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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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hatte. Was den Rest der Angestellten auf Longbridge anging, so konnten sie dableiben, wo sie sich wohl- und sicher fühlten. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Radhika und Bhanwar London mögen würden.
    Also. Angestellte. Sie nahm an, dass für Wasser und für die Sicherheit gesorgt worden war. Blieben noch Unterkunft, Verpflegung, Gemütlichkeit. Möbel. Garderobe. Sie unterstrich das Wort »Garderobe« und fügte »Nachtwäsche« hinzu. Diccan wollte sicherlich nicht ihr altes Nachthemd sehen. Es war fadenscheinig, schlicht und praktisch.
    Diccan wollte allerdings auch sie nicht wirklich sehen. Sie hatte den gequälten Ausdruck auf seinem Gesicht nicht vergessen, als er sie nackt gesehen hatte. Sie schauderte. Irgendwann im Laufe der nächsten Tage würde Diccan Hilliard mit ihr schlafen. Aber wenn sie weiterhin daran dachte, würde sie die Stunden, bis es so weit war, nicht überstehen. Also beugte sie sich eifrig über ihre Notizen. Sie hatte Listen zu erstellen.
    Ich werde mit Grace Fairchild schlafen müssen. Nein, dachte Diccan. Ich werde mit meiner Ehefrau schlafen müssen. Himmel, sein Kopf schmerzte.
    Genau genommen sollte er über sein Treffen mit Marcus Drake nachdenken. Er war spät daran, er war in einer kompromittierenden Situation erwischt worden und hatte es nicht geschafft, Evenham am Leben zu halten. Es würde jeder Menge diplomatischer Fähigkeiten bedürfen, wenn er die Regierung davon überzeugen wollte, wie schlimm die Lage war. Stattdessen ritt er in leichtem Galopp auf dem unermüdlichen Gadzooks Richtung London und dachte über die Frau nach, die er gerade verlassen hatte. Über das Leben, in das er gestolpert war. Über die Aufgabe, die ihm aufgetragen worden war. Beim bloßen Gedanken daran erschauderte er.
    Wenn sie doch nur nicht so verdammt nett wäre. Er mochte sie. Aber es war unvermeidlich, dass er sie am Ende verletzen würde. Oh, er würde erledigen, was von ihm als Ehemann erwartet wurde. Immerhin hatte er sich seit zwei Wochen nicht mit seiner Geliebten getroffen, was nicht gut für ihn war – um das eindrucksvoll unter Beweis zu stellen, war er an diesem Morgen mit einer unglaublichen Erektion erwacht. Die Erektion war nicht nur einfach daher gekommen, dass er Druck auf der Blase verspürt hatte. Sie war auch nicht daher gekommen, dass ein Mensch mit Brüsten in seinem Bett gelegen hatte. Selbst an diesen langen, unfassbar dünnen Körper geschmiegt, war er hart gewesen. Hart und durchdrungen von dem unerfüllten Wunsch, sein Schwert in diese Scheide zu stecken. Hart und voller Lust, sich in diesen Körper zu ergießen.
    Und dann dieser letzte Kuss. Er hatte Grace einen züchtigen Abschiedskuss geben wollen, um dem Affront durch ihren Grenadier zu begegnen. Doch irgendwann zwischen dem Angebot und dem tatsächlichen Kuss hatte sich etwas verändert. Der Kuss war sanfter geworden, bedächtiger, und er hatte sich gefühlt, als würde er an einer kühlen, süßen Limonade nippen. Eine Überraschung, die er der nur langsam nachlassenden Wirkung des Laudanums zuschrieb. Eine Erinnerung, bei der sein kleiner Freund sich regte – auch jetzt noch.
    Aber sogar dann, wenn er es so gut machte, dass Grace eine Anzeige in der Times schaltete, wäre es eine Farce. Er sollte nicht verheiratet sein. Er wäre ein katastrophaler Ehemann. Und Grace …
    Ihretwegen bekümmert, schüttelte er den Kopf. Die Vorstellung, dass sie ein Teil seines Lebens wurde, war lächerlich. Er war Diplomat. Die Frau eines Diplomaten musste ein geselliges Wesen sein: klug und geistreich und gelassen. Grace war ehrlich und unbeholfen und schüchtern. Sie trug ihre grauen Kleider wie eine Uniform und das Haar so straff zurückgebunden, dass es beinahe unsichtbar wirkte.
    Wenn sie doch nur eine echte Rothaarige gewesen wäre. Wenn sie mit dem Feuer und dem Temperament einer Rothaarigen gesegnet wäre oder sogar mit der ungeheuerlichen Selbstsicherheit seiner Cousine Kate. Kate hätte bei einem diplomatischen Empfang unter vollen Segeln jede Klippe souverän umschifft. Grace Fairchild würde auffallen wie ein Frosch in einem Fischglas.
    Unter Diccan schnaubte Gadzooks und schüttelte den Kopf, als würde er ihn ausschimpfen wollen. Diccan wusste, dass er gemein war. Aber es fing an zu regnen, die Straße wurde rutschig, und er war nass und unterkühlt. Und er hatte ein erschreckend klares Bild, wie sein Leben mit Grace Fairchild an seiner Seite aussehen würde.
    Vielleicht wäre es das Beste für sie beide, wenn

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