Lust auf Lust: Intime Geständnisse
aufrecht, sonst wird es wieder Betrug.
Wie eine schuldbewusste Sünderin gehe ich jetzt durchs Leben. Ich gebe mir die größte Mühe, so ehrlich wie möglich zu sein. Ich versuche einfach, so gottverdammt aufrichtig wie möglich zu tun.
Penisneid
F reud zufolge entdecken Mädchen irgendwann, dass Jungs viel mehr in ihrem H&M-Slip hängen haben als sie. Von diesem Moment an werden sie neidisch, fühlen sich unvollkommen und wollen auch so etwas haben. Das heißt dann Penisneid. Und das habe ich.
Ich will auch einen Schwanz. Ich fühle mich zwar nicht unvollkommen, betrachte aber nichtsdestoweniger die deutlichen Vorzüge des männlichen Geschlechts als einen riesigen, von Gott gegen mich persönlich gerichteten, bescheuerten Witz. Einige Nachteile sind ganz offensichtlich. Wenn ich nach einem Abend fröhlicher Lebervernichtung durch die Stadt wanke, stehe ich jedes Mal vor der schier unlösbaren Aufgabe, die in meinem Körper angesammelte Flüssigkeit irgendwo dezent zu deponieren. Das fühlt sich dann ungefähr so an, als wäre meine Blase eine seit fünf Wochen nicht mehr gemolkene Kuh, und die dazu passenden Geräusche mache ich auch. Angesichts der Tatsache, dass in solchen Momenten mein Gleichgewichtssinn regelmäßig versagt, traue ich mir den Balanceakt des Hockens einfach nicht zu. Niemals. Die Aussicht, den Rest des Abends mit meinen eigenen Urinspritzern auf meinen Klamotten herumlaufen zu müssen, ist deutlich weniger verlockend als ein Viertelstündchen heftiger Blasenschmerzen. Meine männlichen Freunde haben damit allerdings überhaupt keine Probleme. Während ich kurz vorm Krepieren bin, bauen sie sich mit dem Hintern zu mir auf und fangen an, ausführlich zu pinkeln. So richtig schön lang. So richtig schön viel. Und dabei lachen und stöhnen sie durch den intensiven Genuss, den ihnen diese Entladung bereitet. Manchmal frage ich noch jammernd, ob sie es sich vielleicht aus einer Art Solidarität mit der modernen Frau noch ein bisschen verkneifen können, aber das Prinzip kapieren die Typen nur, wenn es darum geht, wer für das Bier bezahlt.
Aber es gibt auch eher unbewusste Dinge, mit denen ich meinen Penisneid nähre. Die Vorstellung, einen Schwanz zu haben, ist so lustig. Er ist immer da, immer präsent, und einem kleinen Spielchen nie abgeneigt. Man kann stundenlang einfach nur hingucken und warten, ob er wieder hochgeht. Sowieso ist die Vorstellung von einem Körperteil, der manchmal in unerwarteten Augenblicken kurz von sich hören lässt, schon genug, um einen Neidanfall zu kriegen. Du sitzt im Bus, starrst gedankenlos vor dich hin, und hoppla! schon ist er steif. Manchmal vielleicht etwas lästig, schon wahr, aber meistens doch einfach eine unverblümte Ode an das Leben.
Okay, das Design hätte etwas schicker ausfallen können. Niemand ist so richtig angetan von diesem wurmartigen Anhängsel, das etwas dämlich aus der Wäsche guckt. Das ist dann auch oft ein dankbares Gesprächsthema auf Frauenpartys. Mit glühenden Ohren und einer Flasche Weißwein in der Hand werden dann haarklein alle Schwänze unter die Lupe genommen, die man mal gesehen hat. Vor allem die Länge und die tatsächlich etwas idiotischen Krümmungen, die das Ding annehmen kann, bilden eine hübsche Zielscheibe für den Spott.
Die Muschi ist natürlich auch nicht gerade eine weltbewegende Kreation. Hinsichtlich Design schneiden wir aber doch wohl etwas besser ab, wenigstens ein Ding weniger, über das man herzhaft lachen kann. Bis auf das eine oder andere Rostbeefschamlippchen - und lassen wir die Vorstellung von der ›offenen Wunde‹ mal beiseite - ist die Muschi ja ganz akzeptabel. Aber längst nicht so spannend. Irgendwie hat der Schwanz viel mehr Identität, er ist umgänglich, verschämt oder selbstbewusst. Eine Muschi bleibt immer eine Muschi.
Ich habe auch die heimliche Vermutung, dass Jungs viel mehr Spaß haben. Natürlich wird das vor allem dem urmenschlichen Verdacht zuzuschreiben sein, dass die Kirschen in Nachbars Garten immer besser schmecken, aber so ganz glaube ich das nicht. Es stimmt zwar, dass wir öfter kommen können, aber vielleicht bedeutet das ja auch irgendwie, dass es eine Winzigkeit weniger gut ist? Eher Quantität statt Qualität? Dass der weibliche Orgasmus mit Butterkeksen zu vergleichen ist, die man sich achtlos und ohne sie richtig zu schmecken einen nach dem anderen in den Mund stopft, während der männliche Orgasmus eher der sahnegefüllte Windbeutel ist, auf den man sich schon die
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