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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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Straßenecken zu stehen und anständige Leute anzubetteln oder auszurauben.«
    »Sie haben für ehrliche Löhne gearbeitet, Sir. Wir haben sie nur nicht bezahlt.«
    Er schnaubte. »Machen Sie sich nicht lächerlich. Sie haben bekommen, was sie verdient haben. Man kann nicht erwarten, dass die Regierung sich wegen jedes Soldaten, der über sein Schicksal jammert, selbst zugrunde richtet. Ich sage, sie sollen aufstehen und für sich selbst sorgen wie der Rest von uns auch.«
    »Großartig«, erwiderte Grace und konnte nichts dagegen tun. »Gestern habe ich einen Soldaten ohne Arme getroffen. Welche Arbeit soll er Ihrer Meinung nach denn übernehmen?«
    Hale zischte wie eine überkochende Teekanne. »Madame, es wäre angebracht, wenn Sie nicht über Dinge sprechen würden, von denen Sie keine Ahnung haben. Selbst Wellington hat diese Männer den Abschaum der Menschheit genannt. Sie verdienen nicht mehr, als sie schon bekommen haben.«
    »Nein, Sir, Sie haben keine Ahnung. Dieser Abschaum ist in die Schlacht von Waterloo gezogen, um Napoleon daran zu hindern, bei Ihnen vor der Haustür aufzutauchen. Und dann sind sie nach Hause zurückgekehrt, um dort nicht beachtet und im Stich gelassen zu werden. Tatsächlich sind sie die letzten zehn Jahre für Sie in Schlachten gezogen. Was genau haben Sie in der Zeit für England getan?«
    Ihr war nicht bewusst, dass sie die Stimme erhoben hatte. Sie sah nicht, wie die Gäste um sie herum sie schockiert anstarrten. Aber sie sah den Zorn auf Lord Hales aufgedunsenem Gesicht.
    »Wie können Sie es wagen, Madame? Was wissen Sie denn schon?«
    Zumindest , dachte sie, habe ich jetzt seine volle Aufmerksamkeit . Sie wollte ihm gerade erklären, was genau sie wusste, als sie eine Hand auf ihrer Schulter spürte. Sie drehte sich um und erblickte Diccan, der hinter ihr stand. Seine Miene war ernst, seine Augen funkelten. »Ich fürchte, ich muss schon aufbrechen, meine Liebe. Würdest du mich begleiten?«
    Mit einem Mal wurde sie sich der ohrenbetäubenden Stille im Saal bewusst. Sie sah die Häme in all den aristokratischen Gesichtern. Sie hörte Lady Bea seufzen, die weiter oben am Tisch saß, wo die Tochter eines Dukes hingehörte. »Heilige Johanna.«
    Und Grace wollte lachen, weil sie sich nicht sicher war, ob Bea meinte, dass Grace besonders wagemutig war oder dass sie gerade ihre Verbrennung herausgefordert hatte. Plötzlich fühlte sie sich wie erstickt, ihr Herz raste, und ihre Lunge brannte. Sie wollte jeden selbstzufriedenen Menschen tadeln, der einfach an diesen Soldaten vorbeilief, die Baron Hale verachtete. Es waren tapfere, stolze Männer. Jetzt waren sie blind, hatten ein Bein oder einen Arm verloren, waren durch die Geräusche unzähliger Schüsse wahnsinnig geworden, baten nur um die Möglichkeit zu überleben. Wie konnten diese Schmarotzer es wagen, sie zu verurteilen?
    Es bedurfte übermenschlicher Kraft, doch es gelang ihr, ruhig aufzustehen und einen Knicks zu machen. »Es tut mir leid, Lord Hale. Wissen Sie, mein Vater war Soldat. Ein General unter dem Duke. Ich werde unvernünftig emotional, wenn ich an die tapferen Männer denke, die er angeführt hat und mit denen er gestorben ist.«
    Er lächelte sie an, als wäre sie zehn Jahre alt. »Natürlich, natürlich. Das Zartgefühl der Frauen sollte man immer berücksichtigen. Aber von jetzt an lassen Sie sich von Ihrem Ehemann führen. Ist es nicht so, Hilliard?«
    Es war an Diccan, sich zu verbeugen. »So ist es, Mylord.«
    Grace richtete einen eiskalten Blick auf Diccans Hand, mit der er ihren Arm festhielt. Diccan ließ sie los, und sie verließ aufgewühlt vor ihm den Saal. Ihr war klar, dass ihr Ausbruch seiner Karriere geschadet haben könnte.
    »Ich fürchte, ich kann mich dafür nicht entschuldigen«, sagte sie, während sie im Foyer auf ihre Mäntel warteten.
    Diccan seufzte. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass du dich für die Wahrheit niemals entschuldigen solltest. Ich hätte mir nur gewünscht, dass du dir einen besseren Zeitpunkt ausgesucht hättest, um deine Meinung kundzutun. Hale ist der Schwager des Finanzministers.«
    Niedergeschlagen rieb Grace sich über den Nasenrücken. »Vielleicht sollte ich mich eine Zeit lang aufs Land zurückziehen. Ich könnte sagen, dass ich mein Anwesen kontrolliere.«
    »Nicht jetzt.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich es sage.«
    Sie sah auf und bemerkte die Anspannung in seinem Blick. »Ich fürchte, das reicht mir als Grund nicht, Diccan«, entgegnete sie und hatte

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