach unten und kochte Kaffee. Die Apfelbäume verloren ihre Blüten, die auf die Erde rieselten. Schöner kann die Welt nicht werden, dachte er und stellte Butter, Käse und Brot auf den Küchentisch. Dann stellte er eine Tasse aus dünnem Porzellan mit Rosenmuster auf den Tisch, die er mit in die Ehe gebracht hatte und aus der der Kaffee, wie er fand, am allerbesten schmeckte. Veronika bekam eine schwerere Tasse aus Höganäs-Keramik. Er wollte den ganzen Tag Elternurlaub nehmen. Die Anzahl der Tage, die ihm noch zustanden, war geschrumpft.
Er machte sich zwei Butterbrote, setzte sich, goss sich den starken Kaffee ein und griff nach dem Stapel mit den Zeitungen der vergangenen Woche. Er fing mit der neuesten an, sie war vom Vortag. Eine Frau aus der Gegend um Bråbo war verschwunden, las er. Darüber würde er morgen vermutlich mehr erfahren. Veronika hatte anlässlich einer Körperverletzung in derselben Gegend als Zeugin ausgesagt, das hatte sie ihm am Vorabend erzählt. Sie hatte das Opfer, das sie im Übrigen kannte, es war eine Krankenschwester aus der Klinik, allerdings nicht gesehen, aber eventuell Verdächtige. Wozu auch immer das führen sollte.
Er blätterte weiter. Nach einer Weile kam Veronika nach
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