Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
Umarmung, wobei ihre Brüste ganz leicht seinen Brustkorb streiften. Sie ahnte den Duft seines Rasierwassers und wusste sogar, dass es Paul Smith hieß. Er strich ihr mit seinem Zeigefinger über den Nacken, es schauderte sie, und sie bekam eine Gänsehaut.
Manchmal genügte ganz wenig!
Er hatte sich nicht verändert, der Junge aus der Sommerfrische in Klintemåla. Meerwasser im Haar und kleine Sommersprossen auf der Nase. Der ewige Sommer der Kindheit.
Warum erschienen ihr diese Sommer rückblickend so wundervoll? Denn das entsprach nicht der Wahrheit, nicht der ganzen Wahrheit zumindest. Sie erinnerte sich auch, dass es manchmal sehr langweilig gewesen war, wenn sie mit ihrer Mutter allein in der Wohnung saß und nichts mit sich anzufangen wusste. Manchmal radelte sie nach Gunnarsö, um Freundinnen zu treffen. Aber recht oft war sie allein, wenn andere mit ihren Eltern in den Sommerhäusern an der Küste, mit dem Auto im Süden oder auf Pauschalreise unterwegs waren.
Magnus hatte keine Sommersprossen mehr, das war lange her. Er war der Junge aus der Großstadt, der einen feineren Dialekt sprach als sie und jeden Sommer mit seinen reichen Eltern auf Besuch kam und in dem großen Haus wohnte, das gemeinhin die Sahnetorte genannt wurde. Im Winter lebte er mit seiner Familie in einer Welt, die nichts mit der ihrigen zu tun hatte. Das reiche, fröhliche und unbeschwerte Leben in Stockholm. So stellte sie es sich zumindest vor.
Aber im Sommer lag sie mit Magnus auf denselben Felsen und Badestegen. Birgitta und Carl-Ivar waren so nett, sich ihrer zu erbarmen. So hatte es einmal eine ältere Frau, eine Freundin von Birgitta, ausgedrückt, die sehr breite Füße in sehr schmalen Schuhen gehabt hatte, das einzige Merkmal, an das sie sich noch erinnerte, da sie sich so unglaublich geschämt hatte, dass sie nur noch auf den Boden starren konnte.
Lotta und sie schliefen im Stockbett und Johan auf der Bank im Wohnzimmer, die nicht sonderlich groß war. Sommergäste, das Glitzern der Wogen, der Duft von Meerwasser in der Nase, lange Tage am Strand. Sie angelten auch, segelten und begannen irgendwann miteinander zu schmusen. Sie verliebte sich zum ersten Mal und erlebte wenig später ihren ersten Liebeskummer.
Ihre erste große Liebe, über die sie unzählige Tränen in ihr Kissen geweint hatte, stand jetzt vor ihr. Es war eigentlich von Anfang an klar gewesen, dass Lotta ihn ihr abspenstig machen würde. Sie war ein Jahr älter, kein kleines Mädchen mehr wie sie. Außerdem war sie hübscher und hatte mehr Selbstbewusstsein. Sie passten zueinander. Sie sah, was geschah, konnte aber nichts tun. Sah, wie Lotta Magnus umgarnte. Lotta hatte das schon früher bei anderen probiert, aber jetzt machte sie es noch offensichtlicher. Und fürchterlicher, und sie hatte keine Möglichkeit, das zu verhindern.
Aber das war jetzt vorüber, beruhigte sie sich. Vorbei.
Magnus ging im Laden herum und zog wie damals einen Mundwinkel hoch. Schief, aber sehr charmant. Er ließ seinen Blick flüchtig über die Wände schweifen und betrachtete die Teppiche.
»Und wie läuft das Geschäft?«
Diese direkte Frage traf sie wie ein Hieb. Das konnte doch nicht sein Ernst sein? Fast hätte sie erwidert, danach musst du schon Carl-Ivar fragen, aber das ging ja nicht. Früher oder später würde sicher ein Nachlassverzeichnis erstellt werden. Dann würde er alle Zahlen schwarz auf weiß vor sich haben.
»Ganz okay«, antwortete sie ausweichend.
Ihr Herz klopfte heftiger. Dass es ihr immer noch so erging. Gleichzeitig genoss sie es aber auch. Sie fühlte sich wieder lebendig. So war es bei ihrer letzten Begegnung an Ostern auch gewesen, aber da hatten sich nur ihre Blicke getroffen. Letzten Sommer bei einem Fest, das Birgitta und Carl-Ivar in Klintemåla veranstaltet hatten, hatte sie die Blicke von Magnus und die Wärme, die in ihnen lag, sehr deutlich gespürt. Als hätte sich seit den Sommertagen, als sie beide noch halbe Kinder gewesen waren, nichts verändert.
»Carl-Ivar hat von ein paar größeren Geschäften erzählt«, sagte Magnus in einem Tonfall, als wollte er das Gespräch nur in Gang halten.
»Ach? Hat sich Carl-Ivar mit dir über seine Teppichgeschäfte unterhalten?«, lächelte sie.
»Das kam vor … Ich habe mich in letzter Zeit nebenher ja auch mehr für Teppiche interessiert. Das hatten wir, Schwiegervater und ich, gemeinsam. Er hat versprochen, mir ein paar Teppiche zu besorgen. Spezielle. Ich hatte ihm Geld dafür mitgegeben.
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