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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Kompliment«, stellte Kate fest, als sie zu ihr trat.
    Grace seufzte. »Deinem Cousin täten ein paar Manieren ganz gut, Kate.«
    Lady Kate lachte. »O nein, meine Liebe. Manieren hat er. Es scheint ihm an Mut zu mangeln. Es ist schön zu sehen, dass mein hübscher Diccan von derselben Unruhe erfasst wird wie jeder andere Ehemann auch.«
    »Hm.«
    Mit einem trällernden Lachen hob Kate die Arme, um Grace innig zu umarmen. »Oh, ich werde dich vermissen, mein kleiner Colonel. Versprich mir, dass du mich nicht vergisst, wenn du erst eine richtige Ehefrau und Hausherrin bist.«
    Grace erwiderte die Umarmung und fühlte sich, als würde sie alles verlieren, was ihr vertraut war. »Ich bin nicht weit weg«, sagte sie. »Eigentlich habe ich das Gefühl, dass wir uns noch sehr oft sehen werden, weil ich dich um Ratschläge für die Ehe bitten muss.«
    »Um Himmels willen, erwarte nicht, dass ich irgendetwas weiß.« Kate tupfte sich die Augen ab und schob Grace in die Kutsche. »Und jetzt los. Je eher du aufbrichst, desto schneller bist du da.«
    Die Tür fiel zu, und Grace winkte ihrer Freundin ein letztes Mal zu. Als die Kutsche anfuhr, fiel Grace auf, dass sie nicht allein war. Diccans Diener saß ihr gegenüber.
    »Oh, guten Tag«, begrüßte sie den mürrischen kleinen Mann. »Biddle, habe ich recht?«
    Hoheitsvoll neigte er den Kopf. »So ist es. Sie haben keine Zofe, Madame?«
    »Nein. Lady Kate hat mir ihre Zofe angeboten, aber ich habe sonst auch keine Hilfe.«
    Seine geschürzten Lippen zeigten deutlich, was er davon hielt, doch er schwieg. Er sah aus wie ein Hund – die hängenden Wangen, die traurigen Augen, sogar seine Ohren schienen zu baumeln. Erstaunlicherweise reichten, wie Grace bemerkte, seine Füße nicht einmal bis zum Boden. Er war wahrscheinlich nicht viel größer als Lady Kate.
    Grace verbrachte eine Stunde damit, ein Gespräch mit dem griesgrämigen kleinen Mann anzufangen – vergeblich. Egal, was sie auch versuchte, Biddle blieb einsilbig. Und sie hatte nicht den Mut, die Fragen zu stellen, die ihr eigentlich wichtig waren. Zum Beispiel: wie, um alles in der Welt, ein so winziger Diener es schaffte, dem ein Meter achtundachtzig großen Diccan Hilliard den Mantel um die Schultern zu legen. Benutzte er einen Hocker? Stellte er sich auf eine Hutschachtel? Hüpfte er auf Diccans Bett auf und ab?
    Anscheinend hatte sie sich verraten, denn, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden, begann Biddle zu sprechen: »Ich springe hoch, Madame. Wie ein Hase.«
    Grace war so verdutzt, dass sie in Lachen ausbrach. »Danke, Biddle, ich bin beeindruckt. Mr. Hilliards Mäntel weisen nie auch nur eine Falte auf.«
    Ohne sie anzusehen, nickte er ihr knapp zu.
    »Sie heißen Mr. Hilliards Vermählung mit mir nicht gut, nicht wahr?«, fragte Grace.
    Noch immer starrte er aus dem Fenster. »Ich heiße nichts gut, was mein Herr tut, Madame.«
    Verwirrt blinzelte sie. »Warum sind Sie dann sein Diener?«
    Endlich reagierte er: Er war schockiert. »Sollte ich es ablehnen, für den elegantesten Herrn Englands zu arbeiten? Was glauben Sie denn?«
    Biddle richtete den Blick wieder aus dem Fenster. Also, dachte Grace, keine Unterhaltung über Diccan oder über die Arbeit als Diener oder das diplomatische Leben. Womit sollte sie sich die nächsten achtzig Meilen beschäftigen?
    Sie sollte schlafen, aber in der Kutsche war es zu unbequem. Die Dover Road wurde ihrem Ruf gerecht. Sie wurden fürchterlich durchgeschüttelt. Und es würde ohne Zweifel Regen geben, der alles noch schlimmer machte. Jedes Mal, wenn sie seit ihrer Rückkehr nach England in einer Kutsche gesessen hatte, hatte sie nach draußen geblickt und die Aussicht genossen. Es war wie eine Offenbarung gewesen. Im Laufe ihres Lebens hatte sie in Indien gewohnt, in Ägypten und in Amerika und auf den Westindischen Inseln. Sie war in Ceylon und der Türkei, in Italien und Spanien gewesen und hatte jeden exotischen Anblick, jedes exotische Geräusch genossen. Doch sie hatte nie die Möglichkeit bekommen, ihr eigenes Land zu erkunden.
    Sie nahm alles wie Nahrung für eine hungernde Seele in sich auf. Grün und hügelig und friedlich, war es das Land von gepflegten Bauernhöfen und Dörfern mit weiß getünchten, reetgedeckten Häuschen, idyllischen Gasthäusern im Fachwerkstil und unverwüstlichen Burgen aus Stein. Alles war so angeordnet, als hätte ein meisterhafter Gartengestalter Hand angelegt, um die Schönheit der Landschaft noch hervorzuheben. Sie hätte schwören

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