Lust kennt kein Tabu
sagte er nichts, was einen Sinn ergeben hätte.“
Schließlich verschwanden die Beamten, und sie wartete erneut – auf die Diagnose der Ärzte und auf Alexis’ Ankunft.
Sobald Nicholas in die Notaufnahme gebracht worden war, hatte Zienna bei Alexis angerufen. Endlich sah sie die Freundin ins Wartezimmer laufen. Von Gefühlen überwältigt, sprang sie auf und warf sich schluchzend in ihre Arme.
Alexis strich ihr besänftigend über das Haar. „Ganz sicher wird Nicholas gesund.“
„Ach, ich weiß nicht, Alex, es sieht sehr gefährlich aus“, seufzte Zienna und ließ sie los. „Die Notärzte nahmen an, das Messer hätte die Milz durchdrungen. Er hat innere Blutungen und ist immer noch im OP.“
Alexis umfasste Ziennas Hände. „So schnell geben wir nicht auf, okay? Wir werden nicht glauben, das Schlimmste würde passieren.“
Zitternd rang Zienna nach Atem. „Okay.“
Die Freundin führte sie zu den Stühlen, und sie setzten sich.
„Was hast du vorhin am Telefon gesagt?“, fragte Alexis mit gesenkter Stimme. „Möglicherweise hätte Wendell damit zu tun?“
Allein schon der Gedanke war für Zienna unerträglich. „Da bin ich mir nicht sicher“, antwortete sie ebenso leise. „Ich fragte Nicholas, wer ihm das angetan habe, und er nannte Wendells Namen. Danach verlor er das Bewusstsein. Ob er meinte, was ich befürchte, weiß ich nicht. Vielleicht wollte er mich bitten, Wendell anzurufen und ihm zu erzählen, was passiert ist.“
„Ja“, entschied Alexis, „das muss es sein.“
Nur kurzfristig ließ Zienna sich beruhigen, bevor neue Tränen ihren Blick trübten. „Aber der Kampf in meinem Apartment war so grässlich. Und als ich Nicholas fand, sah ich kein Chaos im Wohnzimmer, nichts wardurchwühlt oder verwüstet worden. Also kann es kein Einbrecher gewesen sein, und Nicholas muss jemanden ins Haus gelassen haben, den er kennt.“
Alexis drückte tröstend Ziennas Hand. „Darüber solltest du dir jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Warten wir die Operation ab, dann werden wir erfahren, was geschehen ist.“
Erst am nächsten Tag durfte Zienna zu Nicholas, und da bestätigten sich ihre schlimmsten Ahnungen.
„Wendell war es“, sagte Nicholas ohne die geringsten Zweifel in seiner Stimme oder in seinen Augen. „Er hat versucht, mich zu ermorden.“
26.KAPITEL
Während Nicholas die Ereignisse schilderte, saß Zienna neben seinem Bett im Krankenzimmer und knabberte an ihrer Unterlippe.
Wendell war zu ihm gekommen, um seine Gefühle für Zienna mit ihm zu erörtern. Schon nach kurzer Zeit hatten sie gestritten, dann waren sie handgreiflich geworden. In wildem Zorn hatte Wendell ein Messer aus der Küche geholt und Nicholas niedergestochen,
So unendlich schwer fiel es ihr, das zu glauben – das zu verstehen.
„Wie Kain und Abel“, fügte Nicholas kaum hörbar hinzu, von der Operation geschwächt. „Die Eifersucht ist ein hässliches Gefühl, Zee, und sie kann einen Menschen zu unvorstellbaren Taten treiben.“
„Tut mir so leid, Darling.“ Diese Worte wiederholte sie immer wieder wie ein Mantra, seit er erwacht war und um ihren Besuch gebeten hatte.
„Es ist nicht deine Schuld.“
„Doch, Nicholas. Hätte ich mich nicht mit Wendell eingelassen, wäre das alles nicht passiert.“
Erneut war sie Wendells Verführungskunst erlegen, hatte sich zwischen zwei Freunde gedrängt und eine Tragödie verursacht. Die Kehle wie zugeschnürt, vermochte sie kaum zu sprechen. „Du hättest sterben können …“
„Einen Großteil meiner Milz haben die Ärzte gerettet, und ich lebe noch. Hey!“ Er schlang seine Finger in ihre. „Jetzt ist alles wieder gut, Baby.“
Zienna kämpfte mit den Tränen. So viele hatte sie schon vergossen. „Nein, ist es nicht! Gar nichts ist gut. Wie kann ich mir jemals verzeihen, was ich angerichtet habe?“
„Nun bist du hier, bei mir.“ Nicholas lächelte sanft. „Nur das zählt.“
„Und ich werde dich auch nicht verlassen.“ Sie drückte seine Hand. „Das musst du mir glauben.“ Dieser Entschluss hatte bereits festgestanden, ehe sie am Vorabend zu seinem Haus gefahren war. Seit dem schrecklichen Zwischenfall fühlte sie sich noch zusätzlich darin bestärkt. „Was dir gestern zugestoßen ist, hat mir meinen schweren Fehler erst richtig bewusst gemacht – einen Fehler, den ich bitter bereue.“
„Dann war die Lebensgefahr sogar was wert „, meinte er, hob ihre Hand und rieb sie an seiner Wange. „Du gehörst zu mir, keine Verwirrung mehr,
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