Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)
lasse mich nicht von so einem verdammten Kind abschlachten wie ein Tier.«
»Und was ist mit mir?«
»Du siehst zu, dass du endlich dein verdammtes Gedächtnis wiederfindest, ansonsten haben wir ein echtes Problem.«
Nolan fühlte sich so hilflos wie noch nie. Wieso gab sein Hirn nicht endlich seine Vergangenheit preis? Es ging um sein Leben, aber nicht einmal in dieser Situation wollte seine Vergangenheit wieder zu ihm zurückkehren. Plötzlich hielt er inne. Vergangenheit – das war das Schlüsselwort! »Warte hier!«, rief er über die Schulter zurück, während er bereits in Richtung Tür rannte.
»Was? Nein, verflucht, Nolan, bleib hier!«, brüllte Keith ihm hinterher, doch Nolan hörte ihn schon kaum noch. Stumm betete er zu irgendwem, dass er den Weg zum Ursprung diesmal auch finden würde. Nuran hatte ihm vom Gruagach erzählt, dort hatte er den Namen das erste Mal gehört. Sie mochte nichts über die einzelnen Schicksale der Sealgair wissen, aber wenn sie den Gruagach beim Namen kannte, musste sie auch wissen, wie man ihn unschädlich machen konnte oder ihn wenigstens lange genug aufhalten, damit sie entkommen konnte.
Er rannte durch die Gänge, suchte dabei immer wieder nach Hinweisen, die er auf seinem Weg zum Ursprung gesehen hatte, doch er war so in Panik gewesen, dass ihm die Flucht selbst nur wie ein verschwommenes Bild vorkam.
Wieder erschütterte ein Beben die Flure, und Nolan musste aufpassen, nicht vor Schreck von den Füßen gerissen zu werden. Er konnte sich gerade noch aufrecht halten, prallte aber gegen die Wand. Irgendetwas in seiner Schulter knirschte, und heißer Schmerz flammte in seinem Arm auf, aber er ignorierte es und rannte weiter. Hoffentlich war das nicht das Zeichen gewesen, dass der erste Schutzkreis zerbrochen war. So oder so hieß es aber, dass er sich beeilen musste. Viel Zeit blieb ihm nicht mehr.
Er rannte weiter, immer auf der Suche nach dem Ursprung, verirrte sich dabei aber nur weiter. Schließlich blieb er stehen und atmete tief durch. So kam er auf keinen Fall weiter. Er schloss die Augen und versuchte, sich wenigstens an den Weg zurück zur Zelle zu erinnern, als er etwas spürte. Irgendwoher wehte ihm ein kühler Lufthauch entgegen, und darin lag der Geruch von Erde, Wasser und Moos – der Ursprung.
Er riss die Augen wieder auf, aber der Geruch war immer noch da, stärker sogar, seit er ihn endlich bemerkt hatte. Vielleicht kam er auf diese Weise weiter. Diesmal lief er langsamer, um den Duft nicht zu verlieren, und schloss manchmal sogar die Augen, um sich von seiner Nase und nicht von seinen Augen leiten zu lassen. Schließlich erreichte er endlich die vertraute Nische, in der sich der Zugang befand. Außer Atem, aber glücklich, den Weg zurück gefunden zu haben, lehnte er gegen die Tür und legte seine Hand auf das Kästchen. Wie schon am Tag zuvor glitt die Tür leise zur Seite und ließ ihn in den Erdtunnel hinein. Kaum dass Nolan die Schwelle übertreten hatte, rief er nach Nuran. Sie antwortete nicht, und für einen Moment fürchtete er, dass er sich doch alles eingebildet hatte und ihn in der Kammer des Ursprungs nichts weiter als ein altes, schlammiges Erdloch erwarten würde. Doch dort stand sie, die Hände vor sich gefaltet, vor dem dunklen kuppelförmigen Stein, als hätte sie schon seit Stunden auf ihn gewartet. »Schrei nicht so, Nolan«, tadelte sie ihn sanft, wie eine Großmutter es tun würde. »Du weckst ja sämtliche Ahnen auf.«
»Die werden wir wahrscheinlich brauchen«, murmelte er außer Atem und sank auf die schwarze Erde. »Nuran, wir brauchen deine Hilfe. Wir werden angegriffen – der Gruagach steht vor der Tür und will die Schutzkreise zerstören.«
Nuran wurde mit einem Schlag ernst, jedes spielerische Feixen war aus ihrer Miene verschwunden. »Der Gruagach ist hier?«, wiederholte sie tonlos, und Nolan nickte.
»Wie nah ist er schon?«
»Ich weiß es nicht genau. Keith sagte mir, dass er vor dem ersten Schutzkreis steht. Gerade gab es eine weitere Erschütterung, und ich weiß nicht, ob das heißt, dass er den ersten Kreis durchbrochen hat, oder nicht.«
Die Sealgair legte die Hände auf ihre Wangen und schloss die Augen. Ungläubig schüttelte Nolan den Kopf. »Willst du denn gar nichts tun?«
»Ich kann nichts tun«, sagte Nuran leise. »Ich bin eine Erinnerung – das, was dir von der richtigen Nuran in deinem Blut vererbt wurde. Alles, was ich dir geben kann, ist Wissen.«
»Dann gib mir Wissen«, bat Nolan sie. »Du
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