Lust de LYX - Versuchung der Sinne (German Edition)
auf später.
Jessica erwachte nur allmählich; ihre Lider flatterten, ihre Nasenflügel weiteten sich, als sie den Duft des Mannes einfing, den sie die ganze Nacht geschmeckt und berührt hatte. Sie bewegte sich nicht, weil sie wusste, dass ihre Zeit mit ihm nun ablief; sie wollte sie noch eine kurze Weile länger genießen.
Die Sonne strahlte durch das Fenster und teilte ihr mit, dass ihre Fantasiewelt im Begriff war, sich aufzulösen. Das Fehlen einer Wolkendecke verriet, dass der Sturm sich verzogen hatte.
Sie kniff die Augen zusammen und durchlebte im Geist noch einmal die hitzigen Vereinigungen zwischen ihr und ihrem sinnlichen Unbekannten. Nach langen Minuten zwang sie sich, ihre Augen wieder zu öffnen. Sie musste ihn noch ein letztes Mal berühren. Doch als sie die Hand nach ihm ausstreckte, ertastete sie ausschließlich eine leere, kalte Matratze. Von einer plötzlichen bösen Vorahnung überwältigt, hob sie den Kopf und stellte fest, dass sie allein im Bett lag.
Sie schwenkte den Blick zum Bad, in der Hoffnung, dass er dort sein würde, und nicht einfach gegangen war. Doch die Tür stand auf, es brannte kein Licht.
Er war einfach gegangen. Jessica war tatsächlich allein.
Ein unwillkommener Stachel der Enttäuschung bohrte sich in ihr Bewusstsein. Sie warf die Decke beiseite und setzte sich auf, dabei weigerte sie sich noch immer, die Realität zu akzeptieren. Andererseits war es genau so vorgesehen. Ein One-Night-Stand endete nach einer Nacht. Das war Sinn und Zweck der Sache.
Und es war ja auch nicht so, dass sie auf eine Beziehung aus gewesen wäre.
Jessica schwang die Beine über die Bettkante und stand auf. Da bemerkte sie den Zettel, der in der geschlossenen Tür klemmte. Sie spürte, wie ihr Herz vor hoffnungsvoller Erwartung gegen ihre Rippen hämmerte.
Vielleicht war er doch nicht gegangen. Vielleicht hatte er nur für einen Moment das Zimmer verlassen. Eilig ging sie zur Tür, dann öffnete sie sie mit eindeutig zu viel Eifer, nahm die Nachricht an sich und schloss sie wieder. Dann las sie sie.
Die Botschaft war kurz und auf den Punkt gebracht. Er war weg. Sie war allein. Er hatte mit D. unterschrieben. Noch immer kannte sie seinen Namen nicht.
Jessica ließ sich auf den Boden sinken und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür, dann dachte sie über ihre Vergangenheit nach und darüber, wie viel sie sich im Leben hatte entgehen lassen. Denn dank ihres mysteriösen Liebhabers wusste sie jetzt, dass tatsächlich eine heißblütige Frau in ihr schlummerte. Und nachdem diese nun erwacht war, hatte Jessica nicht die Absicht, sie wieder einschlafen zu lassen.
Erinnerungen geisterten durch ihren Kopf. Erinnerungen an ihren Zorro, an ihren Ex und seine gemeinen Behauptungen. Er hatte sogar die Dreistigkeit besessen, ihr die Schuld an seiner Untreue zu geben. Doch diese eine Nacht mit ihrer Zufallsbekanntschaft hatte bewiesen, dass sie nicht, wie ihr Ex behauptete, frigide war.
Tja, nun war ihr schöner Fremder weg, trotzdem schuldete sie ihm ein stilles »Danke«. Jessica würde ihrer Zukunft nun mit mehr Selbstvertrauen begegnen. Und ganz bestimmt würde sie ab jetzt Raum darin schaffen für gelegentlich ein wenig körperliche Befriedigung. Der Gedanke zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen, als sie aufstand.
Sex hatte definitiv eine neue Bedeutung für sie gewonnen.
Jessica brauchte nur den richtigen Partner dafür.
Eine Stunde später betrat Jessica die Lobby des Motels — sofern man den schmuddeligen Raum überhaupt so nennen konnte. Sie musste sich um ihren Wagen kümmern und zusehen, dass sie wieder auf die Straße kam.
Hinter dem Empfangsschalter entdeckte sie einen Teenager, der so sehr in irgendein Spiel auf einem Handgerät vertieft war, dass er ihr Näherkommen nicht bemerkte.
Sie räusperte sich leise. »Ich hatte Zimmer …«
Er schob ihr einen Umschlag hin. »112«, vollendete er und schaute hoch. »Ich weiß. Ihre Rechnung ist bezahlt, und Ihr Auto wird gerade draußen repariert.«
Stirnrunzelnd wollte sie den Teenager schon mit Fragen bombardieren, als der Junge ihr zuvorkam. »Der Mann, mit dem Sie hier waren, sagte, dass er dringend wegmüsse, aber er wollte, dass man sich um Sie kümmert. Er hat noch eine weitere Nacht bezahlt, damit Sie in Ihrem Zimmer warten können, bis Ihr Wagen wieder läuft. Es war aber nur die Lichtmaschine. Er sollte bald fertig sein.« Der Junge grinste. »Dieser Typ, der gibt echt ein ordentliches Trinkgeld. Sagen Sie ihm, dass er hier
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