Lustvolles Erwachen
für dich. Warum? Du bist so nervös wie eine Katze in einem Zimmer voller Hunde.«
Er griff in seine Tasche und zog ein zusammengefaltetes Blatt Papier hervor. »Das war in meinem Mantel, als ich Minette heute Morgen verlassen habe.«
Schroeder nahm das Papier entgegen und faltete es auseinander. »Aha. Die Drohung, auf die du gewartet hast.«
Ihm war nicht bewusst gewesen, welche Wirkung die Drohung auf ihn haben würde.
Freut uns, dass Sie die Reize Ihrer Geliebten genießen. Solange Sie ihr vollkommen ergeben sind, ist niemand anders in Gefahr. Es würde uns schmerzen, Ihrer unschuldigen Ehefrau etwas anzutun.
Die Worte drangen wie scharfe Scherben in sein Innerstes ein. Er wollte irgendetwas zerschlagen. Er wollte Grace in den kleinsten Raum sperren, den er finden konnte, und sie beschützen, bis er ihre Sicherheit garantieren konnte.
»Diese Nachricht muss zu Drake«, sagte er. »Sorge dafür, dass Grace immer begleitet wird. Bewaffne unsere Leute, sorge allerdings auch dafür, dass sie nichts bemerkt. Finde heraus, ob irgendeiner von den Leuten neue Hinweise aufgeschnappt hat.«
»Gut«, sagte sie und steckte den Zettel in ihre Rocktasche. »Was ist mit dir?«
Sehnsüchtig blickte er zum Bett. »Ich habe noch zu tun.«
»Du solltest dir vielleicht vorher den Geruch dieser Hure abwaschen.«
Er hielt inne, die Hände an den Hosenbund gelegt. »Diese Hure hat uns schon zu fünf sehr wichtigen Personen geführt. In der letzten Nacht hat sich mich überredet, vertrauliche Papiere für sie zu stehlen. Sie teilt offenbar auch gern Details des geplanten Anschlags auf Wellington mit. Bis wir alles wissen, habe ich keine andere Wahl.«
Trotzdem zerrte er das getragene Hemd über den Kopf und warf es in die Ecke.
Babs war schon zu lange dabei, um zu diskutieren. »Pass auf dich auf«, warnte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Kuss auf die Wange zu hauchen, ehe sie wieder verschwand.
Diccan hatte gerade die Knöpfe an seiner Hose geöffnet, als die Tür aufging. »Nicht jetzt«, bellte er.
»Doch, jetzt«, sagte Grace.
Er wirbelte herum und sah seine Frau in der Tür stehen, durch die Babs gerade gegangen war. Ihre Haltung war aufrecht, und ihre Augen blickten kühl, als sie ihren halb nackten Mann betrachtete. »Es gibt Dinge, die ich kontrollieren kann«, sagte sie gefährlich ruhig, »und es gibt andere Dinge, die ich nicht kontrollieren kann. Wenn ich Schroeder jemals wieder so aus deinem Zimmer kommen sehe, werde ich sie ohne Empfehlungsschreiben feuern und deinen Kaffee vergiften.«
Letzte Woche noch hätte er zugestimmt. Selbst vor elf Stunden noch hätte er die Wahrheit durchblicken lassen. Aber man hatte ihn gewarnt. Also schützte er sie. »Meine Liebe«, sagte er trocken, »mein Schädel hat die Größe einer Melone, und mein Magen droht, mich zu blamieren. Wenn du weiterhin in dieser widerlichen Art und Weise kreischen willst, mach das vor den Angestellten. Ich lege mich jetzt schlafen.«
Lange starrte sie ihn eindringlich an, dann ging sie einfach und schlug nicht einmal die Tür hinter sich zu. Und Diccan, erschöpft, unglücklich und ergriffen von einer unbekannten Angst, sank auf die Bettkante. Er blickte die Wand an, ohne etwas zu erkennen, und versuchte, sich zu ermahnen, dass das, was er gerade getan hatte, notwendig gewesen war. Aber es gelang ihm nicht, sich selbst zu überzeugen, dass es auch richtig war.
Grace war sich nicht sicher, wie viel sie noch ertragen konnte. Wenn sie fünf Minuten länger gewartet hätte, ehe sie zum Frühstück nach unten gegangen wäre, dann hätte sie nicht mitbekommen, wie Schroeder sich, halb nackt und das Haar hochsteckend, aus Diccans Zimmer geschlichen hatte. Sie hätte noch immer an etwas geglaubt, das es nicht gab.
Doch sie hatte die schuldbewusste Röte in Schroeders Gesicht gesehen, als sie vorbeigehuscht war. Sie hatte Diccan gedroht, aber schon als sie die Worte ausgesprochen hatte, war ihr bewusst gewesen, wie leer diese Drohung war. Sie konnte ihm nicht wehtun. Sie konnte Schroeder nicht wehtun. Offensichtlich war der einzige Mensch, dem sie wehtun konnte, sie selbst.
Sollte sie bleiben? Gab es etwas, für das es sich lohnte zu bleiben? Sie wünschte sich von Herzen, nicht die Stimme ihres Vaters in ihrem Kopf zu hören. Fairchilds geben niemals auf! Werde dir darüber klar und versuche es noch einmal.
Es war nicht leicht, doch sie blieb. Sie kehrte zu ihrer täglichen Routine zurück, zu der Diccan überhaupt nicht
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