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Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition)

Titel: Lustakkorde - Ostfrieslandkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elke Bergsma
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hatte das Gefühl, endlich wieder frei atmen zu
können. Was nun aus Jonathan würde, wusste sie nicht zu sagen. Verzweifelt
hatte er hinter ihr her geschrieen, sie dürfe ihn jetzt nicht alleine lassen.
Aber sie hatte ihn und sein Gejammer einfach ignoriert. Da musste er jetzt
alleine durch. Oft genug hatte sie ihm gesagt, er solle diese unsägliche
Geschichte mit Raffael Winter beenden. Regelrecht angefleht hatte sie ihn,
endlich zur Vernunft zu kommen und das Leben zu leben, das für ihn gut war. Raffael
ist gut für mich hatte er dann trotzig geantwortet. Bitte schön! Das hatte
er nun davon. Und sie war mit Sicherheit die falsche Adresse, wenn es jetzt um Trost
und Verständnis ging. Sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben, ihre Zigaretten
und ihren Whiskey. Katharina beobachtete eine aufgeregt schreiende Möwe, die
sie ausdauernd umkreiste und darauf zu warten schien, dass etwas Essbares für
sie abfiel. „Verschwinde!“, knurrte sie ungehalten und blies den
Zigarettenrauch in ihre Richtung.
    Was nur sollte jetzt werden?
Katharina dachte an David Büttner, ihren alten Kumpanen aus der
Kommunardenzeit. Hauptkommissar David Büttner. Ob sie zu ihm fahren und ihm
erzählen sollte, was passiert war? Oder war es dazu schon zu spät? Bestimmt war
die Leiche von Ben Winter schon entdeckt worden. Hatte Jonathan nicht gesagt,
Magdalena und ein junger Mann seien gerade in dem Moment eingetroffen, als er
fluchtartig das Haus verlassen habe? Sie mussten ihn also gesehen haben. Und
selbstverständlich hatten sie dann auch die Polizei informiert. Es würde also
alles seinen Gang gehen. Bestimmt war Jonathan längst verhaftet worden, saß nun
völlig verzweifelt bei David im Verhörraum und stammelte irgendwas von Notwehr.
Ob David sie wohl anrufen würde? Und wenn ja, was sollte sie dann tun? Konnte
sie überhaupt noch was tun? Wollte sie was tun? Katharina wusste es nicht. Sie
war so unendlich müde. Sie wollte doch einfach nur ihre Ruhe haben. Mechanisch
erhob sie sich von ihrem Platz, nahm noch einen großen Schluck Whiskey und
blickte mit glasigen Augen auf die Weite des Watts und die im Sonnelicht
funkelnden Priele hinaus. Die Ebbe hatte ihren Tiefstand erreicht, vermutlich
war schon wieder auflaufend Wasser. Umso besser. Katharina liebte das kühle,
salzige Wasser der Nordsee. Sie setzte einen Fuß in die schlammige Masse des
Wattenbodens. Er sank bis zum Knöchel ein. Zufrieden lächelnd zog sie den
anderen Fuß nach. Dann lief sie los. Langsam, Schritt für Schritt, immer dem
Horizont entgegen.

26
    Fingerabdrücke positiv. Mit
diesen knappen Worten hatte der Mitarbeiter der KTU Hauptkommissar David
Büttner den Ergebnisbericht auf den Schreibtisch geknallt und sich dann wieder
seiner Arbeit zugewandt. Und somit waren sie, wie Büttner zufrieden bemerkte,
wenigstens in einem Punkt weiter. Bei der Suche nach der im Unterrichtsraum
versteckten Kamera war das Team der KTU unter der widerstrebenden Mithilfe von
Sybille Ravensburger schnell fündig geworden. Die Auswertung der letzten
Aufnahmen, die auf der Speicherkarte zu sehen waren, hatte den beteiligten
Polizisten sichtlich Spaß gemacht. Nur Hasenkrug war es schon nach den ersten
Szenen zuviel geworden. Bis unter die Haarwurzeln errötet hatte er sich unter
einem fadenscheinigen Vorwand schnell von der pornografisch-erotischen
Sondervorstellung verabschiedet und den Raum verlassen. Auf besonderes
Interesse war bei allen anderen die Szene gestoßen, in der sich die junge Frau
des Staatsanwaltes Möller ins Bild schob und sich genüsslich stöhnend mit
Raffael Winter auf dem Teppich rekelte. Zwar hatte Büttner sofort alle
Beteiligten zum absoluten Stillschweigen verdonnert, er war sich aber dennoch
ziemlich sicher, dass die als vorbildlich geltende Ehe der Möllers schon bald in
schwieriges Fahrwasser geraten würde. Wenn ihn das auch nicht sonderlich
berührte, da es für den Erfolg seiner Ermittlungen keinerlei Rolle spielte, wie
es um die Ehe der Möllers bestellt war, so ärgerte es ihn umso mehr, dass die
Speicherkarte ausgerechnet kurz vor dem Mordgeschehen anscheinend seine
Kapazitätsgrenze erreicht hatte. Tiefstes Schwarz erfüllte an dieser Stelle den
Bildschirm, was Büttners Stimmungsbarometer prompt in den Sinkflug stürzen ließ.
Er war sich bis zu diesem Zeitpunkt ziemlich sicher gewesen, mit Hilfe der
Kameraaufnahmen den Mord an Raffael Winter aufklären zu können. Dennoch fand er
die Aufnahmen zumindest an einer Stelle recht aufschlussreich.

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