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Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte

Titel: Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Wahlberg
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die Gangway. Dann verschwindet er im Gewimmel auf dem Kai.
    Aber worauf hatte er es abgesehen?
    Die Stewardess sammelte den Abfall ein. Sie nahm die leere Tomatensaftdose und lächelte Claesson an. Was für ein Job! Diese Enge, Eintönigkeit und immer freundlich lächeln.
    Sie flogen immer noch ruhig. Es waren noch anderthalb Stunden. Özen schlief wie ein Murmeltier und schnarchte.
    Claesson nahm das Buch über die Türkei aus der Tasche an seinem Vordersitz. Eine große von vier Minaretten flankierte Moschee zierte den Umschlag. Die Minarette erinnerten an Raketen, die in den strahlend blauen Himmel ragten. Er öffnete das Buch, fand einen übersichtlichen Stadtplan und betrachtete ihn eingehend.
    Özen hatte erzählt, die Türkei sei ungefähr so groß wie Schweden, Norwegen und halb Dänemark zusammengenommen. Ein Land reich an Naturschätzen und landschaftlicher Variation, bekannte Badeorte an den Küsten und Skilifte an verschneiten Hängen.
    Erst kam ein langes Kapitel über die Geschichte der Türkei, die im Prinzip so lang zu sein schien wie die Geschichte der Menschheit. Seit der Steinzeit gab es Menschen in der Türkei. Volksstämme aus dem Osten waren eingewandert, hatten die ansässigen Stämme unterworfen und neue Reiche gegründet. Er las weiter über den fruchtbaren Halbmond, der sich von Mesopotamien, dem Land zwischen Euphrat und Tigris, bis nach Ägypten erstreckte. Mesopotamien!
    Er ließ den Namen auf der Zunge zergehen. Hatte dort nicht die Stadt Ur gelegen? Die Stadt, aus der der Patriarch Abraham laut dem 1. Buch Mose in das Land Kanaan gegangen war?
    Die Stadt Konstantinopel wurde im 4. Jahrhundert an einem Ort namens Byzantion, einer griechischen Kolonie, gegründet. Lange wurde diese Stadt auch das Neue Rom genannt. Seit 1926 hieß sie Istanbul.
    Die Mongolen besetzten das Land im 13. Jahrhundert, und viele Christen traten zum Islam über, da die Mongolen die Muslime geringer besteuerten. Rebellische Turkmenen holten sich das Land später wieder zurück, und das Osmanische Reich entstand. Das Land schlug sich im Ersten Weltkrieg auf die deutsche Seite. Im Schatten dieses Krieges fand 1915 der Völkermord an über einer Million Armeniern statt, laut Claessons Reiseführer ein schwarzer Fleck in der türkischen Geschichte. Der Weltkrieg führte zum Zerfall des Imperiums, das Reich wurde von den Siegermächten geteilt. Ein Teil des Vertrags bedingte eine riesige Bevölkerungsverschiebung. Über eine Million Griechen aus Anatolien wurden gegen etwa eine halbe Million Muslime aus Griechenland ausgetauscht. Und all das liegt nicht einmal hundert Jahre zurück, dachte Claesson.
    Ein Offizier der Armee namens Mustafa Kemal hatte die griechische, dann die Besatzungsmacht anderer Länder vertrieben. Er rief 1923 die Republik aus. Ankara wurde nach Konstantinopel die neue Hauptstadt und Kemal der erste Präsident des Landes. Er nannte sich Kemal Atatürk, was so viel wie »Vater des Staates« bedeutete.
    Das Land war zerrüttet. Atatürk hatte große und umfassende Veränderungen veranlasst. Er orientierte sich am europäischen Lebensstil des Westens und wollte den Einfluss des Islam schwächen, um das Land zu modernisieren. Die Türkei wurde säkularisiert, neue Straßen wurden gebaut, Industrie entstand. Das Land sollte für Investoren aus dem Ausland geöffnet werden. Atatürk wollte einen Fundamentalismus iranischer Prägung verhindern. Der Preis dafür war außer Völkermord und der Entstehung großer Klassenunterschiede die unerbittliche Verfolgung verschiedener Volksgruppen wie etwa der Kurden. Das Militär hatte in der Türkei immer großen Einfluss.
    Jetzt entwickelte sich das Land demokratischer, und große Anstrengungen wurden unternommen, um es für die Mitgliedschaft in der EU zu qualifizieren.
    Die Maschine setzte zur Landung an.
     
    Claesson packte nicht gerne. Das hatte den Vorteil, dass er immer mit kleinem Gepäck reiste. Laut Veronika sollte man ihm in dieser Hinsicht ruhig das Packen für alle überlassen.
    Das hatte er von seinem Vater gelernt. Lege alles, was du mitnehmen willst, aufs Bett und sortiere dann die Hälfte aus. Mustafa Özen schien es ähnlich zu handhaben. Sie brauchten also nicht auf Koffer zu warten, sondern gingen mit ihrem Handgepäck direkt durch den Zoll.
    Der Flughafen Atatürk war groß und modern. Alles verlief nach Plan. Ein Mann mit einem Schild Oskarshamn in Druckbuchstaben erwartete sie.
    Der junge Polizist in dunkelblauer Jacke und hellblauem Hemd

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