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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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er mit ihr schlafen, ihren Ruf so schützen und dann einen Weg finden würde, damit sie beide getrennt voneinander ihr Leben weiterleben konnten. Sie brauchte ihn ganz sicher nicht. Er könnte auf seinen Posten in Frankreich zurückkehren und sie zurücklassen, damit sie sich um das Haus in London kümmerte. Sie und den Affen. Das sollte doch reichen, oder?
    Exzellent. Problem gelöst. Plötzlich von einer seltsamen Enttäuschung befallen, trieb er Gadzooks zum Galopp an. Er hatte keine Zeit für so etwas. Es gab dringendere Probleme, mit denen er sich beschäftigen musste. Er musste Evenham rehabilitieren, indem er die Regierung warnte, dass der Chirurg hinter Wellington her war. Und dann würde er, weil er das Versprechen gegeben hatte, mit seiner Ehefrau schlafen.
    Es regnete wie aus Kübeln. Der Regen störte den Verkehr auf der Dover Road. Die Wirtshäuser an der Strecke waren vollkommen überfüllt. Es regnete die ganze Nacht hindurch und bis in den Morgen hinein. Die Wolken hingen tief und dicht in einer anscheinend unendlichen Front am Himmel. Als Grace nach einer kalten, feuchten Nacht wieder in die Kutsche kletterte, war sie bewaffnet mit dem Reisebericht, den sie gelesen hatte, als sie und Kate in Canterbury haltgemacht hatten.
    Für gewöhnlich war sie ein stiller Leser. Dieses Mal schien es jedoch so, als würde sie beim Lesen leise murmeln.
    »Stimmt etwas nicht, Madame?«, erkundigte Biddle sich.
    Erschrocken durch den unvermuteten Klang der Stimme, sah Grace auf und bemerkte, dass der Morgen fast vorüber war. Sie hatte stundenlang gelesen. »Nein. Danke, Biddle. Ich finde nur, dass diese Beschreibung von Ägypten nicht richtig ist.«
    »Waren Sie schon einmal in Ägypten, Ma’am?«
    »Ja. Doch ich bezweifle, dass dieser Mr. Pettigrew auch schon dort war. Er hat das Tal der Könige an den falschen Ort gelegt.«
    »Warum lesen Sie das Buch dann?«
    Sie lächelte. »Damit ich weiß, wie ich es auf keinen Fall machen soll, wenn ich meinen eigenen Reisebericht schreibe.«
    Biddle runzelte die Stirn. »Schreiben … oh, ich verstehe. Sie scherzen.«
    Sie konnte es sich nicht verkneifen, den Diener ein bisschen aufzuziehen. »Natürlich nicht. Was hätten all meine Reisen denn für einen Sinn gehabt, wenn ich mein Wissen anschließend nicht teile? Ich glaube, dass ich von Hester Stanhope deshalb ein bisschen enttäuscht bin. Sie hat ihre Abenteuer bisher nicht festgehalten.«
    Tatsächlich verhaspelte er sich. »Lady … Stanhope?«, stieß er schrill hervor. Seine Meinung über die Frau, die sich entschieden hatte, bei den Beduinen zu leben, war eindeutig. »Sie kennen sie?«
    »Ja, das tue ich.« Sie legte den Kopf schräg. »Bin ich deshalb inakzeptabel?«
    Er machte den Mund auf, aber ihm schienen die Worte zu fehlen.
    »Meine Verbindung zu Hester sollte meine traurige Berühmtheit nur noch unterstreichen«, sagte Grace, und ihre Augen funkelten frech. »Vielleicht kann ich sogar Vorträge halten. Was meinen Sie?«
    Biddle schürzte die Lippen. »Mr. Hilliard würde dem niemals zustimmen. Viel zu gefährlich für eine Frau.«
    Grace lachte leise. »Gefährlicher als gegen französische voltigeurs oder algerische Piraten zu kämpfen? Oje, ich muss mein Land anscheinend besser kennenlernen. Oder mir noch eine Pistole beschaffen.«
    Er wurde blass. »Noch eine … Sie machen schon wieder Scherze, Madame.«
    »Über meine Pistole? O nein. Ohne eine Pistole gehe ich nirgendwohin.«
    »Unvorstellbar. Sie müssen sich auf den Schutz verlassen, den Mr. Hilliard Ihnen bietet.«
    Grace hätte beinahe die offensichtliche Frage gestellt: Wie er annehmen konnte, dass ein von Diccan bezahlter Postkutscher im Notfall sein Leben für eine Fremde aufs Spiel setzte. Doch ein Blick in das bleiche Gesicht des Dieners sagte ihr, dass er es nicht verstehen würde. Sollte er ruhig in seliger Unwissenheit bleiben. Sie würde ihre Pistole immer griffbereit haben.
    Einen Moment später fragte sie sich, ob sie das Unglück heraufbeschworen hatte. Sie waren schon die ganze Zeit langsam vorangekommen, aber als sie sich nun einen steilen Hang hinaufkämpften, schien der Schlamm die Räder zu verschlucken. Der Kutscher schrie. Die Pferde wieherten. Die Kutsche fing an, nach hinten wegzurutschen.
    Grace packte den Haltegriff und klammerte sich fest. Biddle stöhnte. Grace konnte spüren, wie die Pferde sich ins Geschirr stemmten. Die Kutsche geriet ins Schlingern. Der zweite Kutscher schrie etwas, und sie hörte das Knallen einer

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