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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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Vor ihm standen drei Gläser mit konservierten Labormäusen. Drei nackte rosafarbene Versuchstiere. Alle mit einem menschlichen Ohr auf dem Rücken. Warum zum Teufel besaß Becker solche Präparate? Fake-Chimären aus Mensch und Maus oder echte Chimären?
    In Cubes Kopf schrie plötzlich der zahnlose Yago »Monstruo, Monstruo«, und eine Erkenntnis rastete in seinen Gedanken ein, wie der passende Schlüssel zu einem Schloss.

68
    Soko, nachmittags
    A uf Kyras verwaistem Schreibtisch und auf dem Boden des Großraumbüros stapelten sich die Boxen mit den Ordnern, Büchern, Exponaten und Präparaten aus Beckers Villa.
    Schiller eilte mit finsterer Miene vorbei. »Cube, so geht das nicht. Beantragen Sie ein separates Büro!«
    Cube ignorierte die Anweisung und öffnete einen Ordner aus Beckers Forschungszeit in der Mesa Verde. Der Auftraggeber war Medigood World und der Kooperationspartner kein Geringerer als die amerikanische Regierung. Offiziell ging es um die »Verbesserung der Nutzungsausbeute von Tieren« mit dem Forschungsziel der »Bekämpfung des Welthungers«. Im Klartext testeten sie die genetische Veränderung von Tieren.
    Cube krallte sich in die Tischkante seines Schreibtisches. Obwohl er es längst geahnt hatte, überrollte ihn die Gewissheit des Betrugs.
    »Die alte Kaffeemaschine geht wieder«, rief eine der neuen Praktikantinnen und hielt eine Kanne hoch. »Will jemand einen?«
    Er erhob sich. Das Gesöff hatte in letzter Zeit eine beruhigende Wirkung auf ihn. Na dann! »Ja, ich.«
    Kurze Zeit später saß er vor einer Tasse mit dampfendem Kaffee und blätterte weiter. Mit Entsetzen las er eine wissenschaftliche Abhandlung von Doktor Steffen Becker aus dem Jahr 2012. Es machte ihn fassungslos, mit welch einer Selbstverständlichkeit damals schon über das Schaffen von Human-Chimären nachgedacht wurde. Becker schrieb: »Damit ist bewiesen, dass die Weiterentwicklung verschiedener Tiergattungen durch die gezielte Einlagerung artfremder Gene zu den gewünschten Erfolgen bezüglich Umweltresistenz und Nutzungseigenschaften führt. Die Versuche sind auch auf den Menschen übertragbar.«
    Cube griff zum Telefonhörer und ließ ihn wieder sinken. Was sollte er den Verantwortlichen von Medigood World sagen? Professor Becker hat möglicherweise Menschenversuche durchgeführt? Sein Verdacht begründete sich lediglich auf den Amoklauf eines Wahnsinnigen, der vor seiner Tat Figuren geschnitzt hat, die Mischwesen zeigten. Menschen mit Tierköpfen. Darunter auch eine Schwangere mit Coyoten in der Bauchhöhle. Selbst wenn Yago damals irgendetwas gewusst oder gar gesehen hatte, Cube fehlten die Beweise. Im Gegenteil, niemand würde an diesen Forschungsvorhaben heute noch rütteln wollen. Alle hofften, dass die Mediziner bald ein Mittel gegen die fortschreitenden Genveränderungen fanden. Egal worauf diese Erkenntnisse fußten. Und sei es auf illegalen Menschenversuchen.
    Mit bleischweren Knochen erhob er sich von seinem Schreibtisch und trat ans Fenster. Er legte den Riegel um, drückte die Fensterflügel weit auf und sog die kalte Winterluft ein. Dann führte er seinen eben begonnenen Gedanken zu Ende: Die Pandemie letzten Winter hatte die Welt verändert. Das hatten die neuen Statistiken ans Licht gebracht. Innerhalb weniger Stunden war ein Muster erkennbar geworden. Die Regierung hatte am Mittag offiziell bekannt gegeben, wer zum Kreis der Betroffenen gehörte: alle, die an der Grippe erkrankt waren und eine Passivimpfung erhalten hatten.
    Überraschend schnell hatten führende Genetiker das Rätsel gelöst. Sie erklärten, ein Grippevirusrest hätte sich offenbar mit dem Antigen der Impfung spontan zu einem völlig neuen Retrovirus formiert. Das sei noch nie vorgekommen.
    Jemand hinter Cubes Rücken schaltete das Radio lauter: »… die Regierung warnt ausdrücklich vor übertriebener Panik. Die Erkrankung bräche nur bei einem kleinen Teil der Betroffenen aus.«
    Verdammt, auch er war geimpft. Und noch immer kannte er die Ergebnisse seiner Blutuntersuchung nicht, hatte den Bericht des Arztes nicht geöffnet. Doch auch ohne darin zu lesen, wusste er, dass er sich veränderte. Prüfend fasste er sich ans Kinn. Der Bartwuchs war stärker als früher. Und auch seine Fähigkeit, Gerüche zu erkennen und einzuordnen, ging weit über das übliche Maß hinaus. Er hatte sich längst verändert.
    Seufzend atmete er aus und ein und spürte, wie die Kälte wohltuend in seine Lungenflügel strömte, wie der Wind Gesicht und

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