Lux Aeterna (German Edition)
bald wieder vereint sein, Rabea.“
In der kommenden Nacht beschloss sie, nicht auf Jagd zu gehen. In dieser Nacht würde sie zu verletzbar sein. Es war wieder einmal Vollmond und Halloween. Sie fürchtete sich vor diesen Nächten, auch wenn diese nicht so häufig waren. Doch sie wusste, dass sie Nolans Angriffen und Verführungskünsten in diesen Nächten leicht erliegen konnte.
Niemand auf dieser Erde konnte seinem Schicksal entkommen, und die Zeit nach der Jahrtausendwende war gefährlich. Die Menschen entdeckten wieder ihre Spiritualität und lernten, fremdartige Dinge zwischen Himmel und Erde zu akzeptieren. Das Thema Esoterik boomte. Das bedeutete aber nicht, dass die Menschen sich nicht weiterhin fürchteten.
Die Vampire ernährten sich von ihnen, tarnten ihre Opfer gern als Unfälle und waren zur Stelle, wenn Katastrophen und Kriege die Menschen bedrohten, um ihren Anteil an Nahrung zu sichern. Ihre Zahl war weder gesunken, noch gestiegen. Die letzte Königin des Lichts konnte den Neuzeitvampiren kaum noch etwas entgegensetzen, sie hatten sich inzwischen in verschiedene Spezies unterteilt. Die meisten von ihnen, die sogenannten Hybriden, konnten zumindest keine neuen Vampire mehr erschaffen, aber sie konnten töten. Der endlose Kampf, den Rabea führte, schien aussichtslos. Die Entscheidung zwischen Licht und Schatten stand immer noch aus. Oder konnte es doch einen Kompromiss geben?
Die Jahrhunderte hatten an der einsamen Königin gezehrt. Die innere Müdigkeit, die sie quälte, konnten ihre irdischen Gefährten nicht lindern. Bei den Menschen fand sie weder Zuflucht noch Erlösung. Die Sehnsucht nach ihrem Seelenpartner wurde größer und schmerzhafter, je mehr Zeit verging, und – es ging Nolan nicht anders. Wenn Vampire Gefühle hatten, so waren die seinen ebenso sehnsüchtiger Natur.
Der Hunger nach Rabea wuchs mit den Jahrhunderten ins Unermessliche.
Neun Jahre nach der Jahrtausendwende sollte sich ihrer beider Schicksal erfüllen.
Rabea war nach Schottland zurückgekehrt. Ihre finanziellen Mittel erlaubten es ihr, ein altes, restauriertes Landhaus zu kaufen. Sie fühlte sich wohl in diesem alten, von wilden Rosen umrankten Gemäuer in der Nähe der steinigen Küste. Sie stand oft dort oben auf den Klippen, mit wehenden Haaren, wie eine Statue, und blickte stundenlang hinaus auf das Meer, als ob sie auf irgendetwas warten würde.
Jede Woche brachte ein Händler die notwendigsten Dinge aus dem nahe gelegenen Dorf ins Haus. Ansonsten herrschte Stille in dieser Abgeschiedenheit. Rabeas einziges Vergnügen waren die Ausritte mit ihren beiden Pferden in die Highlands. Die Jagd auf die Engel der Nacht hatte sie inzwischen aufgegeben. Sie fühlte sich ausgebrannt und ihre schönen Augen waren leer. Nur auf dem Rücken ihrer Pferde kehrte das Leuchten in ihnen zurück – die Erinnerung an die Freiheit, an ein anderes Leben in einer anderen Zeit. Hier – weit weg von den Menschen erwartete sie die Entscheidung über ihr Schicksal.
Es war Hochsommer. Die Nächte waren warm und erfüllt vom Duft der Blumen um das alte Haus. Der Geruch von frischem Heu erfüllte den Hof, die letzten Vögel sangen in der Abenddämmerung ihr Abschiedslied an den Tag. Rabea sattelte ihr Pferd ab und versorgte es liebevoll, bevor sie es auf die Koppel stellte. Es war ein herrlicher Ausritt gewesen. Sie nahm einen tiefen Atemzug und sah zu, wie langsam die Sonne mit einem roten Schleier hinter den sanften grünen Hügel versank. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Leichter Abendwind strich durch ihr langes Haar. Sie schloss ihre Augen und seufzte leise. Mit dem letzten Sonnenstrahl aber löste das Streicheln von zärtlichen Händen plötzlich den Wind ab. Über ihre Wangen, ihren Hals, die Schultern bis hinab zu ihren Handgelenken. Mit einem festen Griff zog Nolan ihre Hände auf den Rücken und presste sie fest an sich.
Die Arme, die sie umfingen, waren die ihres geliebten Feindes, doch sie hatte keine Kraft mehr zu fliehen. Rabea hielt ihre Augen immer noch geschlossen.
Sie spürte seinen Atem, als er leise in ihr Ohr flüsterte: „Wie lange willst du noch leiden? Du stirbst doch vor Verlangen genau wie ich.“
Ein Zittern lief bei diesen Worten über ihren Körper, sie riss die Augen auf, doch seine feste Umarmung nahm ihr die Luft zum Atmen. Jetzt erst hatte sie begriffen, dass sie machtlos in den Armen eines Vampirs lag. Und sie genoss es!
„Komm mit mir“, lockte er sie leise, bevor seine Lippen
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