Lust auf Lust: Intime Geständnisse
ganze Zeit gefreut hat und den man dann in zehn Minuten andächtig und genüsslich verspeist?
Ich werde wahrscheinlich nie über meinen Penisneid hinwegkommen. Ich habe zwar inzwischen schon Frieden geschlossen mit meiner Muschi, die doch eigentlich auch ganz nett ist, mit der man sogar ganz hübsche Sachen machen kann und die mich manchmal wirklich überrascht. Aber ganz loslassen wird mich die Sache wohl nie. Immer werde ich ihn mit einem Hauch von Missgunst betrachten, das einäugige Monster, den rettenden Feuerwehrschlauch, die Genusskeule.
Fag hag
E s ist Sonntagabend. Faul hänge ich auf dem Sofa. Ich verbringe meine Zeit damit, mir zu sagen, dass ich endlich was tun muss. Das ist dann aber auch wirklich das Einzige, was ich tue. Mir das zu sagen. Natürlich muss ich noch alles Mögliche tun, angefangen bei ›mich selber vom Sofa kriegen‹ bis hin zu ›fünfzehn Kapitel Lehrbuch zusammenfassen‹. Alles nicht besonders sexy. Dann klingelt das Telefon. Mein allerliebster schwuler Freund trompetet mir ausgelassen ins Ohr: »Hallo, meine kleine Schlampe!«
»Ach, mein allerliebster Arschficker!«, schmettre ich genauso fröhlich zurück.
»Renske, ich bin der einzige Schwule in deinem Bekanntenkreis. So ein Titel ist doch nur sinnvoll, wenn da ein bisschen Konkurrenz im Spiel ist?«
Da hat er Recht, aber ich bleibe dabei. »Du bist trotzdem der Allerliebste. Ich kenn keinen anderen Schwulen, der …«
»Da hört der Satz in deinem Fall sowieso schon auf. Anyway, heute Abend ist deine Chance. Kommst du mit zu einer Schwulenparty?«
Nun habe ich das edle Bestreben, aus meinem Freundeskreis eine politisch, gesellschaftlich und soziologisch korrekte Gruppe zu machen. Bis jetzt hab ich schon einen Schwulen, mir fehlen also noch ein Jude, ein Schwarzer, ein Behinderter und ein Rentner. Aber Schwule kann man eigentlich ruhig ein paar mehr haben. »Ja, okay. Sowie ich die mentale und physische Kraft gefunden habe, mich von diesem Sofa runterzukriegen, komme ich.«
»Okay. Hauptsache, du kommst nicht nach elf, weil sie dich dann nicht mehr reinlassen.«
Ach Gottchen. Anstatt in eine gemütliche Holzfällerhemd-Schwulenkneipe gehen wir anscheinend in irgendeinen exklusiven, hippen Lederschwulen-Club.
Als ich gut vor der Zeit in der mir angewiesenen Straße ankomme, rufe ich meinen Schwulen wieder an. »Sehr lustig. Hier gibt’s nichts außer ein paar geschlossenen Geschäften und einer Menge Regen. Ich bin klatschnass und außerdem stinksauer.« Ich stehe mitten in einer Einkaufsstraße um halb elf, und da ist wirklich tote Hose.
»Warte nur, es kommen gleich Leute. Ich bin schon unterwegs, keine Sorge, du weinerliche Hete.«
Ich warte in einem Wartehäuschen an der Bushaltestelle auf die anscheinend so wundersame Öffnung des Homowalhalla. Nach einer Weile kommt ein Prachtexemplar von einem Schwulen angelaufen, der langsam - obwohl es nach wie vor schüttet - an den Häusern entlanggeht. Er inspiziert die Fenster und geht weiter. Danach tauchen zwei Superhomos auf. Sie gehen an mir vorbei, stellen sich dann aber zusammen in eine Telefonzelle. Hier ist eindeutig ein Prozess im Gange, der sich mir völlig entzieht. Als wäre ich aus Versehen in einen ziemlich dubiosen, aber doch unheimlichen Filmset hineingeraten.
Dann gehen auf einmal zwei Türen auf. Und plötzlich strömen von allen Seiten Schwule herbei, wie die Ratten von Hameln, die Flötenmusik hören. In null Komma nichts bildet sich eine lange Schlange. Ich entdecke meinen Lieblingsschwulen, und wir gesellen uns zueinander. Obwohl es Sonntag ist, merkt man doch, dass schon reichlich Alkohol geflossen ist. Als wir drin sind, müssen wir erst an einem großen Schild vorbei: »Dies ist eine nicht-kommerzielle Lesben- und Schwulendisco. Nur Menschen, die sich selbst als lesbisch oder schwul bezeichnen, sind hier willkommen.« Heteros sind hier anscheinend nicht erwünscht. Diese versauten, perversen Heteros. Ich setze mein Lesbengesicht auf - obwohl ich nicht so genau weiß, wie das aussieht - und versuche, nicht mehr am Arm meines schwulen Freundes zu hängen. Komisch, denn normalerweise ist das kein Problem, er ist doch schwul.
Als wir in der Disco sind, kann ich mich gar nicht sattsehen an den Typen, die da rumlaufen. Der SM-Meister und der Stricher, die Tunte und der Lederbär, der Jeansboy und der geile alte Bock, alles vertreten. Ich fange an, mich wie ein kleines Mädchen zu verhalten. Ich kichere mit dem Barkeeper, ergehe mich in lauten
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