Lust auf Lust: Intime Geständnisse
Unsicherheit.
Er erkundigt sich nach meinem Sexleben. In den schillerndsten Farben erzähle ich ausführlich von meiner berüchtigten Fake-Vergangenheit, davon, dass ich Jungs nur für Sex missbraucht habe, von misslungenen Dreiern und Huren in Thailand, die sich davor ekelten, mich zu berühren. Ich erzähle ihm von meinen Manipulationstechniken, davon, wie ich meinen Willen durchsetze und wie ich Menschen benutze. Je länger ich rede, desto mehr Lust bekomme ich, mich in meinem letzten Rest Bier zu ertränken, aber wenigstens bin ich ehrlich. Ehrlichkeit wird doch bei jedem ganz groß geschrieben, und ich wollte dieses Mal wirklich aufrichtig sein. Zum Glück bleibt er neben mir sitzen und versucht kein einziges Mal, meine Lebensbeichte dadurch zu unterbrechen, dass er mir mit Bailey’s-Cola den Mund stopft. Er will mich dafür also nicht hinrichten. Und ich darf sogar bei ihm schlafen.
Ein paar Tage nach diesem sehr offenherzigen Kneipenbesuch sitzen wir gerade beim Essen. Ganz beiläufig erwähne ich, dass ich an diesem Abend vorhabe, einen Freund zu besuchen. Er isst etwas langsamer und sagt kein Wort. Ich blicke auf und frage ihn, ob irgendwas ist. »Ein Freund, sagst du. Einfach ein Freund. Was für ein Freund denn? Mit dem hast du doch früher sicher mal gevögelt, oder?« Er sagt es lachend. Na ja, halb lachend.
Ich lache zögerlich zurück. »Ach, Quatsch. Das ist einfach ein guter Freund von mir. Den kenn ich schon seit der Grundschule.«
»Hmm.« Er guckt mich kurz forschend an. »Okay. Schön, schön.«
Wieder zögernd hake ich ein: »Ja, schon schön, ja.«
Während der restlichen Mahlzeit bleibt es still.
Wir gehen zusammen aus. Während er auf dem Klo ist, stehe ich an der Bar und remple ein paar Leute an, weil ich durchwill. Ich bestelle zwei Biere beim Barkeeper, der mich mit einem etwas unsittlichen Blick anguckt. Als ich etwas später mit den zwei Bier in der Hand an der Tanzfläche stehe, steht auf einmal der Barkeeper neben mir. Ob ich Lust hätte, mal mit ihm auszugehen. »Nee, tut mir leid, ich hab einen Freund.« Der Barkeeper lässt nicht locker, und wieder sage ich nein, während ich über die armseligen Sprüche lache, die er aus der Mottenkiste holt. Dann sehe ich hinter ihm meinen Freund stehen. Er lächelt ein bisschen herablassend, mit verschränkten Armen. Als der Barkeeper weg ist, kommt er zu mir. »Das macht dir wohl Spaß, wie, mich eifersüchtig zu machen? Ein bisschen die Eifersuchtskarte auszuspielen?« Ehrlich erstaunt und ein bisschen empört erkläre ich ihm, was der Barkeeper wollte und was ich ihm gesagt habe. »Okay, schon klar.« Den restlichen Abend ist es ein wenig still.
Wir liegen im Bett. In seinen Armen versuche ich, mich von einem überwältigenden Orgasmus zu erholen. Während ich mir die Haare aus dem Gesicht streiche, sage ich, noch ganz außer Atem, zu ihm: »Schatz, das war echt toll.«
»Klar.«
Verblüfft blicke ich hoch. »Was ist das denn jetzt für ein komischer Text?«
»Na ja, woher soll ich denn wissen, ob du gerade wirklich gekommen bist und das nicht bloß fake war?«
Ich gucke, falls das überhaupt möglich ist, noch verblüffter. »Ja, das hab ich doch gesagt. Ich bin gerade eben gekommen. Echt.«
»Ja, das ist nun eben das Merkwürdige. Das kannst du zwar sagen, aber wissen tu ich es dann trotzdem noch nicht.«
Das ist es also. Gottes Strafe für mich. Die kommt also nicht als Feuerhand, um meinen physischen Leib in Brand zu setzen, sondern in Gestalt eines wirklich süßen Typen, der mir einfach nicht mehr vertraut. Wo ich doch bei ihm gar nichts falsch gemacht habe. Im Gegenteil, ich habe gerade alles ganz richtig gemacht. Dachte ich. Ehrlich sein und so. Aber ich war wie der Wolf, der dem Zicklein völlig aufrichtig gesteht, dass er in der Vergangenheit zwar ganz viele Zicklein aufgefressen hat, aber jetzt verspricht, dass er das in Zukunft bestimmt nicht mehr tun wird. Logisch, dass das Zicklein an der Aufrichtigkeit des Wolfs so seine Zweifel hat. You know that I know that you know …
Extrem bitter. Ausgerechnet wegen meiner Ehrlichkeit vertraut er mir nicht mehr. So gesehen wird mir alles, was ich aufrichtig tue, als ein Spielchen ausgelegt. Wenn ich einfach nur lieb zu ihm bin, denkt er, dass ich mich über ihn lustig mache. Wenn ich sage, dass ich unsicher bin, denkt er, dass ich nur so tue. Wenn ich verletzt bin, denkt er, dass es ein Trick ist. Es ist ein Teufelskreis. Ich kann nicht aufrechter tun als
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