Lupus - Ankunft der Woelfe
Täter war kurz vor mir im Haus. Ich hätte ihn fast erwischt. Er ist über die Terrasse entkommen. Es war der Serienkiller.«
»Woher wissen Sie das?«
Cube warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. »Tut mir leid, ich muss dringend weiter. Ein wichtiger Termin mit Professor Palmer. Möglicherweise hat er eine Lösegeldübergabe vorbereitet. Ich melde mich von unterwegs.«
»Warum wurde nicht längst Unterstützung angefordert«, drang die Stimme von Schiller im scharfen Tonfall an sein Ohr.
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es auch erst seit einer Stunde. Die Zeit war einfach zu knapp.«
»Und wie kommen Sie darauf, dass die Bestie Becker angegriffen hat?«
Er steckte seine kalten Hände in die Manteltaschen und umfasste den Autoschlüssel. »Ach, bestellen Sie einfach einen schönen Gruß an Frieder. Sein Täterprofil passt leider nicht. Die sogenannte Krankenhausbestie hat es nicht nur auf Frauen abgesehen.«
Schiller zeigte auf die Blutlache. »Was wissen Sie darüber?«
»Später, Chef!« Cube zog die Hände aus den Manteltaschen und hob sie beschwichtigend hoch. »Ich habe jetzt wirklich keine Zeit mehr.«
»Und was sind das für Kratzer an Ihrer Hand?«
»Das ist nichts von Belang. Das war nur Kyras Katze.« Wie ertappt steckte er seine Hände zurück in die Manteltaschen und drehte sich halb um. »Wir reden später weiter! Ich rufe von unterwegs an, sonst entwischt mir noch der Professor. Und bei dem Blitzeis …«
»Cube!«, hallte Schillers Stimme ihm hinterher.
Im Gehen blickte er erneut auf die Uhr. Noch eine knappe Stunde bis zur Verabredung in der Bank. Das würde ziemlich knapp. Mit einem klackenden Geräusch öffnete sich die Verriegelung der Autotüren. Er stieg ein, startete den Motor und rief im Fahren in der Bank an. »Bitte halten Sie Professor Palmer auf! Nur ein paar Minuten. Aber lassen Sie sich nichts anmerken!«
»Wie soll ich das tun?«
»Zwingen Sie ihn von mir aus, die gebündelten Päckchen zu zählen! Lassen Sie sich was einfallen!«
58
20:10 Uhr
Cube parkte den Rover auf der Straßenseite gegenüber der Landesbank Berlin, direkt hinter einer Litfaßsäule, auf der Plakate für Altersvorsorge und schadstoffarme Zigaretten warben. Die Temperaturen waren inzwischen noch weiter gefallen. Schneeflocken kleisterten in Windeseile das Plakat zu und überzogen die Straßen Berlins mit einer dicken weißen Decke, die alle Geräusche schluckte.
Er rief in der Bank an. Der Sachbearbeiter sog hörbar die Luft ein. »Ihr Gesprächspartner hat in zwei Minuten Zeit für Sie.«
»Danke!«, sagte er, legte auf und sah zu dem Gebäude. Zwei Minuten später erschien der Professor am beleuchteten Portal. Er trug einen silbernen Stahlkoffer und blickte nervös nach rechts und links. Mit langen Schritten hastete er zu seinem Wagen, stieg ein und ließ den Motor an. Dicht hinter die Scheibe gequetscht, fuhr er schlingernd vom Parkplatz. Sein Gesicht wirkte grimmig. Kein Wunder – sie hatten ihn fünfzehn Minuten festgehalten.
Cube startete ebenfalls seinen Wagen und folgte Palmer durch die Innenstadt.
Verdammt, waren die Straßen glatt! Der Professor scheute jedoch kein Risiko, scherte aus, überholte, scherte ein und überholte erneut. Auch Cube beschleunigte und versuchte, die Rücklichter des weißen Porsches nicht aus den Augen zu verlieren. Von Minute zu Minute bereute er, dass er einen zwölf Jahre alten Range Rover Evoque der ersten Generation fuhr. Mit dem nagelneuen Sportschlitten konnte sein Oldie einfach nicht mithalten. Wenn er das richtig sah, bewegten sie sich in Richtung Plötzensee.
Zurück zur Klinik?
Er kniff die Augen zusammen. Eine Kurve später war der Professor nicht mehr vor ihm. Noch weitere zwei Minuten fuhr er in die falsche Richtung, dann wendete er und bog gefühlsmäßig in Richtung Seeufer ab. Dort gab es Hütten und möglicherweise Verstecke. Vielleicht war der Professor dorthin gefahren.
Im Schritttempo passierte Cube die matschigen Wege und Parkbuchten und suchte den weißen Porsche. Endlich fand er einen Pfad mit frischen Reifenspuren in der dünnen Schneedecke. Ja natürlich, hier musste es eine direkte Verbindung zum See geben. Dort gab es einige neue Bootshäuser, in denen sich eine Geisel sehr gut verstecken ließ.
Er entdeckte den Porsche und stieg aus. Die Fußspuren des Professors zeichneten sich deutlich im Schnee ab. Er schien sich hier auszukennen.
Vermutlich war er nicht zum ersten Mal hier, ging es Cube durch den Kopf,
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