Lux Aeterna (German Edition)
zynisches Lächeln flog über das markante Gesicht. Als sie den Club verließ, folgte Dhrakor ihr in eine dunkle Seitengasse. Unter Rabeas Kleidung befand sich ein geweihter, antiker Dolch. Der Dolch der Hekate. Ein Degen wäre in der heutigen Zeit zu auffällig gewesen.
Sie ließ ihren Verfolger bis auf wenige Schritte an sich herankommen, wandte sich um und blickte dem Herausforderer offen in die Augen: „Warum hast du überhaupt so lange gewartet?“, fragte sie in einem herausfordernden Ton.
Dhrakors Mund verzog sich zu einem Grinsen. „Alles zu seiner Zeit, meine Teure, und meine Zeit ist jetzt gekommen. Dein Nolan ist genauso müde geworden wie du. Es wird Zeit für einen neuen Herrscher.“
Kaum hatte er den letzten Satz gesprochen, als er sie angriff. Er war zweifellos größer und stärker, doch Rabea war behänder und kämpfte mit der Geschmeidigkeit einer Raubkatze. Sie ließ ihren Gegner nicht aus den Augen. Zwei mit überirdischen Begabungen versehene Wesen stritten miteinander, wo ein zufällig vorbeigehender Passant nur eine Vielzahl huschender Schatten wahrgenommen hätte.
Rabeas geschickter Umgang mit dem Dolch hatte Dhrakor zwar verletzt, doch sie selbst steckte mittlerweile in der Klemme. Der Vampir hatte sie gegen die Mauer geschleudert, wo sie benommen und verletzt liegen blieb. Aus den Augenwinkeln registrierte sie einen weiteren Schatten, der sich zu den Kämpfern gesellte – Nolan. Er stellte sich zwischen die Streitenden. Gebieterisch hob er die rechte Hand.
„Wage es nicht, meinen Vertrauten zu töten“, warnte er sie.
„Warum nicht, du hast es doch genauso mit Kendra gemacht, und die war meine engste Vertraute.“ Rabea wischte sich bei diesen Worten ein paar Tropfen Blut aus dem aufgeplatzten Mundwinkel.
Nolan schaute sie mit funkelnden Augen an. „Ich verstehe dich nicht.“
„Oh doch, Kendra trug dein Siegel neben dem Biss am Hals!“ Rabeas Stimme bebte voller Wut, denn die Erinnerung traf sie jetzt mit aller Macht.
„Ich habe Kendra nicht getötet. Mein Siegel brenne ich auf Stirn oder Schulter!“
Der verletzte Dhrakor kam hinzu. Er hielt sich die von Rabeas geweihtem Dolch aufgerissene Seite. Blut floss über seine Hand.
Nolan blickte ihn zornig an. „Was weißt du darüber?“
„Ich? Nichts. Keine Ahnung, wovon sie redet.“
Mit einem Griff packte Nolan Dhrakor am Hals und drückte ihn gegen die Wand. „Ich frage noch einmal, was weißt du darüber?“
Dhrakor drohte zu ersticken, hatte er doch keinen festen Boden mehr unter den Füssen. „Mein Fürst“, keuchte er, „ich wollte Euch damit nur den Weg ebnen.“
Nolan ließ seinen ehemaligen Vertrauten unvermittelt fallen. Er krachte auf einen Stapel alter Holzpaletten. „Also du warst es. Das hatte ich nicht befohlen. Und ich hasse es, wenn man mir nicht gehorcht!“ Mit diesen Worten brach Nolan ein langes, spitzes Stück Holz aus einer der Paletten und stieß es ohne zu zögern in Dhrakors Herz. Als dieser vor ihren Augen zu einem Aschehaufen verfiel, rollte etwas aus seiner Kleidung heraus. Etwas Glänzendes von der Länge eines Dolches. Nolan hob es auf und betrachtete es. Es war das Horn, das vor langer Zeit aus Cedrics Händen verschwunden war.
„Er also war es“, sagte er mehr zu sich selbst. „Er hat versucht, mich zu töten und nicht du.“ Der Zorn in seinem Herzen erlosch. An seiner Stelle trat erneut die Zuneigung zu seiner ehemaligen Gefährtin aus einer anderen Welt.
Er wandte sich zu Rabea, die mittlerweile wieder auf den Beinen stand und die Szene beobachtet hatte. Sie war erschrocken über Nolans Grausamkeit. „Kendras Tod ist gerächt“, sagte er jetzt und ging langsam auf Rabea zu, die vor ihm zurückwich. „Du brauchst dich nicht zu fürchten. Komm, du gehörst doch zu mir!“
Er breitete die Arme aus, doch die Geliebte wich zurück, stolperte über den am Boden liegenden Unrat, bis sie erneut an der rauen Backsteinmauer stand.
„Wie lange willst du noch vor mir fliehen?“ Seine Stimme klang jetzt traurig, aber auch einschmeichelnd und vorsichtig, als spräche er zu einem Kind. Ein paar Betrunkene zogen auf der Hauptstraße an der Gasse vorbei. Eine Flasche zerbrach. Wie in Trance nahm Rabea all dies wahr und hatte doch nur Augen für ihn. Doch bevor er ihr zunahe kommen konnte, kam ihr die beginnende Morgendämmerung zu Hilfe. Nolan war enttäuscht. Er hasste das Sonnenlicht und wandte sich zur Flucht. Sie hörte noch sein Versprechen in ihren Gedanken: „Wir werden
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