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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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einfach tun.
    Niemand sah, was sie tat, dass sie ein schlafendes Kind küsste, das nicht ihr eigenes war. Das hätte man unpassend gefunden. Aber bereits damals ahnte sie, dass sie diesen kleinen Patienten so bald nicht vergessen würde. Vielleicht würde sie sich immer an ihn erinnern.
    Jetzt war er groß. Der Kuss, den sie ihm gegeben hatte, war natürlich nutzlos gewesen. Das Leben war nicht nett zu ihm gewesen.
    Sie holte tief Luft. Wie ungerecht!
    Aber wer sagte schon, dass es Gerechtigkeit gab?

48
    Cecilia wirkte ungewöhnlich energisch. In ihrer Stimme lag Elan.
    Klang ihre Tochter nicht fast so wie früher? Dieses muntere Geplauder, das sie schon fast vergessen hatte? Sie erkannte erst jetzt, wie sehr es ihr gefehlt hatte. Veronika spürte, wie sich ihre Mundwinkel verzogen, wie eine Welle der Freude über sie hinwegspülte.
    Ähnliches hatte sie bei ihrer Arbeit im Krankenhaus unzählige Male erlebt. Dass Krankheiten und Qualen Menschen nicht nur zu Opfern machten, sondern Kampfgeist oder Dankbarkeit über das, was ihnen geblieben war, wach riefen. Einen neuen Lebensfunken. Allen Widrigkeiten zum Trotz. Nicht selten galt das für die Menschen, bei denen man es am allerwenigsten vermutete.
    Sie trug ihr Bluetooth-Headset im Ohr, das Telefon steckte in der Tasche, und sie hängte im Keller Wäsche auf. Nora schlief im Kinderwageneinsatz im Obergeschoss, und Klara saß auf einem alten, ausgewaschenen Flickenteppich auf dem Zementboden der Waschküche und sortierte Wäscheklammern.
    Cecilia hatte einige Male in der Gerda-Halle trainiert. Das habe ihr Leben verändert, erzählte sie. Ein netter Krankengymnast half ihr dabei, und jetzt hatte sie mit Krafttraining begonnen.
    »Weißt du noch, Mama, der Krankengymnast hat gedacht, dass ich nur das normale Training schaffe, aber nicht das ganz schnelle … mit den vielen Sprüngen und Wechseln und so. Ich sollte lieber noch etwas warten, fand er. Damit ich nicht die Lust verliere, weil ich nicht mitkomme. Außerdem bin ich ja ziemlich untrainiert. Ich meine, ich habe keine Kondition. Jetzt gehe ich solange in den Kraftraum, da gibt es viel zu sehen!«
    Cecilia kicherte. Vielleicht eine Idee zu laut, fand Veronika, aber verdrängte diesen Gedanken sofort. Ihrer Tochter fehlte manchmal die Fähigkeit, den richtigen Ton zu treffen, und ihre Satzmelodie war ein wenig zu starr. Aber nur geringfügig, verglichen mit vorher. Veronika war sich nicht einmal sicher, ob es überhaupt jemand merkte.
    Heute war es wie durch ein Wunder viel besser. Keine schrittweise Veränderung, sondern ein Sprung.
    »Ach wirklich«, sagte sie zärtlich.
    Ihre Tochter sprach vermutlich von Männern. Sie musste sich beherrschen, nicht zu viel zu fragen. Es würde sie wirklich freuen, wenn Cecilia wieder so viel Selbstvertrauen aufbrachte, sich auf einen Freund einzulassen.
    Diese Angst, dass die Kinder allein bleiben und niemanden finden, mit dem sie zusammenleben konnten … Vor dem Unglück hatte sie nie derartige Gedanken. Cecilia hat immer viele gute Freunde besessen. Aber dann. Die Fäden zur Umwelt waren nach ihrer Kopfverletzung dünn geworden. Vielleicht würde sich das jetzt wieder ändern.
    Sie beendeten das Telefonat. Veronika und Klara verließen den Keller. Ihre Tochter verschwand ins Wohnzimmer in die Höhle, die sie sich dort mit Veronikas Hilfe aus Sofakissen und einer alten Decke gebaut hatte. Veronika ging in die Küche und stellte sich ans Fenster.
    Es war Spätnachmittag, und Trägheit ergriff sachte von ihrem Körper Besitz. Sie wagte nicht sich hinzusetzen, weil sie Angst hatte einzuschlafen. Ihre Augen brannten, Arme und Beine waren schwer.
    Einige Stunden musste sie sich noch auf den Beinen halten. Dann konnte sie versuchen, Klara zu Bett zu bringen.
    Claes hatte angerufen, er war auf dem Heimweg. Sie spürte bereits, wie erleichternd es sein würde, die Kinder bei ihm abladen zu können. Er hatte Abenteuer in einem fremden und aufregenden Land erlebt, während sie hier herumgewankt war, Tag und Nacht ans Haus gefesselt, jawohl!
    Vor Bitterkeit und Neid presste sie die Lippen aufeinander. Gab sich den Gefühlen hin.
    Sie war wirklich sehr, sehr zu bemitleiden.
    Dann fiel ihr auf, dass sie hätte einkaufen sollen. Wie eine gute und fürsorgliche Ehefrau. Ein paar Koteletts, gelagerten Käse und neue Kartoffeln für ein Willkommensmahl, aber sie hatte mit den Kindern so viel zu tun, dass ihr allein schon der Gedanke an einen Supermarktbesuch zu viel war.
    Aber an diesem

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