Lustnächte
frech. Wollte sie ihn aus der Reserve locken?
„Keine Frauen. Es war ein reines Männercamp. Frauen würden so etwas keine zwei Stunden durchhalten.“ Er schielte aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber, ob diese unverschämte Diskriminierung ihr Ziel erreicht hatte. Tatsächlich. Ihre schwarzen Augen schossen Blitze. Wie er diese Ankündigung eines Temperamentausbruchs liebte. Sie war ihm so verdammt ähnlich. Niemals lauwarme Gefühle. Er redete schnell weiter, ehe sie den Mund aufmachen konnte.
„Château Blanchefort steht in direktem Zusammenhang mit den Templern. Die Ursprünge dieser Burg gehen zurück bis auf die Westgoten. Die Blancheforts siedelten sich erst später hier an und bauten die Burg aus. Im Jahr 1119 sollte die Anlage nach einer Weisung von Papst Calixte II. in den Besitz der Abtei von Alet-les-Bainsübergehen. Was allerdings an dem bewaffneten Widerstand von Bernard de Blanchefort scheiterte. Ein paar Jahre später hat er ein Dorf sowie die Bergwerke von Cardou und Blanchefort den Templern übertragen. Sie sollen deutsche Bergleute hergeholt haben. Angeblich, um Teile eines Westgotenschatzes einzuschmelzen, munkelt man. Zerstört wurde die Burg erst im 18. Jahrhundert unter Roger de Blanchefort.“
„Opfer der Französischen Revolution.“ Beatrix nickte.
„Möglich.“
„Wenn es dort Bergwerke gab und alte Stollen …“
„Die ganze Gegend ist damit durchzogen. Wärst du mutig genug, da hinunterzuklettern?“
„Selbstverständlich.“
Selbstbewusst klang das keineswegs. Mal sehen, wie weit sie ging.
„Gut. Ich kenne einen Eingang. Setzen wir es doch gleich für morgen auf den Plan.“
Er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Beatrix schwieg für den Rest der Fahrt. Gewiss dachte sie angestrengt darüber nach, wie sie sich einigermaßen würdevoll aus dieser Situation wieder herausmanövrieren konnte.
Gegen Abend erreichten sie ihr Ziel. Er lenkte den schwarzen Geländewagen die schmale, kurvenreiche Straße von Couiza hinauf nach Rennes-le-Château, das einsam auf einer Bergkuppe lag.
„Wie die Kulisse aus einem mittelalterlichen Film. Wie schön.“ Beatrix klang begeistert. Sie sah es wohl mit den Augen eines Historikers. Er nicht.
„Warte ab, wenn es hell wird. Dann kannst du sehen, wie verwahrlost dieses Nest ist“, brummte er.
„Nein, es ist bezaubernd“, beharrte Beatrix. „Wenn du erst einmal ausgeschlafen hast, wirst du das auch erkennen.“
Rennes-le-Château war weiß Gott nicht der Ort, den er sich für seinen Eroberungsfeldzug ausgesucht hätte. Aber er war nun einmal der Ausgangspunkt für diese Schatzsuche. Und diesen Köder hatte sie liebend gern geschluckt. Er würde das Bestmögliche daraus machen.
„Lass uns erst einmal sehen, dass wir ein Dach über den Kopf kriegen.“
Das örtliche Hotel in den wenigen Gassen von Rennes-le-Château zu finden stellte kein Problem dar. Es war ein mittelalterlich anmutender Bau, genauso verwahrlost wie der Rest, aber verträumt mit Efeu bewachsen. Eine schwarz-weiße Katze hatte es sich auf dem kleinen Fenster neben der Eingangstür gemütlich gemacht.
„Sieht ja einladend aus. Bestimmt sind die Betten verlaust und das Klo auf dem Flur.“ Trotz massiver Zweifel an diesem Etablissement stieß Pierre die Tür auf. Eine Alternative gab es wohl kaum.
Der alte Mann, der hinter der Rezeption vor sich hingedöst hatte, schielte ihm entgegen.
„Ein Doppelzimmer“, sagte Pierre in einem Ton, der dem Alten deutlich klarmachte, dass er froh sein sollte, jemanden wie ihn beherbergen zu dürfen.
„Alle belegt.“ Sein Gegenüber befand es nicht einmal für nötig, aufzustehen und schloss die Augen wieder.
Pierre fühlte die alarmierenden Vorzeichen eines Wutausbruches.
Beatrix mischte sich ein. Glück für den Alten. Sonst wäre das Jüngste Gericht über ihn hereingebrochen. Pierre biss die Zähne zusammen.
„Bitte verzeihen Sie, Monsieur. Gibt es vielleicht eine andere Übernachtungsmöglichkeit“, fragte sie höflich.
Der Alte öffnete die Augen. Er schien Beatrix erst jetzt wahrzunehmen. Sein Ton wurde um einiges freundlicher.
„Na ja, ich kann ja mal nachhören. Wenn Sie mit einem privaten Zimmer zufrieden sind.“
„Selbstverständlich, Monsieur.“ Beatrix lächelte den Alten scheu an.
Pierre sah deutlich, dass er sie nicht als seine Gäste wollte. Und sei es nur, um ihn zu ärgern. Immerhin zog der Mann das altertümliche Telefon heran und besorgte ihnen ein Zimmer bei einer alten Dame. Beatrix
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