Lust de LYX - Gesandter der Sinne (German Edition)
Sichtfenster in der Tür aufgeschoben wurde und das grimmige Gesicht des Wachpostens das Loch ausfüllte. »Wir nehmen von einer jarriah keine Anweisungen entgegen.«
»Diese werdet ihr entgegennehmen«, fauchte Kavin. Zur Hölle mit den Wachen, zur Hölle mit dem, was Zayd denken würde, sobald er hörte, was sie getan hatte. Zur Hölle mit ihnen allen. »Der sahad ist krank. Er hat eine Infektion und hohes Fieber. Ich brauchte Bandagen und Medikamente.«
»Was kümmert uns das?«, fragte der andere Wachmann höhnisch und trat nun ebenfalls vor die Öffnung. »Ein Marid weniger, mit dem wir uns herumplagen müssen.«
»Es wird euch kümmern müssen, weil er der Champion dieser Arena ist. Und sollten die Hochgeborenen herausfinden, dass er wegen eurer Vernachlässigung gestorben ist, wird man euch hinrichten«, log sie. »Oder, besser noch, man wird euch selbst in die Arena schicken.«
Angst flackerte in den Augen beider Männer auf, bevor sie gleich darauf von einem Ausdruck purer Feindseligkeit ersetzt wurde. Kavin scherte sich nicht darum. Solange sie ihr ihren Bluff nur abkauften und motiviert genug waren, um ihr zu besorgen, was sie brauchte, war alles andere unerheblich.
Das Sichtfenster wurde zugeknallt, dann ertönten gedämpfte Stimmen im Korridor, gefolgt von polternden Schritten, die sich hastig entfernten. Kavin atmete auf und kehrte zu der Pritsche zurück.
Der sahad zitterte wie Espenlaub, darum zog sie ihm die Decke bis unters Kinn und steckte sie um seine Schultern fest. Seine Augen waren geschlossen, seine Brust kämpfte um jeden mühsamen Atemzug. Im schwachen Licht der Kerze betrachtete Kavin sein Gesicht, das plötzlich, während er zu schlafen versuchte, wie das eines unschuldigen Jungen aussah, und nicht mehr so schroff und abweisend wie zuvor. Ihr Blick strich über seine dunklen Wimpern, die fächerartige Schatten auf die weiche Haut unter seinen Augen warfen, über seine markanten Wangenknochen, die wettergegerbte Haut, die Stoppeln an seinem starken, kantigen Kiefer und schließlich über die vollen und dennoch männlichen Lippen.
Lippen, die er, wie sie sich vorstellte, früher einmal zum Küssen verwendet hatte, und nicht dazu, barsche Worte und Drohungen auszustoßen.
Er regte sich, versuchte, sich auf die Seite zu rollen, verzog vor Schmerz das Gesicht, öffnete aber noch immer nicht die Augen. Um ihn zu beschwichtigen, während sie warteten, setzte sich Kavin auf die Bettkante und strich ihm die feuchten Strähnen aus der fiebrig heißen Stirn. »Schsch … ruh dich aus.«
Die Muskeln um seine Augen entspannten sich, als sie ein Lied zu summen begann, das ihre Mutter ihr vorgesungen hatte, als sie noch klein gewesen war, und er schien zurück in den Schlaf zu gleiten. Erleichtert streichelte sie weiter sein Haar, dann fiel ihr Blick auf den Feueropal an seiner Kehle.
Der Stein war atemberaubend schön, er fing das Kerzenlicht ein und brachte es zum Tanzen, als wäre es ein lebendiges Wesen. Kavin zog die Decke zurück und fuhr mit dem Zeigefinger über das glatte, in Gold gefasste Juwel. Hitze flimmerte durch ihre Finger, das Gefühl so unerwartet, dass sie mitten in ihrem Lied abbrach.
Woher hatte er ihn? Wieso erlaubten ihm die Wärter, etwas von derartigem Wert bei sich zu behalten? Kavin wusste, dass die Adligen sich nach dem Stein verzehrten, sie hatte im Harem Getuschel gehört, dass, sollte ihn der sahad eines Hochgeborenen töten, der Edelstein dann diesem zufallen würde. Nur war das bisher nicht geschehen. Der Marid hatte jeden Gegner besiegt, den sie auf ihn losgelassen hatten. Eine andere Vision von ihm blitzte vor Kavins geistigem Auge auf. Der Marid, wie er in der Arena erbarmungslos das Schwert durch die Luft sirren ließ, der Opal dabei ebenso sehr Teil von ihm wie seine Haare, Augen und Zähne. Sicherte er sich dadurch sein Überleben? Verlieh ihm der Stein besondere Macht?
»Wer bist du?«, flüsterte sie.
Er antwortete nicht. Sie hatte auch nicht damit gerechnet. Das Fieber hielt ihn fest in seinen Klauen, aber das war in Ordnung, wahrscheinlich war es sogar besser. Wenn man bedachte, wie sich ihre Gefühle ihm gegenüber verändert hatten, war Kavin nicht sicher, wie sie reagieren würde, sollte er so bald schon wieder seinen dunklen, gefahrvollen Blick auf sie richten.
Scharniere knarrten, Metall ächzte. Kavin blickte hastig auf, als die Tür aufgestoßen wurde und ein Wachmann mit einer eckigen Kiste zwischen den Händen eintrat. »Das muss
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