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Lustig, lustig, tralalalala

Lustig, lustig, tralalalala

Titel: Lustig, lustig, tralalalala Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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«Guck mal, Gottschalk» sagen würden.
    Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Kerstin mir zuwandte.
    «Wir haben eine Weihnachtskarte bekommen?», fragte sie stirnrunzelnd.
    Da war ich überfragt und stammelte, dass ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern könne, von wegen Vorweihnachtsstress und so weiter, als mir wieder einfiel, dass ich unter Umständen etwas Weihnachtskartenartiges weggeworfen haben könnte, weil ich es fälschlicherweise für die missionierende Wurfsendung einer dieser chronisch gutgelaunten freikirchlichen Gemeinden gehalten hatte.
    «Schöne Pullis», versuchte ich die Situation zu retten.
    Die beiden schauten sich an und strahlten mit ihrem Haus um die Wette.
    «Das trifft sich gut», sagte Kerstins Mutter, «denn wir haben für euch beide ein kleines Willkommensgeschenk.»
    Sprachs, und zauberte zwei weitere Ausgeburten der Pulloverhölle herbei. Die meinten das ernst. Zwei Minuten später hingen unsere Mäntel an der Garderobe und Rudolf an meiner Brust. Und jetzt käme der Clou, sagte der Vater, die Pullover hätten eine eingebaute Batterie, mit der die Nasen zum Leuchten gebracht würden. Was die Werwolfaugen im dunklen Eingang erklärte, das beruhigte mich halbwegs. Plötzlich spürte ich ein Brutzeln an meiner Brust und zuckte zusammen. Kerstins Vater hatte an meinem Pullover herumhantiert, weil er die Nase einschalten wollte, und mich augenscheinlich unter Strom gesetzt.
    «Sorry», sagte er.
    «Kein Problem», erwiderte ich, unsere aus Feuerzeugenselbstgebastelten Elektroschocks zu Schulzeiten seien schlimmer gewesen.
    Kerstins Mutter führte uns zu unserem Gästezimmer.
    «Übrigens», sagte sie an mich gewandt, «wir finden es richtig toll, dass du dich bereit erklärt hast, das zu übernehmen.»
    Das?
Ich guckte erst sie, dann Kerstin fragend an, doch Kerstin wich meinen Blicken aus und beschäftigte sich mit ihrem Koffer. Bevor ich nachhaken konnte, wozu ich mich denn wohl bereit erklärt hatte, öffnete Kerstins Mutter eine Tür und wies uns unsere Bleibe für die Weihnachtsfeiertage zu.
    Es war das alte Jugendzimmer meiner Liebsten. Hier hatte sie mit ihrer großen Schwester gewohnt. Und es war alles noch genau wie früher eingerichtet: An den Wänden hingen noch alte New-Kids-on-the-Block-Poster neben Pferdebildern, auf der Kommode stand Dekoratives, das wirklich nur pubertierende Mädchen gut finden können, und an der gegenüberliegenden Wand, neben dem Fenster, befand sich ein Doppelstockbett. Offensichtlich, wie mir ein kurzer Scan des Raumes zeigte, das einzige Bett in diesem Zimmer. Ich seufzte.
    «Wird es gehen?», fragte Kerstin besorgt von unten, als wir uns zur Ruhe gelegt hatten.
Gehen
war in diesem Zusammenhang ein dehnbarer Begriff. Beim Bund hatte ich noch in viel schlimmeren Lagen übernachtet. Aber man wurde ja auch älter; man freundete sich mit den komfortablen Errungenschaften des Menschen an, und dieses Doppelstockbett gehörte nicht dazu. Ich wackelte mit den Zehen, die samt den Füßen und weiten Teilen meiner Wade über das Bett hinausragten. Wenn ich mich ein bisschen streckte, konnte ich mit meinem großen Onkel einen Smiley an die beschlagene Scheibe malen. Die Decke reichte mir vom Brustbein bis zu den Knien. DieserTeil meines Körpers fühlte sich wohl gewärmt an. Der Rest fühlte gar nichts. Ausgleichende Gerechtigkeit nannte man das wohl.
    «Ja», log ich, «wird wohl gehen.»
    Kerstin seufzte zufrieden. Wir wünschten uns eine gute Nacht.
    Am nächsten Morgen lernte ich den Rest der Familie kennen. Alle trugen die selbstgestrickten Pullover. Von der Treppe aus erhaschte ich einen Blick ins Esszimmer und ging schnell wieder hoch, um mir auch meinen Pullover anzuziehen. Mitgehangen, mitgefangen.
Schnell wieder hoch
war allerdings relativ. Ich freute mich sehr, noch am Leben zu sein; beim Hinabsteigen der Treppe hatte ich mich aufgrund meines eingeschlafenen Beines fast langgelegt und mir den Hals gebrochen. Am Küchentisch wartete schon die Mehrheit der Bagage auf mich.
    «Hast du gut geschlafen?», fragte die Mutter.
    «Bestens», sagte ich und rieb mein Bein.
    «Ich sag es ja», sagte der Vater, «wozu solch ein Bett wegschmeißen? Es ist doch noch top in Schuss! Was fünfzehn Jahre gut war, kann ja nicht auf einmal schlecht sein. Hab eh nie verstanden, warum Kerstin es nicht mitgenommen hat.»
    Kerstin verdrehte die Augen, ich zwinkerte ihr zu. Ihr Vater verstand das miss, fühlte sich angesprochen und zwinkerte mit den Worten zurück,

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