Lust auf Lust: Intime Geständnisse
dein armer, erschöpfter junger Körper verkraften kann. Ab dem ersten Date wird es was Besonderes. Etwas mit einem Namen. Und in Verbindung mit der vagen Vorstellung von Liebe - ausgesprochen mit starkem italienischen Akzent - fühlt man sich fortwährend zur Romantik verpflichtet. Aber bei einem ersten Date ist man noch gar nicht reif für Pflichtromantik.
Ein erstes Date erfordert eine unglaubliche Energie. Immerhin muss man sich innerhalb von ungefähr vier Stunden ein bisschen kennenlernen. Und man muss sich anpassen. Du weißt nicht, wer der andere ist, und auch wenn er nach jedem vierten Wort einen auf Donald Duck macht und dabei über Bewässerungssysteme in Afrika redet, musst du erst einmal gute Miene zum bösen Spiel machen.
Aber Dates sind die einzige Möglichkeit, die wir haben. Jungs schaffen es irgendwie, in die Disco zu gehen und dort jemanden abzuschleppen. Aber es sind nie die netten Typen, die in die Disco gehen, immer nur die Machos, die eine Frau abschleppen wollen. Irgendwann fragt man sich: Wo gehen eigentlich die ganzen netten Jungs aus? Erst wenn du abgesichert mit dem Schild Habe eine feste Beziehung in der Disco rumläufst, verändert sie sich von einem Saal voll wilder, paarungsbereiter Hunde in einen zivilisierten Ort. Proppevoll mit süßen Jungs. Darum ist ein Date für Mädchen die einzige Möglichkeit, auf einigermaßen zivilisierte Art und Weise den Markt zu erkunden. Was aber nicht heißt, dass das besonders viel Spaß macht.
Nach dem Essen gehen wir langsam zur Straßenbahn. Wir haben ein paar Biere getrunken und befinden uns inzwischen im ruhigeren Fahrwasser des Anekdotenerzählens. Ich blicke zur Seite und fühle den letzten Rest Nervosität in meinem Bauch rumoren. Aber das ist eine andere Art von Spannung. Wir verabschieden uns, und zum Glück küsst er mich. Wir verabreden uns sofort für das nächste Mal. Müde und zufrieden setze ich mich in die Straßenbahn. Eigentlich doch großartig, so ein erstes Date.
Break-up Barbie
I ch liege mit Kopfschmerzen auf dem Bett. Ich würde gerne ein Aspirin nehmen, aber das haben sie natürlich bei meinem Zubehör vergessen. Während ich verdammt noch mal umkomme in Taschen, Schuhen und anderem rosa Krempel, kann ich noch nicht einmal ein paar Pillen bekommen. Oder einen ordentlichen dreifachen Wodka. Warum denken die nie an so was? Ich streiche mir etwas grellgelbes Plastikhaar aus meinen im Verhältnis zu meinem restlichen Gesicht lächerlich großen Augen und seufze. Erinnerungsfetzen an den schrecklichen Krach, den ich gerade überstanden habe, jagen mir durch den Kopf. Ich lechze nach etwas Valium oder so was. Ich drehe mich anmutig auf den Bauch und vergrabe meinen Kopf in dem glänzenden rosa Kissen, das genau zu all den anderen Dingen in meinem Leben passt. Bin ich denn verrückt, wenn ich endlich mal was Neues will? Alles in meinem Leben ist so berechenbar. Wann kriege ich endlich mal ein Nasenpiercing? Wann kriege ich endlich mal ein Tattoo? Wann kriege ich ein…?
Dann kommen mir die Tränen. Ein Ding will ich nämlich besonders gerne haben. Mein Herz verkrampft sich, wenn ich an die Worte denke, die Ken auf dem Höhepunkt seiner Wut gesagt hat. So verletzend, so gemein. Und so wahr. Ich wollte eigentlich gar nicht über unser Sexleben sprechen. Ich wollte über andere Dinge reden. Darüber, dass er ständig so blöd lächelt, zum Beispiel. Und wie er meine Schwestern und Freundinnen anguckt. Vor allem Cindy, auf die ist er scharf, glaube ich. Dass er so unglaublich langweilig ist, so ein kleinbürgerlicher Typ. Er zuckte zusammen, als ich das sagte. Er hat es bestimmt auch an meiner Stimme gehört, dass ich es diesmal ernst meinte. Wir haben uns natürlich schon oft gestritten, aber aus Angst vor den Gerüchten haben wir die Fassade immer aufrechterhalten. Für die Medien. Die machen dich sonst kaputt. Immer lächeln, immer gut aussehen. Da ist einfach irgendwas in mir gerissen, glaube ich.
Ich beschloss, dass es endlich rausmusste. Ich holte tief Luft und sagte: »Ken, ich hab einen andern. Er surft.«
Es war unheimlich. Sein bright smile verschwand wie Schnee in der Sonne, und er stand noch steifer da als sonst. Er strich sich über den Kopf - ich bin mir sicher, er hat sich gewünscht, er hätte Haare wie ich, dann könnte er sich die zumindest raufen - und wurde kreidebleich. Obwohl wir doch gerade erst noch in unserm rosa Strandhäuschen gewesen waren. Dann schrie er los. »Schlampe! Dreckige Hure! Mann, was
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