Lust de LYX - Träume der Sehnsucht (German Edition)
anderen Zeichen. Der Fuß des Steins verschwand im Boden, und Nolan hätte darauf gewettet, dass sich der Stein noch viel tiefer in das Erdreich grub als das gesamte Trainingsgelände.
»Du hast deine Ausbildung auch hier absolviert«, sagte Keith und trat an eine der hohen Glasscheiben mit den abgerundeten Ecken.
Nolan konnte nicht erkennen, worauf sie standen; aus seiner Perspektive sah es aus, als würden sie einfach frei im Raum schweben.
Keith malte weitere Runen auf die Glasscheibe, und ein Standbild in Schwarz-Weiß flackerte auf. Es zeigte Nolan, noch mit wesentlich kürzeren Haaren und unsicherem Gesichtsausdruck.
»Du warst ein ganz schöner Frischling«, sagte Keith beinahe zärtlich, den Blick auf die Projektion gerichtet. »Wir mussten lange nach dir suchen; du hast in einem billigen Loch gehaust und dich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen. Wir haben jede Menge zerfledderter Bücher bei dir gefunden; offensichtlich hast du versucht, so viel wie möglich zu lernen, auch wenn du dir keine Universität leisten konntest.«
Nolan legte den Kopf schief; es war seltsam, sein jüngeres Ich dort zu sehen. Eigentlich hätte er damit irgendwelche Gefühle verknüpfen müssen, Erinnerungen oder wenigstens Eindrücke, aber er fühlte sich nur taub. Der junge Mann wirkte ohnehin nicht so, als würde ihn viel berühren. Die Miene war zwar unsicher, aber nicht ängstlich, so als müsste er die neue Situation erst analysieren. Er trug ein dünnes Shirt und noch fadenscheinigere Hosen. »Wie habt ihr mich gefunden?«
»Sobald ein Sealgair das richtige Alter erreicht, können ihn die Draoidh aufspüren. Aber das müsstest du ohnehin besser wissen als …« Keith brach ab, ohne den Blick abzuwenden. »Ich werde dir ein paar der Aufnahmen aus deinem Training zeigen. Vielleicht hilft dir das, dich zu erinnern.«
Nolan kam näher und trat neben Keith. Auch er blickte auf den jungen Mann, dessen Leben sich sicherlich innerhalb von wenigen Stunden komplett umgekrempelt hatte.
So wie meins.
»Zeig mir die Videos.«
Die ersten Tapes waren noch aufregend, doch je mehr Bänder sie sahen, desto langweiliger wurde es. Die Kamera fing Nolan bei den immer gleichen Übungen ein, in einer großen Trainingshalle, in der er verschiedene Kampfsportarten wie Boxen, Taekwondo und Mixed Martial Arts erlernte. Es gab auch Bilder aus einer anderen Halle, in der er mit Armbrust und Bolzen hantierte, oder mit kleinen Handfeuerwaffen, wie Glocks und anderen Marken, auf Ziele aus Papier schoss. Dazwischen gab es immer wieder Unterricht zu Kräutern, Wurzeln und Früchten. Die Aufnahmen waren stumm, aber Nolan wusste nicht, ob es ihm etwas genutzt hätte, die Namen und Anwendungen dieser Pflanzen zu hören.
Der Gesichtsausdruck seines jüngeren Ichs änderte sich dabei nie; immer war er ohne große Emotionen, aber voller Wissensdurst. Er nahm alles in sich auf, was ihm beigebracht wurde.
»Du warst einer der schnellsten und besten Schüler, die wir hier jemals hatten«, warf Keith ein, nachdem sie sich mehrere Stunden lang Videos angesehen hatten. In der Zwischenzeit hatte der blonde Sealgair zwei Stühle herangezogen, auf denen es sich die beiden bequem gemacht hatten. »Selbst die Draoidh waren erstaunt, wie mühelos du dir ihre Formeln und kleinen Mixturen merken konntest. Du warst ein verflucht starker Draoidh.«
Dabei grinste er, als wäre das sein Verdienst. Keith schien allgemein entspannter zu werden, je länger sie die Videos ansahen. Für ihn war es sicherlich ein Trip zurück in die Vergangenheit, in eine Vergangenheit, an die er sich gern erinnerte.
»Warum habt ihr diese Aufnahmen gemacht? Waren sie für alle neuen Sealgair?«
»Ja. Wir haben euch regelmäßig gefilmt, um euch eure Fehler zu zeigen und darauf hinzuweisen, wie ihr es besser machen könnt.«
Nolan rieb sich über das Kinn. »Und hat es geholfen?«
Keith lachte leise. »Nicht bei allen. Siehst du?«
In diesem Moment war eine Szene zu sehen, in der Nolan von Keith während eines Ringkampfs auf die Matte geschickt wurde. Nolan rappelte sich auf und griff wieder an, ging aber innerhalb zweier Züge zu Boden. Auch die nächsten vier Male verlor er immer wieder gegen Keith, der kaum Mühe aufzuwenden schien, um Nolan auf den Rücken zu schicken.
Nolan lachte leise. »Offensichtlich war der direkte Zweikampf nie meine große Stärke.«
»Kannst ja nicht in allem überragend gewesen sein.«
»Sieht so aus.« Nolan lehnte sich im Stuhl zurück – er fühlte
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