Lust auf ihn
diesem Augenblick taten.
„Sag mal, kann man euch eigentlich irgendwo hören?“
„Das geht leider nur am Wochenende, denn in der Woche schlagen wir uns alle einzeln mit den unterschiedlichsten Jobs durchs Leben. Du kannst es dir also von vornherein aus dem Kopf schlagen“, versuchte er sie abzuwimmeln.
„Ach, an den Wochenenden spielst du also gar nicht im Hilton?“
„Nein, nur montags bis donnerstags, also genau dein Rhythmus, die übliche Business-Zeit sozusagen. An den Wochenenden trifft dort ein ganz anderer Menschenschlag ein, bei dem dezente Hintergrundmusik weniger gefragt ist, eher dieklassische Tanzmusik, mit der ich aber leider überhaupt nicht dienen kann und will.“
Sie ließ sich durch seine Ausflüchte nicht beirren. „Oh, nur am Wochenende also. Na und wenn schon, dann muss ich meinen Mann halt ein weiteres Mal belügen und ihm etwas von einer Tagung oder einem Betriebsausflug erzählen, wo ich aus Höflichkeitsgründen auf keinen Fall fehlen darf. Was hältst du davon?“
„Na ja, so wie ich dich kenne, wirst du sowieso vorher keine Ruhe geben. Also meinetwegen ja. Die beiden anderen werden sich bestimmt freuen, mal wieder eine neue Zuhörerin zu haben. Wir werden dann ausnahmsweise nicht nur üben, sondern die Probe ganz exklusiv für unseren größten Fan als Liveauftritt gestalten.“
Begeistert schenkte sie ihm ihr strahlendstes Lächeln.
„Super. Wie wäre es gleich mit dem übernächsten Wochenende? Weißt du, so ganz unbeleckt bin ich nämlich in der Sache nicht. Ich habe als Juristin und Spezialistin für Vertragsrecht jahrelang die großen Musikkonzerne in Deutschland beraten. Ich kenne dort praktisch jeden. Außerdem bin ich in einer musikalischen Familie groß geworden. Meine Mutter war selbst einmal Konzertpianistin, hat dann aber später – als sie uns Kinder bekommen hat – ihren Beruf an den Nagel gehangen. Ein klein wenig kann ich deshalb schon beurteilen, wie gut du tatsächlich bist. Und wenn die anderen ähnlich stark wie du sind, dann müsstet ihr eigentlich eine total geile Band sein.“
So viele Vorschusslorbeeren waren ihm peinlich.
„Wir sind sicherlich recht gut, du wirst es sehen. Okay halten wir den übernächsten Samstag fest. Und den Freitagabend davor unternehmen wir zusammen etwas. Vielleicht kann ich dich bei der Gelegenheit in die Münchner Szene einführen. Ach noch eins, Lisa, sei bitte nicht zu sehr schockiert, wenn du unsere Band das erste Mal siehst.“
„Warum sollte ich das sein?“
„Wenn es so weit ist, wirst du es wissen.“
Seine Worte beunruhigten sie. Sie ließ es sich allerdings nicht anmerken.
Marcel hatte keineswegs übertrieben, denn Lisa blieb das Herz fast stehen, als er ihr seine Mitspieler vorstellte: Der Bassist war niemand anderes als Mike.
„Bitte keine übertriebene gegenseitige Zurückhaltung. Ich weiß nur zu genau – und das aus erster Hand –‚ wie zufrieden ihr beide nach eurer ersten Begegnung wart. Also könnt ihr euch auch jetzt in meiner Anwesenheit ganz ungezwungen, und wie normale Erwachsene benehmen, oder?“
Anfangs fiel das Lisa recht schwer, doch im Laufe des Nachmittags und angespornt von der großartigen Musik und den sehr attraktiven und äußerst interessanten Künstlern, taute sie immer mehr auf.
„Ihr seid wirklich super, ich bin total begeistert. Und dafür habt ihr bislang noch niemanden gefunden, der euch ein bisschen promotet?“, fragte sie ungläubig in die Runde.
„Glaubst du ernsthaft, Dieter Bohlen könnte so etwas gefallen?“
„Du, möglicherweise sogar ja. Nur würde der euch garantiert nicht unter Vertrag nehmen, denn dem seid ihr eindeutig nicht kommerziell und massenkompatibel genug.“
„Eben. Weswegen wir der ewige Geheimtipp auf der Durchreise befindlicher, einsamer Geschäftsfrauen bleiben werden.“
Lisa lächelte ihn amüsiert an.
„Mache ich auf dich einen solchen Eindruck?“
„Aber Hallo!“, alberte Marcel zurück.
„Auf mich überhaupt nicht“, sprang ihr Mike unterstützend zur Seite.
„Na siehst du Marcel, Mike weiß sich wenigstens einer Lady gegenüber zu benehmen.“
„Das ist mir irgendwie auch schon zu Ohren gekommen …“
Gespielt empört stemmte sie die Hände in die Hüften und starrte ihn drohend an.
„Mann Marcel bist du vielleicht heute wieder doof. Aber mal im Ernst. Was haltet ihr davon, wenn ich mich ein wenig um euch kümmere?“
„Was meinst du denn damit?“ Marcels Grinsen hatte mittlerweile etwas äußerst
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