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Lustvolles Erwachen

Lustvolles Erwachen

Titel: Lustvolles Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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den Blick nicht von dem Schmuck abwenden. Jeder, der in Indien gelebt hatte, wusste etwas über Edelsteine. Da der Vater ihrer Freundin Ghitika Juwelier gewesen war, wusste Grace sogar noch mehr als die meisten anderen. Diese Edelsteine waren erlesen.
    Ihr Herz pochte heftig, als sie Schroeder die Schatulle zurückgab. »Ich muss mich bei ihm bedanken. Bitte, legen Sie sie mir an.«
    Auch wenn die Juwelen vermutlich nur ein Zeichen seines schlechten Gewissens waren, spielte es für Grace mit einem Mal keine Rolle mehr. Es war wie die Geste – unerwartet, aufmerksam, großzügig. Was auch sonst immer vor sich ging, er versuchte, sie als seine Ehefrau einzuführen. Und für eine Gesellschaft, die Wert auf solche Gesten legte, war der Familienschmuck ein deutliches Zeichen.
    Als Kate kam, um sie abzuholen, erkannte sie die Juwelen sofort wieder. »Tja, das wurde auch Zeit«, sagte sie, als Grace sich zu ihr in die Kutsche setzte. »Ich weiß nicht, wie er seiner Mutter diesen Schmuck abgeluchst hat. Lebt der Drachen noch, oder musste er sie erschießen, um an die Stücke zu kommen?«
    Grace lächelte. »Als sie gestern vorbeikam, um mir ein paar mütterliche Ratschläge wegen meiner morgendlichen Ausritte zu geben, erfreute sie sich jedenfalls noch bester Gesundheit.«
    Kate runzelte die Stirn. »Über den Besuch hast du dich sicherlich sehr gefreut.«
    Grace tat ihr Bestes, um unbekümmert zu klingen. »Oh, nachdem ich vom Duke of Wellington schon getadelt wurde, verblasst die Gattin eines einfachen Bischofs dagegen. Und nein, Kate, du musst mich nicht vor Diccan verteidigen.«
    Kate runzelte die Stirn. »Da bin ich mir nicht so sicher. Selbst Aquamarine können eine so offensichtliche Vernachlässigung nicht wiedergutmachen.«
    »Nein«, entgegnete Grace und hoffte, amüsiert auszusehen, »allerdings schaden sie auch nicht.«
    Zum ersten Mal freute sie sich, zu einer gesellschaftlichen Veranstaltung zu gehen, als würden die Aquamarine ihr einen zusätzlichen Schutz bieten. Sie bewältigte sogar die Treppenstufen, ohne dass ihr Bein verkrampfte. Sie wollte Kate und Bea gerade in den Salon der Lievens folgen, als Bea plötzlich unterdrückt zischte: »Achtung, Piraten!«
    Sofort drehte Kate sich um und versuchte, Beas Blick zu folgen.
    Grace starrte die beiden an, doch sie waren damit beschäftigt, die Menge abzusuchen. »Piraten?«
    »O ja«, erwiderte Kate. Ihre Stimme klang angespannt. »Mein Familienwappen. Ein Schiff unter vollen Segeln. Das heißt … ah, ja, da ist sie. Meine Schwägerin. Siehe, meine Liebe: Ihre Durchlaucht Glynis, Duchess of Livingston. Merkst du jetzt, was für eine schlechte Duchess ich bin? Ich habe nichts zu sagen.«
    Grace folgte Kates Blick und sah Diccans Mutter am anderen Ende des Salons, die in ihrem narzissengelben Kleid magenkrank aussah. Neben ihr stand eine jüngere Ausgabe von ihr – eine blonde, blauäugige Eisskulptur mit einer scheinbar nicht versiegenden Quelle von Verachtung.
    Grace erschauderte. » Das ist die Frau deines Bruders?«
    Kate neigte belustigt den Kopf. »Ja, das ist sie. Du wirst alles verstehen, wenn ich dir sage, dass sie Lady Eloises Nichte ist und dass Lady Eloise Glynis’ Hochzeit mit Edwin arrangiert hat. Glynis passt haargenau zu ihm. Mit dem Gewicht der Arroganz, die die beiden an den Tag legen, könnte man Carlton House, den Wohnsitz von Prinzregent George IV., zum Einsturz bringen. Leider passen sie überhaupt nicht zu mir. Und es freut mich zu sagen, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht.«
    »Wohin du auch gehst«, sang Bea leise neben ihr, »werde ich dir folgen.«
    Kate lachte. »Bea glaubt, dass sie mich schon wieder verfolgen lassen.«
    »Verfolgen?«, wiederholte Grace und sah noch immer zu der blassen blonden Frau. »Ist das nicht ein bisschen mittelalterlich?«
    Kate spielte an einem ihrer Diamantarmbänder herum. »Oh, das ist sogar sehr mittelalterlich. Aber das sind sie auch. Mir gefällt der Gedanke, dass ich Futter für Edwins Nervenkitzel liefere. Edwin behauptet, er wolle den Namen Hilliard schützen. Er liebt es, düstere Drohungen über die Verbannung auszustoßen.«
    Grace ertappte sich dabei, dass sie Kate anstarrte. »Du bist eine Duchess. Er kann dich doch nicht vertreiben.«
    »Oh, ich denke, das könnte er«, erwiderte Kate leichthin. »Immerhin ist er ein Duke und das Oberhaupt meiner Familie.«
    Grace wusste nicht, was sie sagen sollte. Wenn Kate in dieser Gesellschaft schon keinen festen Stand hatte – und das

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