Lust kennt kein Tabu
Und – mein Gott, geht dir der Verlust seines kleinen Sohnes nicht zu Herzen?“
„Doch“, gab Zienna leise zu. „Als er mir davon erzählt hat, war ich wirklich erschüttert.“
„Außerdem weißt du jetzt, dass er dich damals nicht verlassen hat, weil er ein Dreckskerl war“, fügte Alexis hinzu. „Deine Gefühle für ihn haben sich geändert. Und wenn du mir einzureden versuchst, du könntest ihm widerstehen, lügst du. Das spüre ich. Nicht umsonst bin ich seit so vielen Jahren deine beste Freundin.“
„Okay.“ Zienna schnitt eine Grimasse und sah ein, wie sinnlos es war, ihr noch länger etwas vorzumachen. Alexis kannte sie viel zu gut. „Der Kuss war – wie ein Feuerwerk. Spektakulär. Niemals hätte ich gedacht, ich würde immer noch dermaßen auf ihn abfahren. Nicht nach dieser langen Zeit. Und schon gar nicht, seit ich von Pam weiß …“
Seufzend schüttelte sie den Kopf. „Aber irgendetwas in meinem Körper sehnt sich nach diesem Mann. Keine Ahnung, was … Und da ist Nicholas, den ich liebe. Könnte ich die beiden miteinander verschmelzen, hätte ich genau den Richtigen gefunden. Eine Kombination aus totalem Sex-Appeal und diesem netten Mann, der mich liebt, der sich binden will, alle seineGefühle und Gedanken mit mir teilt. Aber das sind nun mal zwei verschiedene Typen. Und beide kann ich nicht haben.“
„Warum nicht?“, fragte Alexis herausfordernd. „Du liebst Nicholas, und das ist wunderbar. Aber wenn du herausfinden möchtest, wie es mit Wendell wäre …“
„Alex! Im Ernst, was ist bloß in dich gefahren?“
„Fast zwanzig himmlische Zentimeter!“
Gegen ihren Willen musste Zienna lächeln. Trotzdem schockierte sie der Vorschlag ihrer Freundin. „Wie ich dir soeben klarzumachen hoffte, kriegt man nicht immer die perfekte Kombination in einem einzigen Mann. Und ich hatte nicht erwartet, du würdest dir das einfach nur anhören und unwichtig finden.“
„Sorry, ich will dich nicht nerven. Ehrlich nicht. Es ist nur – ich habe gründlich nachgedacht. Und wie ich schon mal sagte, wir Frauen brauchen heißen Sex genauso wie die Männer. Wenn Wendell dir den gibt …“
„Alex!“
„Was ist denn so falsch daran? Sehr viele Männer tun so was. Die sind gleichzeitig mit mehreren Frauen zusammen und fühlen sich kein bisschen schuldig. Und noch ein Argument! Letzten Mittwoch hat Nicholas dir ein Sexmonster gezeigt, und als du diese wilde Nacht wiederholen wolltest, machte er schlapp. Nach allem, was du mir erzählt hast, konnte Wendell immer …“
Glücklicherweise klingelte in diesem Moment Ziennas iPhone und Alexis unterbrach ihren Wortschwall.
„Das ist Nicholas“, sagte Zienna, drückte auf das Display und hielt sich das Handy ans Ohr. „Hey, Darling.“
„Was machst du gerade?“
„Ich hänge bei Alex rum. Und ich vermisse dich.“
„Wie fühlst du dich? Tut mir leid, dass ich so beschäftigt war, als du wegen deines Problems angerufen hast.“
„Schon gut, das verstehe ich.“
„Heute Abend mache ich früher Schluss im Restaurant. Ich hoffe, du kommst zu mir, und wir verbringen die Nacht zusammen. Dann werde ich dir die Aufmerksamkeit schenken, die du verdienst.“ Bei diesen letzten Worten klang seine Stimme fast verrucht.
„Natürlich komme ich. Wann?“
„In etwa einer Stunde?“
„Bis dann, Darling, ich liebe dich.“
„Triffst du ihn?“, fragte Alexis, als Zienna das Gespräch beendete.
„Ja“, bestätigte Zienna freudestrahlend. „Heute macht er früher Feierabend, und ich soll zu ihm kommen.“
„Sehr gut, da dürfte er nicht zu müde sein und dir geben, was du brauchst.“
„Alex, ich habe nie behauptet, Nicholas würde mich nicht befriedigen. Klar, diese wildere Seite von ihm, die ich erst letzte Woche kennengelernt habe, war fabelhaft. Aber ich bin glücklich mit unserem Sex.“
„Glück ist okay. Aufregende Spielchen jenseits deiner kühnsten Träume – das ist was ganz anderes.“ Alexis grinste über das ganze Gesicht.
„Da du heute Abend nur über Sex reden kannst – warum rufst du Brocknicht an? Noch ist die Nacht jung. Also könntest du dich mit ihm verabreden und weitere heiße Stunden erleben. Genau das habe ich auch vor.“
Und Zienna hoffte inständig, dass sie Wendells Kuss in den Armen von Nicholas vergessen könnte.
Als sie ihren Wagen in Nicholas Zufahrt steuerte, dachte sie immer noch an Wendell. Nicholas hatte verlangt, sie solle ehrlich zu ihm sein, und sie wollte nicht lügen.
Aber sie war nicht
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