Lust kennt kein Tabu
mein Mädchen.“
„Und was heißt das?“, fauchte sie. „Bin ich eine Art Siegerprämie, um die ihr euch streitet?“
„Großer Gott, nein! Aber falls es dich interessiert, ob es mich stört, dass ich bei meiner Rückkehr meinen besten Freund zusammen mit meiner Ex antreffe – ja, das stört mich sogar sehr. Ich liebe ihn wie einen Bruder. Trotzdem muss ich dir erklären, was ich empfinde.“
„In vier Jahren hat sich einiges geändert.“
„Das weiß ich. Natürlich muss ich mich von dir fernhalten. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es schaffen werde.“
Mühsam rang sie nach Atem.
„Schau mich nicht so an, Zee. Das wird dich wohl kaum überraschen. Wie’s damals zwischen uns war, hast du doch nicht vergessen, oder? Und als ich dich letzte Woche in Nicks Restaurant wiedersah … Willst du wissen, was ich da gedacht habe?“
Zienna kehrte ihm abrupt den Rücken, wollte davonlaufen, weil das zu viel für sie war.
Mit dieser Situation wurde sie nicht fertig, denn aus irgendwelchen idiotischen Gründen erregte dieser Mann sie immer noch.
Wendell umklammerte ihren Arm und drehte sie zu sich herum. „So heiß wie damals mit uns beiden kann’s zwischen dir und Nick unmöglich sein.“ Seine Augen suchten in ihren nach einer Antwort.
Aber sie schwieg, stimmte ihm weder zu, noch bestritt sie, was er behauptete.
„Zum Teufel!“, stieß er plötzlich hervor und überrumpelte sie.
Ohne Vorwarnung presste er seine Lippen auf ihre.
In Ziennas Blut entzündete sich flammende Hitze. Wie das Ende eines Feuerwerks, wenn viele tausend Lichter auf einmal explodierten und knallten und ein gigantisches Spektakel entfesselten – so fühlte sich der Kuss an.
Für ein paar Sekunden verlor sie sich in diesen Emotionen, bis sie irgendwie zur Vernunft kam und Wendell wegstieß. „Um Himmels willen, bist du jetzt total übergeschnappt?“
„Das sagte ich dir – ich weiß , ich sollte mich von dir fernhalten. Was nicht heißt, dass ich’s kann. Verdammt, du musst dich doch erinnern, wie fantastisch es zwischen uns war.“
Ziennas Wangen brannten. „Vor allem erinnere ich mich an deinen besten Freund Nicholas! Nach deiner Rückkehr in die Stadt bist du sein Geschäftspartner geworden. Du willst dich doch sicher nicht an mich ranmachen und eine Freundschaft ruinieren, die schon lange vor unserer Begegnung entstanden ist, oder?“
Wie gelang es ihr bloß, so pragmatische Worte zu finden?
Nachdenklich senkte er die Lider und hob sie wieder. Dann trat er einen Schritt zurück. „Du hast recht. Völlig recht, es ist nicht richtig. Trotzdem – es fühlt sich so irre gut an, was Falsches zu tun.“
„Für dich ist es offensichtlich nur ein Spiel. Ein krankhaftes Spiel, bei dem es um dein Ego geht. Da mache ich nicht mit …“ Zienna verstummte, weil sie das Gefühl hatte, sie würde nur Unsinn reden. Das verdankte sie Wendell. In seiner Nähe konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen.
„Es ist kein Spiel.“
„Was immer es ist“, erwiderte sie, „es interessiert mich nicht. Lass mich in Ruhe.“
Sie war stolz auf sich selbst und ihren entschiedenen Tonfall. Aber als sie diesmal davonging und Wendell sie nicht zurückhielt, erkannte sie, dass es keine Angst war, die ihren Puls beschleunigte.
Sondern Lust.
13. KAPITEL
„Du lügst!“, rief Alexis, ein gewisses perverses Entzücken in den weit aufgerissenen Augen.
„Nein.“ Zienna presste eine Handfläche auf ihre heiße Wange. „Genau das ist passiert.“
„Also hat er dich auf offener Straße geküsst? Einfach so?“
Zienna saß im Loft ihrer Freundin, die Beine auf dem Ledersofa angezogen, den Ellbogen auf der Armstütze. „Ja.“
„Und?“
„Und – was?“, fragte Zienna.
Alexis, die auf der anderen Seite des Couchtisches saß, warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Und wie war’s?“
„Warum freust du dich darüber? Hast du mir etwa nicht vor ein paar Tagen geraten, ich soll ehrlich zu Nicholas sein? Weil es uns auseinanderbringen könnte, wenn ich ihm meine frühere Beziehung mit Wendell verschweige?“
Lässig winkte Alexis ab. „Was ich gesagt habe, weiß ich. Und ich weißauch, wie glücklich du mit Wendell warst – wie ewig lange du gebraucht hast, um ihn zu vergessen. Wenn er dich anbaggert, interessiert’s mich natürlich, wie du darauf reagierst. Also, wie war’s?“
„Du bist einfach unglaublich!“
„Und du weichst der Frage aus“, gluckste Alexis.
„Das macht dir viel zu großen Spaß.“
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