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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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in Fensterreiniger aufgelöst. Entsetzlich.
    22   Uhr irgendwas. Glaube, ich liege auf meinem Bett, aber sicher bin ich mir nicht. Die Toilette, in die ich eben gekotzt habe, kam mir jedenfalls irgendwie bekannt vor. Lena sitzt im Wohnzimmer und sieht
Tatsächlich Liebe
. Eine Komödie mit Hugh Grant, der auf meiner Beliebtheitsskala ein immerwährendes Duell mit Til Schweiger führt. Und zwar um den letzten Platz. Verstehe nicht, was Frauen an Hugh Grant finden. Der Mann hat den Charme eines mit Frischzellen vollgepumpten, hundertjährigen Rauhaardackels. Genau wie Til Schweiger, nur entspricht der eher einem gebotoxten Beagle. Stehe auf, um eine Kopfschmerztablette zu nehmen, lege mich wieder ins Bett und versuche Folgendes nicht zu denken: Wie kann Lena, die tollste Frau der Welt, mit MIR zusammen sein, aber gleichzeitig auf
erzgebirgische Orchesterengel
Lapplandmützen
seerosenförmige Kerzen
Lampen aus alten Kaffeedosen
silberne Armreife mit Nummern drauf
Glühwein und
Hugh Grant stehen?
    Und was noch viel schlimmer ist: Wie soll man es aufgrund dieser Vorlieben schaffen, der Frau ein wirklich tolles Weihnachtsgeschenkzu machen? Aber was mir wirklich unlösbar erscheint: Wieso nur lasse ich mich regelmäßig dazu hinreißen, Glühwein zu trinken, obwohl ich den weder mag noch vertrage? Und wo werde ich den Fernseher unterbringen, wenn erst einmal der Tannenbaum steht?
    Bin sehr verzweifelt und ziehe in Erwägung, Kaminromantik und DV D-Gucken sausenzulassen und Weihnachten stattdessen bei meinen Eltern im Sauerland zu verbringen.
     
    17.   Dezember, Sonntag, 3.   Advent
     
    Bin im Laufe des Abends noch auf ein weiteres Problem gestoßen: Habe gar keinen Kamin! War mir so noch nicht bewusst. Aber nun, da es einmal zu Ende gedacht ist, glaube ich, in meiner Kindheit verflucht worden zu sein. Ja, ein regelrechter Weihnachtsfluch wurde anscheinend über mir ausgesprochen.
Niemals sollst du ein unkompliziertes, stressfreies und gut organisiertes Weihnachtsfest erleben, an dem du deine Freundin und deine Familie durch innovative Geschenkideen, ungeteilte Aufmerksamkeit und ungebremste Weihnachtseuphorie glücklich machst.
Etwas in der Art muss es gewesen sein, das sich eine böse Hexe (vermutlich im Suff) für mich ausgedacht hat.
    Na ja. Lena, die von Fluch zum Glück nichts ahnt, hat sich gestern jedenfalls noch rührend um mich gekümmert. Zwar erst, als sie mit Hugh Grant fertig und ich längst eingeschlafen war, aber ich konnte es spüren. Fühle mich heute wunderbar erholt und bereit für den dritten Advent. Kaufe Brötchen zum Frühstück, zünde die dritte Kerze am Adventskranz an und fühle mich bereits wie ein Weihnachtsprofi. Eventuell war das mit dem Fluch doch ein kleines bisschen Schwarzmalerei.
    Draußen schneit es, was in meinen Augen ein guter Grund ist, um nach dem Frühstück wieder ins Bett zu gehen. Lena sieht das anders.
    «Das geht leider nicht, mein Schatz. Du weißt doch, wir haben diesen Termin mit meinen Eltern.»
    «Mit deinen Eltern? Einen Termin? Und davon weiß ich?»
    «Natürlich. Habe ich dir gestern erzählt.»
    Wohl zwischen dem vierten und fünften Glühwein.
    «Wir treffen sie an der Michaeliskirche.»
    «In einer Kirche??? Warum in einer Kirche?»
    «Nicht in irgendeiner Kirche. Am Michel! Schatz, erinnerst du dich wirklich nicht mehr? Der Weihnachtsbasar. In der Krypta. Direkt unter der Kirche. Meine Eltern haben dort einen Stand.»
     
    Bin sehr überrascht, womit manche Menschen ihr Leben vertun. Lenas Eltern verkaufen auf dem Weihnachtsmarkt selbstgemachte Lebkuchenhäuser. War ja klar, dass die tollste Frau der Welt nicht von schlechten Eltern ist. Aber Lebkuchenhäuser? Und dann noch selbst gemacht?
    Habe den letzten Bissen Brötchen noch nicht heruntergeschluckt, da mahnt Lena bereits zur Eile. «Wir sollten nicht zu spät kommen, dann wird es so voll. Soll ich dir ein Hemd bügeln?»
    «Wozu ein Hemd?»
    «Na ja, es ist Sonntag, und wir gehen in eine Kirche.»
    «Ich dachte, wir gehen unter die Kirche.»
    «Das ist für meine Eltern vermutlich dasselbe.»
    Finde ja, zwischen
über
und
unter
besteht ein himmelweiter Unterschied, das lernt man ja bereits in der «Sesamstraße», aber gut. Will Eltern der tollsten Frau der Welt nicht verärgernund mache mich auf die Suche nach einem Hemd. Also
dem
Hemd. Das Hemd, das ich zur Konfirmation meines Bruders anhatte, der jetzt bereits 28 ist.
    Bin sehr aufgeregt wegen Konfrontation mit kirchlichen Eltern, nicht zuletzt

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