Lust auf Lust: Intime Geständnisse
immer die größte Mühe gegeben, bei ihnen anzukommen: Habe geflirtet, mit ihnen getanzt, und manchmal habe ich sie einfach geküsst. Das hat meistens geklappt, denn beinahe jede Frau »will es gerne mal ausprobieren«.
Aber ich habe Frauen immer nur geküsst. Meine zarten Lesbenjungfrauen eigneten sich nicht so gut für eine Nacht voller hartem Lesbensex. Manchmal hatte ich auf einer Party schon mal einen Nippel im Mund, aber weiter ging es nie. Bis ich einmal betrunken in einer Kneipe stand und meine Bi-Existenz plötzlich eine völlig neue Wende nahm. Das passierte ungefähr in dem Moment, als ein sehr schönes, halbindonesisches Mädchen mich fragte, ob ich mit ihr zur Toilette gehen wolle. Immer eine schwierige Frage, finde ich. Wieso denn? Was will sie von dir? Gesellschaft? Kann man die Tür nicht abschließen? Sollen wir Drogen nehmen? Lippenstift austauschen? Oder knallharten Lesbenporno? Letzteres war hier offensichtlich der Fall.
Während ich ihr wie ein Schaf mit meinem benebelten Schädel in die Kabine folge, macht sie sofort resolut die Tür zu, schließt ab, klappt den Deckel nach unten und sagt: »So. Und jetzt will ich dich lecken.«
Mit einer Verzögerung von zwei Sekunden schlägt diese beiläufig ausgesprochene Mitteilung wie eine Bombe bei mir ein. Verwirrt versuche ich, Ruhe zu bewahren, während ich mir eine mögliche Reaktion überlege. Das ist der beste feuchte Traum, den ich jemals hatte. Und mein Bi-Sein verpflichtet mich zu einem spontanen Orgasmus des Glücks. Aber ich habe Riesenschiss. Deswegen sage ich nur: »Ich mach’s bei dir.« Warum? Keine Ahnung. Die Vorstellung, dass ich meine Muschi vorzeigen muss, ist auf einmal so plastisch. Dann lieber ihre Muschi. Ich knie mich hin und blicke auf ihre Muschi. Sie ist schön, rasiert, dezent. Aber vor allem ist sie schrecklich dicht vor meinen Augen. Und jetzt muss ich irgendwas damit tun. Und ich habe keinen blassen Schimmer.
Nach einer Viertelstunde lecken höre ich mal auf - Ist sie gekommen? Fand sie es überhaupt schön? - und gehe völlig in Trance nach draußen. Ich finde mich supercool. Das Mädchen hat mittlerweile einen Schlüssel genommen und zieht sich, ihrem Image als coole und sexy Frau entsprechend, eine kleine Prise Koks rein.
Nach diesem Erlebnis war ich es wirklich. Volle Pulle hundertprozentig bi. Und was machen Bis, die schon mal Freunde gehabt haben? Die nehmen sich eine Freundin. Und seltsamerweise klappte das auch noch. Ich habe sie in dem Buchladen kennen gelernt, wo sie arbeitete, und bald gingen wir öfter miteinander aus. Uns gefiel es besonders, eine Show abzuziehen, miteinander anzugeben. Wir kokettierten enorm mit unserer Sexualität. Wir fanden es lustig, in Eckkneipen an der Bar zu stehen und zu knutschen, weil wir genau wussten, dass die zahnlosen alten Säcke dort vom Hocker fallen würden. Wir hatten Spaß daran, gerade in Einkaufsstraßen Händchen zu halten und sagten ständig so zuckersüße Dinge wie ›mein Knutschkaninchen‹ und ›meine kleine Honigbiene‹ zueinander.
Das fand ich alles herrlich. Aber es gab auch eine Kehrseite bei meinem Schritt in die Lesbenwelt. Plötzlich musste man nämlich auch Sex haben. Richtigen Sex. Und zwar nüchtern. Davor hatte ich einen Riesenschiss. Abgesehen davon, dass ich eine ziemlich problematische Beziehung zur Muschi habe (offene Wunde! offene Wunde!), wusste ich auch einfach nicht, was ich tun sollte. Ich entdeckte, dass das weibliche Fortpflanzungsorgan, und dann vor allem das einer anderen Frau, voller Rätsel ist. Im Bett verwandelte ich mich in einen unbeholfenen elfjährigen Jungen, der von zwei Schwulen aufgezogen worden war. Typus: Hat die Muschi läuten hören, weiß aber nicht, wo die Klitoris hängt. Und dabei habe ich selber eine, verdammt noch mal.
Ich konnte es natürlich lernen. Aber dazu hatte ich keine Lust. Ich kam mir in einem Frauenbett fehl am Platz vor, dumm und unbeholfen. So fühle ich mich in einem Heterobett nie.
Ich steige von dem großen schwarzen Podest herunter und ziehe die Frau hinter mir her. Wir stehen dicht beieinander an der Bar, sie steht vor mir, und ich habe die Arme um ihre Taille. Ich wische mir ein klein bisschen Schweiß ins Haar und nehme den Cocktail, den sie mir gibt. Wir trinken jede mit dem Strohhalm der anderen und lachen über unser übertriebenes Geflirte. Auf der Tanzfläche tanzen wir und geben uns ab und zu einen Kuss.
Wir verstehen unser Fach. Wir kapieren unsere Show. Die anderen Leute
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