Lupus - Ankunft der Woelfe
wir uns in den Wintergarten setzen?«
»Meinetwegen.«
Er tippelte hinter ihr her.
Ohne ihn anzusehen, stellte sie das Tablett auf den niedrigen Tisch und setzte sich in einen der beigefarbenen Lounge-Sessel. »Ah«, murmelte sie. »Vielleicht sollte ich doch öfters mal vorbeikommen.«
»Wozu? Um an meinem Computer zu schnüffeln?«
Sie lächelte unschuldig. »Aber, nein doch. Ich musste nur schnell eine Nachricht am Institut abfragen. Ich nahm an, dass es dich nicht stören würde.«
Ihr Vater bleckte die Zähne. »Was willst du wissen?«
»Vater, kann ich dir etwas anvertrauen?«
»Wenn du willst.«
»Es ist brisant und hat mit aktuellen Ermittlungen zu tun. Deshalb war ich auch vorhin so ungeduldig. Bitte entschuldige.«
Er nickte. »Wenn es so geheim ist, dann solltest du besser schweigen.«
»Na toll.« Eva stöhnte. »Kann ich dir nun vertrauen oder nicht?«
Wieder nickte er.
»Tabea Niemann war eine Chimäre.«
»Na und? Davon gibt es Tausende, mit Schweineklappen, Lebertransplantaten, Knochenmarkspenden etc.«
»Ja, natürlich. Aber du wirst zugeben müssen, dass Hundegene an den Fingerspitzen nun wirklich ungewöhnlich sind.«
Palmer hustete und stellte die Tasse ab. »Du hast es also herausgefunden?«
»Und du hast es doch gewusst!«
»Ja, das Nagelbett war an einem Fingernagel plötzlich dunkel und sie sprach von krampfartigen Lähmungen an der Hand. Ich habe eine Gewebeprobe genommen und ihr Doktor Antall empfohlen.«
»Wusste sie, was sie hat?«
»Ich habe es ihr telefonisch mitgeteilt. Dazu war ich verpflichtet.«
»Hast du dich nicht gewundert?«
»Natürlich. Aber sie hatte in verschiedenen Ländern Schönheitsoperationen machen lassen. Ich habe mich gefragt, wer da an ihr herumexperimentiert hat. Natürlich hätte ich das gerne mit ihr besprochen. Aber, wie gesagt, sie meldete sich nicht mehr.«
»Weißt du sonst nichts über die Frau?«, fragte Eva so sanft wie möglich. Immerhin war ihr Vater endlich bereit, zu reden. Außerdem fragte sie sich, was das für eine Liste im Computer ihres Vaters war, auf der die Patientin zusammen mit über zweihundert weiteren Personen stand.
»Sie war alleinstehend. Ich glaube, sie war Schauspielerin.«
»Damit hat sie das Geld für all die vielen Operationen verdient? Das gelingt nur wenigen.« Eva schüttelte ungläubig den Kopf.
»Vielleicht hat sie geerbt.« Er zuckte mit den Schultern.
»Und sie hat immer pünktlich gezahlt?«
»Ja, bis zu der Sache mit der Pandemie. Danach geriet alles ein wenig aus dem Ruder. Sie war schwer von der Krankheit gebeutelt. Man sah ihr an, dass sie erschöpft war.«
»Hast du ihr Ratenzahlung angeboten?«
»Nein. Es ging ja nur noch um die kleine Nasenverkürzung. Dafür habe ich eine würdigere Maßnahme gefunden.«
»Und die wäre?«
»Sie durfte als Probandin bei Professor Becker an einer aktuellen Studie teilnehmen.«
»Aber du sagtest doch, dass sie bereits angegriffen war. Und dann reichst du sie an Becker weiter und lässt sie irgendwelche Medikamente schlucken?«
»Mein liebes Kind. Ich wusste, dass ihr die Medikamente guttun würden. Sie fördern das Denken und steigern die geistige Leistung. Enhancement! Das ist etwas, für das bald einige Leute eine Menge Geld zahlen werden. Ich habe ihr einen Riesengefallen getan. So, und nun sage ich gar nichts mehr.«
39
Freitag, 5:00 Uhr
D as Telefon läutete Eva aus dem Schlaf. Ungläubig schaute sie auf die Uhr und gähnte. Die Nummer kannte sie nicht. »Ja«, meldete sie sich und gähnte erneut.
»Roman Gast. Erinnern Sie sich noch an mich?«
»Nein.«
»Der Autor, der am Institutseingang noch auf Sie gewartet hat, nachdem die Autorengruppe aus München das mumifizierte Kind gesehen hat.«
»Ihren Namen haben Sie mir in der Eile nicht gesagt.«
»Oh, entschuldigen Sie. Und auch für den frühen Anruf.«
»Ich dachte, Autoren sind Langschläfer.«
Er lachte. »Bestsellerautoren vielleicht. Alle anderen schreiben vor oder nach ihrem Brotjob.«
»Woher haben Sie eigentlich meine Nummer?«
»Über die Expertenliste für Herzerkrankungen.«
»Und was haben Sie auf dem Herzen?«
»Ich hatte ja erzählt, dass wir Autoren immer morgens vor unserer eigentlichen Arbeit unsere Romane schreiben.«
Eva hätte am liebsten ein Kissen nach ihm geworfen. »Auf der Expertenliste vom Institut ist nur meine dienstliche Nummer freigegeben. Woher haben Sie meine Privatnummer?«
»Ertappt.«
»Also, wie haben Sie es angestellt?«
»Aus einer
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