Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Abend würden sie nicht verhungern. Sie brauchten auch nicht nur Butterbrote essen. Sie hatte in den Kühlschrank geschaut und gesehen, dass es noch ein Paket Bacon gab. Außerdem gab es Bandnudeln und ein Stück guten Parmesan. Das würde also kein Problem sein.
Da sah sie ein Taxi vor der Gartenpforte halten. Claes stieg aus. Die rosa Pfingstrosenknospen in den Beeten glichen schweren Bällen, einige waren bereits aufgeblüht, aber das bemerkte er vermutlich nicht.
Da geht mein Mann, dachte sie, und ein Feuer brannte in ihrer Brust. Mein Mann, der mich stark und glücklich macht.
Sie ging ihm in die Diele entgegen. Er trat ein. Sie vergrub ihren Kopf an seiner Brust, und er umarmte sie.
»Wie schön, wieder zu Hause zu sein.«
Klara hüpfte auf einem Bein um sie herum.
Sie waren mit dem Essen fertig. Pasta mit Bacon und Parmesan. Claes hatte mit eifriger Unterstützung von Klara das Essen zubereitet.
Veronika stillte Nora. Draußen war es immer noch sehr hell, wie es nur zu dieser Jahreszeit der Fall war.
Claes stand auf, um abzudecken.
»Ich mache das später. Geh mit Klara hoch und lies ihr vor«, sagte Veronika.
Die beiden verschwanden ins Obergeschoss. Klara tanzte neben ihrem Papa her. Veronika hörte sie ins Badezimmer gehen, um Zähne zu putzen. Claes beantwortete Klaras Fragen, scherzte mit ihr.
Sie hatte Nora in den Wagen gelegt und die Teller in die Spülmaschine gestellt, als es an der Haustür klopfte. Sie öffnete. Ein Mann stand vor ihr. Er wirkte desorientiert und ungepflegt.
»Ich komme wegen diesem Teppich, den Sie aussuchen sollten, gnädige Frau.«
Vollkommen absurd. Niemand sagte heutzutage noch gnädige Frau. Diese Zeiten waren doch wohl vorbei.
Jetzt erinnerte sie sich, dass irgendein Irrer am Nachmittag angerufen und erzählt hatte, sie hätte einen Teppich gewonnen und er würde vorbeikommen. Sie hatte mit Nachdruck gesagt, dass sie dann nicht zu Hause war, und geglaubt, dass das Missverständnis damit geklärt sei.
Jetzt stand dieser Irre also mit einem kleineren, aufgerollten Teppich vor ihr, der ihr irgendwie bekannt vorkam. Ihr klinischer Blick verriet ihr außerdem, dass der Mann nicht zu dem Teil der Bevölkerung gehörte, der ein geregeltes und gesundes Leben führte. Offenbar ein Junkie.
»Wollen Sie mich nicht eintreten lassen, damit ich Ihnen die Kostbarkeit zeigen kann?«
Veronika hielt die Türklinke ganz fest. Diesen Mann würde sie wirklich nicht reinlassen. Aber sie wollte sich den Teppich gern ansehen.
»Können Sie mir den Teppich nicht hier draußen zeigen?«
Eine Frau zwischen zwanzig und dreißig, die ziemlich mitgenommen aussah, sodass sich ihr Alter schlecht schätzen ließ, tauchte plötzlich aus dem Nichts auf. Sie hatte vermutlich hinter der Hausecke gelauert. Sie hatte streichholzdünne Beine in schwarzer Jeans und trug einen viel zu weiten Parka. Ihr Haar fiel ihr strähnig auf die Schultern.
»Es ist vermutlich das Beste, wenn wir ins Haus gehen, verstehen Sie, gnädige Frau. Das hier ist meine Assistentin«, beharrte er, begann aber gleichzeitig unruhig zu werden. Er schaute sich nach allen Seiten um und machte nervöse Bewegungen, als hätte er Angst, entdeckt zu werden.
Veronika hörte, dass die Treppe hinter ihr knarrte.
Dann stand Claes in der Tür.
»Was ist hier los?«
Seine Stimme klang barsch. Ehe sich der Mann umdrehen konnte, hatte ihn Claes am Oberarm gepackt. Die Frau rannte so schnell den Gartenweg entlang, dass der Kies aufspritzte.
Claes zog den Mann unsanft in die Diele. Klara war die Treppe heruntergekommen und hielt das Geländer so fest umklammert, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Mach die Tür zu und schließ ab«, befahl er Veronika, während er versuchte, den Mann zu Boden zu ringen.
»Mama«, jammerte Klara.
Veronika nahm sie auf den Arm, holte Nora, die immer noch in der Küche schlief, und ging mit beiden Kindern ins Wohnzimmer.
Sie hörte Claes mit einer Stimme sprechen, die sie noch nie von ihm gehört hatte. Nicht laut, nur kurz angebunden und mit Nachdruck.
»Ruf die Polizei«, rief er aus der Diele, und Veronika nahm das Telefon vom Couchtisch.
»Welche Nummer?«, fragte sie zurück.
»112«, schrie er, und sie biss sich auf die Unterlippe. Wie dumm durfte man eigentlich sein?
Die Frau in der Notrufzentrale sprach gelassen und deutlich.
Plötzlich überkam sie ebenfalls eine große Ruhe. Kurz und bündig erzählte sie, was geschehen war, dass sich der Eindringling in ihrem Haus befand,
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