Lustig, lustig, tralalalala
gebaut und für das andere gewissermaßen zu kurz geraten.»
Wieder mal war Toni keine große Hilfe. Ich legte auf. Da musste ich jetzt wohl durch. Und was blieb mir anderes übrig? Aus der Nummer kam ich nicht mehr heraus, ohne bei der nächsten Polizeidienststelle um die Aufnahme in ein Zeugenschutzprogramm zu betteln. Wehmütig blickte ich zum Norwegerpulli, während ich mich langsam auszog. Gute Zeiten.
Der Tanga kniff sehr. Ich zog an ihm herum, als ich die Treppe hinabging, und hoffte inständig, dass nichts während meiner Darbietung herausrutschen würde. Aus dem Esszimmer hörte ich die letzten Verse von
Ihr Kinderlein kommet
, da kam ich ja gerade passend. Ich atmete noch einmal durch und betrat das Esszimmer.
«Ho, ho, ho», rief ich und winkte mit der Glocke.
Das eisige Schweigen, das mich empfing, verhielt sich diametral zur Hitze im Zimmer. Entsetzt blickten mich die Eltern an, der Schwester fiel die Blockflöte aus der Hand, Kerstin hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Ausgerechnet die Oma schien nichts mitbekommen zu haben, merkwürdigerweise hatte sie die Augen geschlossen und lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht zurück. Irgendetwas schien hier nicht seine Richtigkeit zu haben.
«Ho, ho … ho?», versuchte ich es nochmal, ein wenig zaghafter, und ließ die Glocke klingeln. Nichts. Keine Reaktion, bis auf die großen Augen der Kinder und das rot angelaufene Gesicht der Mutter.
Kerstin erhob sich langsam und nahm mich zur Seite.
«Schatz», flüsterte sie mir ins Ohr, «das ist nicht das Weihnachtsmannkostüm. Das ist etwas, das ich uns für heute Nacht mitgebracht hatte. Ich wollte dich damit überraschen.»
Was die Enge im Schritt erklärte.
«Aber», stammelte ich flüsternd, «aber da war sonst kein Weihnachtsmannkostüm.»
«Doch», sagte sie. «Auf dem Bett. Ich hatte es oben auf dein Bett gelegt.»
Ich schloss die Augen. Da hatte ich natürlich nicht nachgeschaut. Schöne Bescherung! Da stand ich, beinahe wie mich Gott geschaffen hatte, meine Scham notdürftig verdeckt von einem roten Fetzen Stoff, vor meinen zukünftigen Schwiegereltern und Nichten. Ich wagte kaum, die Augen zu öffnen, auch wenn es kaum schlimmer kommen konnte. Meine Gedanken wurden unterbrochen.
«Mama, warum ist der Onkel nackt?», fragte Tochter eins. Bevor jemand antworten konnte, stellte auch Tochter zwei eine Frage.
«Mami, Mami, warum ist die Uroma nackt?»
Alle Köpfe drehten sich ruckartig um. Und Tochter zwei hatte recht. Oma saß mit einem seligen Lächeln im Gesicht und nackt auf ihrem Stuhl und aß zufrieden Mousse au Chocolat.
Als ob es einen geheimen Pakt gegeben habe, drehten sich alle wieder zum anderen Nackten, meiner Wenigkeit, um. Ich hob die Schultern und deutete an, nicht zu wissen, was hier vor sich ging.
«Das war ich nicht», flüsterte ich.
Die Anwesenden wandten sich wieder der nackten Oma zu. Kerstins Mutter ging zu ihr hin und fragte, ob alles in Ordnung sei, doch es gab keine Reaktion. Die Oma war einfach nackt und glücklich.
«Ob der Wein wohl gekorkt hat?», rätselte Kerstins Schwester.
«Oder war der Braten nicht gut?», fragte ihr Vater.
Nein, nein, der sei bestens gewesen, bekräftigte die Mutter, sie könne sich dieses Verhalten auch nicht erklären, der Braten sei wie immer gewesen, sie habe ihn genau wie jedes Jahr zubereitet und diesmal nur ein wenig mit Herbes de Provence verfeinert.
«Seit wann hast du denn Herbes de Provence?», fragte Kerstin.
«Ich nicht», sagte die Mutter, «aber du, oben in deinem Zimmer, weißt du noch, aus dem Frankreichurlaub.»
O nein, dachte ich.
«Ich habe deine Nichte hochgeschickt, die Dose holen», fuhr sie fort und zeigte auf eine kleine Dose neben dem Herd. Eine kleine Teedose. Meine kleine Teedose.
«Lecker», sagte die nackte Oma.
Kerstins Vater ging zur Teedose rüber, schaute hinein und roch misstrauisch am Inhalt. Seine Augen verengten sich. Er wandte sich an seine Frau.
«Schnupsi», sagte er, «das sind keine Gewürze, das ist Marihuana.»
Er machte einen Schritt auf mich zu.
«Drogen», erklärte er. «DROGEN!»
Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Ich sagte, dass ich das erklären könne. Er bitte darum, sagte der Vater und stelle die Teedose ab. Ich sah, wie die Nichten von Kerstin neugierig hineinblickten und mit ihren Fingern drin herumstocherten. Doch ich hatte jetzt andere Sorgen. Kerstin hatte jetzt den bösen Blick, ihre Mutter schüttelte vorwurfsvoll den Kopf und
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