Lust kennt kein Tabu
Und ich freue mich darauf, dich zusammen mit Nicholas wiederzusehen. Aber privat, so wie hier? Bitte versuch das nicht mehr. Wir sollten zivilisiert miteinander umgehen, Wendell, doch wir können nie mehr Freunde sein.“
Mit diesen Worten ging Zienna zur Tür und öffnete sie so weit wie möglich.
9. KAPITEL
In den nächsten Tagen sah sie Nicholas nicht, weil er vor der Eröffnung seines neuen Lokals alle Hände voll zu tun hatte. Er schlug ihr einen Besuch im Reflections on the Bay vor. Darauf verzichtete sie, um ihn nicht von der Arbeit abzulenken.
Und wenn Zienna im Restaurant auftauchte, würde sie zweifellos Wendell begegnen. Das wollte sie natürlich vermeiden.
Außerdem brauchte Alexis ihre Hilfe. Nach dem Gespräch mit Elliotts Mutter musste sie aufgemuntert werden. Und so fuhr Zienna am frühen Samstagabend zu ihrer Freundin, statt ein leidenschaftliches Rendezvous mit Nicholas zu planen.
In Alexis’ Loft bereiteten sich die beiden auf einen Abend in einem angesagten Club in der Innenstadt vor.
„Wow“, meinte Zienna, als Alexis sich in ein schwarzes Kleid zwängte, das alle Kurven betonte und ihr Hinterteil kaum bedeckte.
„Gefällt’s dir?“ Alexis drehte eine Pirouette. Ihr tiefer Ausschnitt ließ kaum noch Raum für Fantasie.
„Eigentlich dachte ich, wir würden einfach nur um die Häuser ziehen und uns ein bisschen amüsieren. Und jetzt takelst du dich auf, als wolltest du jemanden abschleppen.“
„Zu aufreizend?“
„Nach dem Ende einer Beziehung bekämpfen die meisten Mädchenihren Liebeskummer mit Schokoladenkuchen. Sie gehen nicht in Clubs in Kleidern, die ‚Fick mich!’ schreien!“
„Natürlich tun sie das.“ Alexis kicherte. „Wo hast du denn die ganze Zeit gelebt? Hinter dem Mond?“
Zienna wandte sich wieder dem Badezimmerspiegel zu und überprüfte ihr Haar. Es war zu platt für ihren Geschmack. „Solange du weißt, was du tust … Ich will dich nur davon abhalten, einen Fehler zu machen, den du später bereust.“
„Lieb von dir, dass du dich um mich sorgst.“ Alexis trat neben sie vor den Spiegel. „Aber es ist an der Zeit, ich muss mal wieder ein Date haben.“
Da Zienna nicht ihre Mutter war, würde sie sich auch nicht so benehmen. Aber sie war beunruhigt. Früher hatte Alexis gejammert, es gebe keine guten Typen auf der Welt. Als sie dann einen gefunden hatte, war er ihr nach zwei Jahren zu langweilig geworden.
„Hast du was von Elliott gehört?“ Zienna fand sich mit dem Zustand ihrer Haare ab und begann, ihr Make-up aufzutragen.
„Neulich rief er mich an, obwohl ich ihm gesagt hatte, er soll sich nie mehr bei mir melden. Die Nummer mit seiner Mutter hat mich nicht beeindruckt.“
„Glaubst du, er hat sie zur dir geschickt?“
„Das hat er bestritten. Aber er lügt, davon bin ich überzeugt.“ Alexis vollendete ihren Lidstrich, legte den Eyeliner beiseite und wandte Zienna zu. „In zwei Monaten werde ich fünfunddreißig. Wahrscheinlich habe ich seinen Heiratsantrag deshalb angenommen. Wie unsicher ich mir war, weißt du ja.“
Zienna nickte. Ständig hatte ihre Freundin behauptet, irgendwo da draußen müsse es einen besseren für sie geben.
„Mit dreißig wollte ich verheiratet sein.“ Alexis schaute wieder in den Spiegel. „Leider ist das nicht passiert. Ich dachte, Elliott wäre meine Rettung. Dann schreckte ich vor der Hochzeitsplanung zurück. Und plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Nur weil die Uhr tickt, kann ich nicht heiraten – ich muss wissen, dass es für immer ist.“
„Ganz klar, du musst glücklich sein. Und du darfst nicht zweifeln.“
Kurze Zeit später gingen sie nach unten und stiegen in das Taxi, das Alexis telefonisch bestellt hatte. Um diese Zeit war es sinnlos, im eigenen Auto zu einem Club zu fahren. Man fand keine Parklücken, bewachte Parkplätze und Parkuhren waren zu teuer. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass sie beide Alkohol trinken konnten.
Der Club, für den sie sich entschieden hatten, lag im West Loop, nicht weit von Alexis’ Loft entfernt. Kurz nach halb elf hielt das Taxi vor dem Eingang. Die Warteschlange war schon ziemlich lang.
Aber Zienna kannte einen Türsteher, einen ihrer ehemaligen Patienten. Als sie zu ihm ging, umarmte er sie grinsend. „Hey, Zee! Wow, du siehst umwerfend aus.“
„Danke, Keith.“
Bei Alexis’ Anblick stieß er einen leisen Pfiff aus. „Verdammt, Süße, muss ich die Feuerwehr rufen?“
„Ich habe mit Elliott Schluss gemacht“, erklärte
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