Lust kennt kein Tabu
schafften.“
„Nicholas, ein Exhibitionist! Wer hätte das gedacht?“
„Ein völlig neuer Wesenszug, und das fand ich fabelhaft.“ Bei der Erinnerung an das riskante Vorspiel spürte Zienna, wie ihr ganzer Körper pulsierte. Sie hatte sich nie für exhibitionistisch gehalten – oder zumindest seit Jahren nicht mehr. Aber letzte Nacht war sie hochgradig erregt gewesen.
„Genau das meine ich“, erwiderte ihre Freundin. „Weil ich so langsam geglaubt habe, Nicholas wäre wie Elliott.“
„Was heißt das?“
„Nun ja …“
„Du hast Elliott abserviert. Habe ich jemals angedeutet, ich würdeNicholas fallen lassen?“
„Nein – und ich sage ja gar nicht, dass du es tun würdest.“
„Er ist ein guter Mann. Und er liebt mich. Ich bin glücklich.“
„Behauptest du, ich hätte mit Elliott glücklich werden sollen?“
„Sicher steht’s mir nicht zu, dir zu erklären, wer der Richtige für dich wäre.“
„Ich hatte zweifellos einen wunderbaren Typ. Nie hätte er mich betrogen. Aber du weißt, wie ich mich gefühlt habe. Ich sehnte mich nach einem Liebhaber, der mich so wahnsinnig begehrt, dass er mich immer und überall genommen hätte – an unmöglichen Orten. Natürlich innerhalb vernünftiger Grenzen. Beim Sex wünschen sich nicht nur Männer jemanden, der manchmal ein bisschen ausrastet.“
Darüber dachte Zienna eine Weile nach. Vielleicht hatte Alexis recht. Denn sie selber wollte das „Sexmonster“ unbedingt näher kennenlernen – und immer wieder die Ekstase genießen, die Nicholas ihr letzte Nacht geboten hatte.
Aber war Kuschelsex ein Grund, jemandem den Laufpass zu geben? „Jedenfalls habe ich einen guten Jungen. Das weiß ich. Und dass er mich wie ein böser Junge antörnen kann, ist ein zusätzlicher Bonus.“
„Hätte Elliott das auch getan, wären wir immer noch zusammen.“
„Also hast du nur wegen dem Sex Schluss mit ihm gemacht?“
Zienna vermutete, dass mehr hinter der Enttäuschung stecken musste als mangelnde Leistungen im Schlafzimmer.
„Teilweise …“ Alexis’ Zögern verriet einen inneren Konflikt. „Irgendwie – habe ich etwas mehr gebraucht. Etwas, das Elliott mir nicht geben konnte.“
„Und so hast du getan, was du tun musstest.“ Wenn Zienna ihre Freundin auch liebte – wenn es um Beziehungen ging, kapierte sie nicht, wonach Alexis suchte.
„Tut mir leid, ich bin ein bisschen genervt. Gesten Abend kam Elliotts Mutter zu mir und wollte wissen, was mit ihrem Sohn nicht stimmen würde. Gar nichts, versicherte ich ihr, und eines Tages würde er eine Frau sehr glücklich machen.“
„Was sie nicht begriffen hat“, ergänzte Zienna.
„Nein.“
„Natürlich nicht.“
„Ich versuchte ihr zu erklären, er sei für mich nicht der Richtige. Da war sie am Boden zerstört.“
„Nun, das ist begreiflich. Genauso wie Elliott hatte sie dich ins Herz geschlossen.“
Alexis seufzte tief auf. „Ja, ich weiß. Und das macht es so schwierig … Trotzdem – ich habe meine Entscheidung getroffen und will in die Zukunft schauen.“
Für jemanden, der einen Neuanfang plante, wirkte sie nicht allzu glücklich. „Das verstehe ich.“
„Reden wir nicht mehr über Elliott.“ Alexis’ Stimme verriet neue Entschlossenheit. „Freut mich, dass dein Streit mit Nicholas zu einer so aufregenden Nacht geführt hat.“
„Nun werde ich mir überlegen, worüber ich nächstes Mal mit ihm streiten soll.“ Zienna lachte leise. „Denn dieser Sex war wirklichbrandheiß.“
„Wie wundervoll.“
„Okay, Alexis, ich muss mich beeilen. Sonst komme ich zu spät zur Arbeit.“
„Und ich bin auf dem Weg zur Tür hinaus. Bis später. Gehen wir heute Abend auf einen Drink aus?“
„Vielleicht. Aber ich kann dir nichts versprechen, weil ich mich wahrscheinlich mit Nicholas treffen werde.“
„Jetzt machst du mich eifersüchtig!“
„Auf bald.“
„Bye.“
Zienna beendete das Telefonat und stieg aus dem Auto. Als sie das Reha-Center betrat, umspielte noch immer ein Lächeln ihre Lippen.
An solchen Tagen war Zienna froh, dass es im hinteren Trakt des Reha-Centers eine Cafeteria gab, in der Bio-Sandwiches, Salate und dergleichen, zudem verschiedene Getränke angeboten wurden. Sie fühlte sich zu müde für einen Lunch außerhalb des Hauses. Und so holte sie sich einen Truthahn-Wrap, den sie in ihrem Büro aß, und trank eine weitere Tasse Kaffee. Danach gönnte sie sich ein zwanzigminütiges Mittagsschläfchen, den Kopf zwischen verschränkten Armen auf dem
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